Immer wieder landen Zimmerpflanzen nach kurzer Zeit im Müll. Zum einen sind das Pflanzen, die als „Saisonpflanzen“ gehandelt werden wie etwa Weihnachtsstern und Amaryllis. Dass auch sie eigentlich mehrjährige Gewächse sind und jedes Jahr zu neuer Blüte angeregt werden können, spielt bei der Kaufentscheidung meist keine Rolle. Man möchte sie nur im besten Entwicklungszustand sehen und sich nicht die Mühe der Pflege auch in den weniger attraktiven Zeiten machen.
Von dieser durchaus kritikwürdigen „Ex- und Hopp“-Kultur abgesehen werden leider auch viele Pflanzen entsorgt, die zuhause nur vor sich hin kümmern oder schon nach einiger Zeit eingehen. Das passiert auch Menschen, die es eigentlich gut meinen mit ihren Zimmerpflanzen. Sie gießen und düngen und bedauern aus ganzem Herzen, wenn all diese Zuwendung nicht den gewünschten Erfolg hat. Woran liegts?
Nichts gedeiht am falschen Standort!
Auch wenn die meisten als Zimmerpflanzen gehandelten Gewächse gezüchtete Varianten der Wildformen sind, so bleiben ihre Grundbedürfnisse doch im Großen und Ganzen gleich. Erfolgreich wachsen und gedeihen können Sie nur an Standorten, die in etwa den Bedingungen ihrer Herkunftsregionen entsprechen. Das bezieht sich auf ihren Bearf an Licht, Sonne oder Schatten, auf die Temperatur während ihrer Vegetationsperioden und nicht zuletzt auf die erforderliche Luftfeuchtigkeit oder Trockenheit.
Wieviel Licht eine Pflanze benötigt, ob sie auch direkte Sonne verträgt oder nur an schattigen oder halbschattigen Standorten gedeiht, ist das oberste Kriterium der Wahl:
- Viele Zimmerpflanzen, die möglichst helle Standorte lieben wie z.B. die beliebten Orchideen, aber auch Monstera, Guzmania, Philodendron und weitere aus den Tropen stammende Gewächse vertragen keine direkte Sonneneinstrahlung, vor allem nicht mittags. Eine leichte Verschattung oder die Platzierung am Ost- oder Westfenster passt für sie gut.
- Pflanzen, die sonnige Standorte (Südseite-Fenster) bevorzugen, benötigen während ihrer Wachstumsphase häufig mehr Wasser, jedoch nicht alle! Kakteen kann man mit zu häufigem Gießen leicht ertränken und auch die spektakulär blühende Strelizie (Paradiesvogelblume) sollte nur mäßig gegossen werden.
- Auch für weniger helle Räume wie Schlaf- und Badezimmer gibt es passende Zimmerpflanzen. Hier eignen sich vor allem Farne, Calathea und das elegante Einblatt. Der ebenfalls für wenig lichtstarke Standorte empfohlene Bogenhanf ist in Wahrheit ein Allrounder und verträgt sogar Mittagssonne!
In jedem Fall sollte man Zimmerpflanzen nicht spontan kaufen, sondern zuvor recherchieren, welche Bedürfnisse die Wunschpflanze hat und ob man ihr auch bieten kann, was sie benötigt.
Luftfeuchtigkeit, der unterschätzte Faktor
Mit Gießen und Düngen alleine ist es nicht getan! Insbesondere die vielen grünen und blühenden Pflanzen aus tropischen Regenwäldern sind hierzulande beliebte Zimmerpflanzen, stellen aber auch besondere Ansprüche an ihre Umgebung. Vom Wärmebedarf her passen sie meist ganz gut in den Wohnbereich: Über 18 Grad Celsius ist hier Standard und im Sommer werden ihre Wohlfühltemperaturen um die 25 Grad erreicht.
Woran es aber oft fehlt, ist Luftfeuchtigkeit. In Büros, Wohnungen und Läden herrscht während der Heizperiode eine für Regenwaldpflanzen viel zu trockene Luft. Je nach Art benötigen sie eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 % und mehr. Hier muss also etwas unternommen werden, damit die Pflanzen nicht im Trockenstress leben. Ihre Blätter trocknen dann schneller und leichter aus und ihre Widerstandskraft sinkt, Schädlinge wie Milben oder Wollläuse haben ein leichtes Spiel.
Verschiedene Pflegemaßnahmen helfen gegen zu trockene Luft:
- Regelmäßiges Besprühen mit kalkfreiem Wasser. Optimal wäre Regenwasser, aber auch länger abgestandenes Wasser lässt sich als Alternative nutzen. Vom destillierten Wasser wird von manchen Ratgebern abgeraten, da es ihm an Mineralien mangelt.
- Ein mit Kies und Wasser gefüllter Untersetzer schafft ein feuchteres Kleinklima rund um die Pflanze.
- Auch ein Zimmerspringbrunnen kann helfen, die schädliche Wirkung trockener Luft zu mindern, sofern er nahe der Pflanzen platziert wird.
Wer sich diese Mühe nicht machen will oder kann, sollte gleich Zimmerpflanzen wählen, die gut mit trockener Luft zurecht kommen. Das sind z.B. Kakteen, Yucca-Palmen, Gummibaum (Ficus elastica), Strahlenaralie (Schefflera arboricola) und der unverwüstliche Bogenhanf (Sansevieria trifasciata). Sie alle vertragen auch Standorte nahe der Heizung, aber Achtung: Ihr Lichtbedarf ist durchaus unterschiedlich!
Eigene Erfahrungen am Nordseite-Fenster
Meine Wohnung liegt nach Norden, dennoch möchte ich auf Zimmerpflanzen nicht verzichten. Es hat allerdings gedauert, bis ich endlich eine Pflanzenfamilie zusammen hatte, die am Nordseite-Erker gut gedeiht: Pachira (Glückskastanie), Weihnachtskaktus (Schlumbergera), etliche Grünlilien (die halten alles aus!), Ficus Benjamini und ein prächtig gedeihender Bogenhanf.
Letzteren musste ich allerdings nach dem Kauf zügig in geeignete Kakteenerde setzen, denn geliefert wurde er in torfreicher, wasseraufsaugener Erde – und das mag er gar nicht! Auch eine Orchidee hat mich ein paar Jahre begleitet: Ich habe die Ständer entfernt und sie blühte fortan viel „wilder“ – und wie ich finde auch schöner!