Der Naturgarten als nachhaltige Symbiose von Mensch & Natur
Der heutige urbane Siedlungsraum hat jegliche Natürlichkeit verloren. Asphalt und Beton versiegeln die Oberfläche und wo ein grüner Flecken durchscheint, wächst im Normalfall getrimmter Rasen und immer gleiche Gehölze und Zierpflanzen stehen in Reih und Glied. Vorgeblich pflegeleichte Schotterflächen beleidigen das Auge und zerstören jedes biologische Gleichgewicht.
Dabei kommt grünen Flächen gerade im Stadtgebiet eine überaus wichtige Funktion im biologischen Kreislauf zu. Deshalb ist es erfreulich, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Hausbesitzer dazu entschließen, einen Naturgarten zu schaffen. Dieser ist zwar von Menschenhand geplant, doch die Natur gibt die Anleitung.
Aber was ist dabei zu beachten, wenn ein Naturgarten angelegt werden soll? Welche Pflanzen, architektonische Stilmittel und Möbel dienen dazu, das Areal so naturgetreu und nachhaltig wie möglich zu gestalten? Bevor es dabei ans Pflanzen geht, sollte in einer groben Skizze erfasst werden, wie die zukünftige Nutzung aussehen sollte. Häuser, Mauern und Schuppen sind dabei ebenso zu beachten wie Wege, Wasser- und Stromanschluss. Dabei wird bereits zu erkennen sein, welche Materialien noch zu brauchen sind und was neu angeschafft werden muss. So können z. B. Mauerreste als Kies für Wege genutzt werden. Gefällte Bäume bieten sich für eine Totholzecke an, die als Lebensraum für Kleinsttiere dient. Gehäckselte Äste sind prima als Mulch zu verwenden.
Vorbereitungen und Pflanzungen
Wenn die Wege und Plätze abgesteckt sind, hilft eine gute Bodenvorbereitung in Form von Lockerung der Krume dabei, später problemlos die Pflanzen zu setzen. Auch eine Gründüngung spart in Zukunft eine Menge Kraft und Zeit bei der Pflanzenpflege.
Bei der Auswahl der Pflanzen gilt es, sich vornehmlich auf einheimische Arten zu verlassen, wobei Standort und Lichtverhältnisse zu berücksichtigen sind. Mit ihnen kann die heimische Tierwelt am meisten anfangen! Bei den Bäumen schränkt oft die Nähe zum Nachbargrundstück die Höhe und Kronenform ein. Wilde Ziersträucher bereichern die Mesoebene und Kletterpflanzen ersetzen die pflegeintensive Schnitthecke. Mediterrane Gewürze wie Salbei, Lavendel und Thymian lockern das Ambiente zusätzlich auf und verfeinern die Küche.
An schattigen und humosen Ecken lassen sich prima Farne und Stauden ansiedeln und auch unter trockenen Schattenplätzen finden heimische Spezialisten ihren natürlichen Lebensraum. Je größer die Artenvielfalt, desto eher werden die Lebewesen in ihren Garten gelockt, um sich an Blüten und Früchten zu laben und den Garten schöner und erlebnisreicher zu gestalten.
Natürliche Materialien bevorzugen
Das natürliche Leben im Garten soll gefördert werden. Die Artenvielfalt wird geschützt, ohne mit zu viel Arbeitsaufwand verbunden zu sein. Überhaupt dominiert Holz, auch bei den Möbeln und der Naturdeko. Beton und Kunststoff sind eher abträglich. Wer etwas handwerkliches Geschick hat, der kann durchaus selbst Gartenstühle, Bänke und Tische anfertigen. Diese sollten aber aus unbehandeltem Holz bestehen. Auch recycelte Möbel lassen sich aufpeppen und passen sich dem Ambiente hervorragend an. Eine Alternative stellt die mediterrane Lösung dar. Bei diesem Stil dominieren strapazierfähige gusseiserne Elemente.
Zum Beispiel schafft eine Hängematte Gemütlichkeit und ermöglicht Urlaubsfeeling im eigenen Garten. Korbmöbel sind sehr natürlich und auch pflegeleicht. Durch ihr geringes Gewicht sind sie sehr mobil und praktisch für ein Umfeld, das sich immer mal wieder ändert. Neuerdings sieht man auch oft Strandkörbe in den Gärten. Es mag eine Mode sein, doch sind sie durchaus als „Dauermöbel“ geeignet, denn sie sind äußerst witterungsbeständig und langlebig. Leider sind sie selten gebraucht zu finden und schwierig selbst zu bauen, doch es gibt auch Angebote für günstige Strandkörbe.
Ohne chemische Hilfsmittel ein Paradies schaffen
Der wichtigste Grundsatz im naturnahen Garten ist der totale Verzicht auf chemische Hilfsmittel. Gedüngt wird mit organischen Düngern, mit Kompost, Hornspänen und Pflanzenjauchen, die auch zur Pflanzenstärkung dienen. Aus dem Rasen sollte eine blühende Wiese werden, aus dem Springbrunnen ein Biotop und aus stupiden Strukturen ein kreativer Lebensraum. Genau das ist es, moderne Städte dringend benötigen!
Wer seinen Garten gut beobachtet, wird auch bemerken, dass er sich auch ohne Zutun von Jahr zu Jahr ein wenig verändert. Das gilt auch für die Welt der Insekten, mal tritt eine Art massenweise auf (z.B. in trockenen Jahren die Ameisen), im nächsten Jahr eine andere, z.B. Schnecken. Je größer die Artenvielfalt, desto eher bleiben die Dinge im Gleichgewicht, denn „Nützlinge“ finden sich ein – z.B. Marienkäfer, die jede Menge Blattläuse vertilgen. Um die Artenvielfalt noch zu erhöhen, ist das Anlegen eines kleinen Teichs empfehlenswert. Einmal angelegt, kann man ihn größtenteils sich selbst überlassen, muss nur ab und an nachschauen und bei Bedarf Algen heraus holen.