Naturnahe Gärten werden immer beliebter, in den Städten boomt das „Urban Gardening“ und vollständig begrünte Fassaden sieht man immer öfter. Das urbane Leben wird grüner, nur mit den Dächern tut man sich noch ein wenig schwer. Sogar in den Kleingartenanlagen sind begrünte Gartenhausdächer selten, eher finden sich berankte Terrassen: der grüne Sichtschutz ist beliebt und einfach machbar. Aber ein ganzes Dach? Da schrecken viele angesichts des – vermuteten – Aufwands für Aufbau und Pflege doch zurück. Was schade ist, denn eine Dachbegrünung hat viele Vorteile und ist durchaus machbar, wie wir im Folgenden aufzeigen wollen.
Dachbegrünung hat viele Vorteile
Wenn es auch stimmt, dass der korrekte Aufbau mit Bepflanzung zu Beginn durchaus aufwändig ist, so hat man dafür später kaum mehr etwas am Dach zu tun. Begrünt man etwa ein Gartenhaus, hat das ganz praktische, positive Effekte. Die Begründung schützt nämlich das Dach vor Hagel und Frost, gleichzeitig funktioniert sie als Schall- und Wärmedämmung, so dass es im Winter weniger kalt und im Sommer nicht so heiß wird.
Ein begrüntes Dach verursacht zudem keine weiteren Reparaturkosten, denn Begrünungen sind auf Dauer angelegt. Nicht zu verachten ist auch der ökologische Gewinn: Die Bepflanzung trägt – insbesondere in städtischen Umgebungen – zur Luftverbesserung bei und bietet Pflanzen und Kleintieren Lebensraum, den man ihnen durch die Bebauung zunächst genommen hat. Und auch wir Menschen genießen den urigen Anblick begrünter Dächer, die immer eine anheimelnde, harmonisierende Ausstrahlung haben. Da kein begrüntes Dach dem anderen gleicht und sich die Pflanzengemeinschaft jedes Jahr verändert, bleibt es für Gartenfreunde auch spannend, der Entwicklung zuzuschauen und im Frühling immer wieder mal neue Sedumarten, Mauerpfeffer oder andere „Ansiedlungen“ zu entdecken.
Intensive oder extensive Dachbegrünung?
Unter einer Intensivbegrünung versteht man aufwändige Dachbegrünungen mit Stauden, Sträuchern, evtl. Rasenflächen und kleinen Bäumen, die man gelegentlich auf extra dafür konzipierten Neubauten bewundern kann (siehe z.B. dieses Paradies in luftiger Höhe). Für Gartenhäuser, Carports, Garagen und Schuppen kommt eher die viel einfacher machbare „extensive Dachbegrünung“ in Betracht.
Für die extensive Begrünung werden vor allem Moose und Sukkulenten, Kräuter, Gräser und gelegentlich auch Zwiebel- und Knollenpflanzen eingesetzt. Mischkulturen sind auf jeden Fall anzuraten, da man mit nur einer Pflanzenart Gefahr läuft, alle auf einmal zu verlieren. Schließlich müssen die Pflänzchen mit jeder Witterung, mit Frost, Hitze, Wasser- und Nährstoffmangel zurecht kommen – viele verschiedene Arten packen das viel besser als Monokulturen, zudem sieht eine solche Mischbepflanzung auch besser aus. Moos-Sedum-Begrünungen sind besonders robust und können bereits auf einer dünnen Substratschicht von nur 2 bis 6 cm gedeihen. Gras-Kraut-Begrünungen (wie auf Foto 1 und 2) benötigen Substratschichten von mindestens 10 Zentimetern für ein ausreichendes Wachstum und bilden eine „Halbtrockenrasen- oder Trockenrasengesellschaft“ aus. Die Kosten für eine extensive Dachbegrünung beginnen nach Angaben des Deutschen Dachgärtner Verbandes e.V. bei 25 bis 35 €/m² – für Gartenhäuser also eine durchaus machbare Größenordnung.
Dachbegrünung per DIY oder durch Profis?
Wer handwerklich geschickt ist, kann sich durchaus selbst an eine extensive Dachbegrünung wagen. Im Internet finden sich Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit und ohne Anwendung von Komplettsystemen, die der Handel anbietet. Voraussetzung ist, dass das Dach die zusätzliche Last auch tragen kann: Für eine extensive Begrünung rechnet man mit 100 Kilo Gewicht pro Quadratmeter. Kennt man die Tragfähigkeit nicht, sollte sie ein Statiker berechnen, bevor man zur Tat schreitet!
Extensivbegrünungen sind auf flachen und geneigten Dächern bis etwa 40 Grad Neigung möglich, ab 15 Grad wird es jedoch komplizierter, denn dann muss man Maßnahmen gegen das Abrutschen ergreifen.
Natürlich kann man sich die Dachbegrünung auch von Profis anlegen lassen. Es gibt Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, erste Auskünfte erhält man bei örtlichen Gartenbau-Anbietern oder durch eine regionale Suche im Internet.
Es muss nicht immer gleich das Dach sein…
Dass man auch klein anfangen kann und einfach begrünen, was sich als Fläche so anbietet, zeigt das folgende Beispiel:
Hier wurde in einem Hinterhof der Unterstand für Fahrräder und Mülltonnen begrünt – und zwar nicht nur mit Moosen und Sukkulenten, sondern mit Blumen und Kräutern. Schließlich ist die Ebene der Bepflanzung leicht zu erreichen, man hat also die Wahl, hier auch pflegebedürftigere Gewächse zur „Hofbegrünung“ zu nutzen.
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Bildquellen:
Foto Pflanzengemeinschaft: © Heiner Witthake, Fotolia.com
Fotos begrünter Dächer: homify.deals
(Auf Homify finden sich übrigens inspirierende Gartenideen, die man nicht schon 1000 mal gesehen hat!)
30. Oktober 2016 um 13:40
Hallo toller Beitrag.
Das letzte foto gefällt mir sehr gut..Bepflanzte Fahhrad Mülltonnenbox..sehr schön.
Lg Sandra
Pingback: Kleingartendach selber reparieren – Streichen oder kleben – BauBlog-Liste.de
13. November 2021 um 18:11
Dass begrünte Dächer anscheinend immer beliebter werden, ist auch uns aufgefallen. Noch vor zwei Jahren war eine Begrünung unseres Daches gar kein Gesprächsthema. Nun wurden wir in der letzten Zeit öfters von Freunden und Nachbarn dazu inspiriert, sodass wir uns diesen Wunsch ebenfalls erfüllen lassen möchten.
7. Juni 2023 um 16:51
Danke für den erfrischenden Blick auf die Möglichkeiten der urbanen Begrünung. Ich finde es faszinierend, wie ein begrüntes Dach sowohl praktische Vorteile (z.B. Schutz vor Wetterbedingungen, thermische Isolation) als auch ökologische Vorteile (z.B. Bereitstellung von Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Beitrag zur Luftqualität) bietet. Die Unterscheidung zwischen intensiver und extensiver Begrünung und die Erläuterung der Pflanzenwahl sind besonders hilfreich.
Beste Grüße
Susanne Beatrix
27. Dezember 2023 um 17:16
Die Vision einer grüneren Stadtlandschaft durch Dachbegrünung, wie in diesem Artikel hervorgehoben, ist wirklich inspirierend. Es ist bemerkenswert, wie Dachgärten nicht nur zur Ästhetik urbaner Räume beitragen, sondern auch praktische Vorteile wie verbesserte Isolation und Wetterbeständigkeit bieten. Die Unterscheidung zwischen intensiver und extensiver Begrünung ist sehr aufschlussreich und deutet darauf hin, dass es für jede Art von Gebäude und Budget eine geeignete Lösung gibt. Besonders interessant finde ich den Hinweis auf die geringe Wartung und die Langlebigkeit von Dachgärten. Diese Aspekte könnten für Anbieter von Dachbaustoffen besonders interessant sein, um nachhaltige Optionen in ihr Produktportfolio aufzunehmen.
Gibt es Überlegungen, solche umweltfreundlichen Lösungen in der Zukunft stärker zu berücksichtigen?
11. Januar 2024 um 11:11
Überlegungen wohl, aber die Politik traut sich vielfach nicht, sowas wirklich zu forcieren.