Seit Tagen der erste Sonnenschein, vormittags! Natürlich fällt mir da der Garten ein. Es ist bestimmt schon zwei Wochen her, dass wir (mein Liebster & Gartenpartner und ich) zuletzt da waren. In dunklen, kalten und auch noch regnerischen Tagen kommt die Lust auf einen Gartenbesuch nicht wirklich auf.
Aber jetzt! Die Sonne scheint immer noch und wird das auch noch eine Weile tun, so die Wettervorhersage, die ich erstmal checke. Also bestes winterliches Gartenwetter…. Es ist nicht ganz einfach, die träge Verhocktheit zu überwinden, die sich bei forciertem Zuhausebleiben vor PC und TV so einstellt. Vielleicht hat ja der Liebste Lust? Wenn nicht, schafft er es bestimmt locker, mich von diesem Anfall mutwilliger Gartenlust abzubringen, so dass mein innerer Friede wieder hergestellt ist, Gartenfrage erledigt. Aber nein, auf meine kurz angebundene Frage (die innere Trägheit!) kam gleich ein „Na, wenn du mich so überredest….“.
Ca. eine Stunde später fuhr ich bei 2 bis 3 °C gut zwanzig Minuten mit dem Rad durch die Kälte, blöderweise hatte ich die Handschuhe vergessen! Aber ich freute mich, den Garten wiederzusehen, der sah heute so aus:
Gärten im Winter sind meist nicht so fotogen, auch nicht unser wilder Garten. Kahle Bäume, viel Abgestorbenes in braun und beige, dazu das Dunkelgrün des Efeus, nichts blüht. Keine tollen Motive also – und sowieso nur die HandyCam. Egal.
Nicht weit vom Eingang steht noch der Palmkohl auf dem Flaschenbeet:Den hab‘ ich schon ein paarmal beerntet, es wäre kein großer Verlust, wenn er im Nachtfrost erfriert. Eigentlich ist Palmkohl nicht winterhart, verträgt aber kurzzeitig Minusgrade.
Rechts vom Eingang ist das neue Hügelbeet im Bau:Im „Vorderland“ (unsere erste Parzelle) ist das der zentrale Gemüsebereich. Es wächst auch noch anderswo Gemüse, aber diese Beete, die wir „Mitte 1“ und „Mitte 2“ nennen, sind gut einsehbar und sollen ganz besonders die „kleingärtnerische Nutzung“ präsentieren. Bisher war alles ebenerdig, jetzt wird Mitte 2 (das jetzt aussieht wie ein großer Laubhaufen) zum Hügelbeet. Hier werden im nächsten Jahr zwei Kürbisse wachsen und das ganze Beet bedecken! (Siehe auch „Weniger Arbeit mit der kleingärtnerischen Nutzung„)
Auf dem Weg ins Hinterland befreie ich die Königskerzen der nächsten Saison von herabgefallenen faulenden Blättern. Die suchen sich ihre Plätze selbst, diesmal am Rand unseres ersten Steinbeets, passt gut!
Mittlerweile ist der Liebste eingetroffen und wir besprechen, was wir tun könnten. Schnell ist klar: Die zweite, extrem hoch gewachsene Hälfte der Haselbüsche muss noch geschnitten werden, die erste Hälfte war schon dran – ein gutes, nicht allzu langwieriges Gewerk für einen Gartenbesuch im Winter. Hier also der Zustand vorher:
Und hier nach dem Beschnitt:
Aus den langen Ästen machen wir Bohnenstangen fürs nächste Jahr. Die lagern jetzt hinter’m Gartenhaus, gut überdacht: Wie Ihr seht, wächst in allen Bautuppen etwas, in denen letztens noch Tomaten standen. Hier sind es hauptsächlich Gartenkerbel, Taubnesseln und Schöllkraut. In einer anderen Ex-Tomatentuppe im Hinterland wächst jede Menge Vogelmiere:Das gab es zu meiner Verwunderung kürzlich noch bei KNUSPR (ein Lieferdienst, der auch Produkte aus Hofläden anbietet) für sage und schreibe 9,90 Euro die 100 Gramm! Hat aber wohl doch nicht genügend Interesse gefunden, denn jetzt heißt es zur Suche „Vogelmiere“ nur noch „Tut uns leid, das Produkt haben wir nicht gefunden 🤔“
So sieht jetzt das Hinterland aus (unsere 2.Parzelle, direkt anliegend). Ich verzichte darauf, hier an Kontrast und Sättigung zu drehen, damit es „schöner“ aussieht:Das undefinierbar Grüne auf dem Bild ist Ginster. Der steht im Herbst und Winter sehr aufrecht da. Im späten Frühjahr legt er sich dann wieder ab und wächst mehr horizontal.
An einem unserer Wiesenwege steht „wilder Spargel“ und trägt Früchte:
Es ist ein ganz normaler Spargel, den wir „wild“ nennen, weil er nicht von uns gesetzt wurde. Der kommt an dieser Stelle seit 15 Jahren immer wieder! Unsere wenigen Kulturspargel an zwei anderen Stellen haben dieses Jahr keine Früchte gebildet.
Ein paar Mangolds stehen auch noch im Hinterland: Den lassen wir stehen, weil Mangold zumindest einmal den Winter überstanden hat und neu ausgetrieben ist. Wenn er es nicht schafft (wie so oft) ist auch nicht viel verloren. Wir haben ihn zwei- dreimal beerntet, immerhin.
Das Topinamburbeet bietet nun wahrlich keinen schönen Anblick:Allerdings sind die Topinambur-Knollen erst erntereif, wenn das Grünzeug verdorrt ist. Einen Eimer voll hab ich schon geerntet und es wird noch jede Menge Nachschub geben. Abgesehen von der sicheren Ernte ist Topinambur das arbeitssparendste Gemüse der Welt, großartig für die „kleingärtnerische Nutzung“. Braucht selten mal Wasser und kommt auch ungedüngt zurecht, möchte sich sogar gerne ausbreiten!
Am Totholzhaufen wächst jetzt Moos, zusammen mit den witzigen Trichterflechten:
Zu guter Letzt noch ein Blick ins Haus, mal sehen was aus Thekla, unserem Haustier des Jahres geworden ist:
Das Netz, das vor dem Fenster hing, ist verschwunden und Thekla (eine seltene „Gehörnte Kreuzspinne“ / Araneus angulatus) sitzt jetzt über dem Fenster an der Wand. Vielleicht ist sie schon tot und vertrocknet an dieser Stelle, denn meine Recherche hat ergeben, dass Kreuzspinnen nicht überwintern. Schade, es war schön mit dir, Thekla! Zweimal hab‘ ich sie sogar gefüttert, ihr selbst gefangene Schnaken ins Netz geschmissen. Sehr interessant, wie unglaublich schnell sie sich dieser Beute bemächtigt hat!
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