Husarenknopf, Elfenspiegel, Schneeflockenblume: Nicht wirklich insektenfreundlich!

Ein Bericht über enttäuschende Erfahrungen mit Vielblühern für den Balkon, aus denen ich für die die nächste Saison Konsequenzen ziehen werde!

Neben dem wilden Garten begärtnere ich auch meinen Balkon, der während der Saison nur morgens bis vormittags ein paar Stunden Sonne bekommt. Die Pflanzenauswahl ist deshalb begrenzt, wenn auch nicht so sehr, wie man denken könnte.

Balkon Ende Juni

Balkon Ende Juni

Z.B. stehen in der sonnigsten Ecke auch fünf Tomaten und gedeihen hervorragend! Darum soll es hier aber nicht gehen, sondern um (vermeintlich!) insektenfreundliche Pflanzen, die ich dieses Jahr pflanzte – neben allerlei Wildkräutern, die von alleine kommen.

Mich leitete der Wunsch, neben Tomaten, einigen Kräutern und dem Wildwuchs auch ein paar schöne Dauerblüher zu haben, selbst wenn es sich nur um Einjährige handelt. Zum einen bieten sie viel fürs Auge, für die Freude an vielen Blüten, zum anderen sollten die Blüten Insekten anziehen, die dann beiläufig auch meine Tomaten bestäuben. Zu meinem Erstaunen interessieren sich Bienen und Hummeln aber überhaupt nicht für diese SCHÖNEN Balkonpflanzen, obwohl sie in vielen Artikeln als „insektenfreundlich“ beschrieben werden.

Da ist z.B. die Schneeflockenblume (Sutera Cordata), die ich schon seit sechs Jahren immer wieder pflanze:
SchneeflockenblumenDas Foto ist aus dem Jahr 2022, da haben sich drei Exemplare wirklich prächtig entwickelt, aber: Kein Insekt hat sich dafür interessiert! Deshalb dieses Jahr nur noch eine Schneeflockenblume, die allerdings längst nicht mehr so üppig wächst. Passt zu meinem Entschluss, sie nicht mehr anzupflanzen!

Utopia.de schreibt dazu im Artikel „Schneeflockenblume: Balkon- und insektenfreundliche Pflanze„::

„Die Schneeflockenblume, lateinisch Sutera Cordata, kommt ursprünglich aus Südafrika. Ihre Blütezeit dauert von Mai bis Oktober. Die Pflanze gehört zur Familie der Braunwurzgewächse (lateinisch Scrophulariaceae) und wird bis zu 20 Zentimeter hoch…. Die relativ pflegeleichte Schneeflockenblume eignet sich sowohl für Balkon und Terrasse als auch für den Garten. Neben ihrem Aussehen überzeugt die Schneeflockenblume auch durch ihre Insektenfreundlichkeit. Die Pflanze kommt besonders bei Bienen sehr gut an und trägt somit zum Erhalt der Bienenpopulation bei.

Tja, das stimmt einfach nicht! Nicht mal Schwebfliegen finden Gefallen an den vielen Blüten. Hummeln kommen dafür schon früh vorbei, noch bevor die Balkonstars blühen, und bestäuben meine Tomaten. Erstaunlich!

Ganz ebenso verhält es sich mit den diesjährigen Neuerwerbungen, z.B. die drei Husarenknöpfchen (Sanvitalia procumbens), die wirklich hübsch blühen:

Husarenköpfchen

Pflanzmich.de schreibt über den Husarenknopf:

„Sommerlicher kann eine Blühstaude nicht sein als der Husarenknopf! Dauerblühend verwandelt er Beete und Rabatten von Juni an bis weit in den Oktober hinein in ein strahlend gelbes Blütenmeer! Wie kleine Sonnenblumen wirken die Blütenkörbchen mit ihrer dunkel braunschwarzen Mitte – so macht ihr Anblick einfach glücklich! Und nicht nur uns – auch Bienen und andere Bestäuber freuen sich über den reich gedeckten Tisch.

Tun sie nicht, leider! Das Blütenmeer wird komplett ignoriert. Nur die Tauben rasten gerne hier und zerdrücken die Triebe, weshalb ich versuche, sie durch Stecken abzuhalten.

Sehr üppig blüht auch der Elfenspiegel (Nemesia) , ein Gewächs, das auch für schattigere Balkone empfohlen wird.Elfenspiegel

Nicht eine Biene oder Hummel hat sich jemals für diese Blüten interessiert! Obwohl z.B. „Grüner Daumen“ schreibt:

Elfenspiegel (Nemesia) sind sehr bienenfreundlich und eine wertvolle Nahrungsquelle für Honigbienen, Wildbienen und Hummeln.

Aber seht Ihr den Stängel rechts oben auf dem Foto, Teil einer heimischen Wildpflanze, die sich beim Elfenspiegel angesiedelt hat?

DAS ist das Gewächs, für das sich Hummeln regelmäßig interessieren und wirklich jede Blüte aufsuchen:
Schwarznessel

Es ist eine Schwarznessel (Ballota nigra). Um auch die letzte Blüte zu finden, suchte die Hummel sogar weit unten am Stengel, während sie die üppigen Elfenspiegelblüten links liegen lies.

Auch ein paar Rotkleeblüten wurden gerne besucht, ebenso der Beinwell, den ich im Frühjahr in einen größeren Kasten im Vollschatten gepflanzt hatte, sowie die Königskerze, die sich sogar im beengten Balkonkasten schön entwickelt hat.

Königskerze und Beinwell

Warum ignorieren Bienen und Hummeln die angeblich so insektenfreundlichen Balkonblumen?

Blütenmeer hin oder her und egal, wie „zugänglich“ die Blüten sind: Bienen und Hummeln können offensichtlich mit den fremdländischen Gewächsen aus anderen Kontinenten nichts anfangen. Der Elfenspiegel stammt aus Südafrika, ebenso die Schneeflockenblume. Der Husarenknopf ist in Mexiko, Guatemala und Südwesten der USA heimisch. Alle drei haben sich hier nicht „ausgewildert“, sondern gedeihen nur unter stetiger Pflege im Balkonkasten oder Zierbeet. Unsere Insekten, allen voran Bienen und Hummeln, ziehen heimische Wildpflanzen bei weitem vor. Die Blühwunder werden konsequent ignoriert – so jedenfalls meine Erfahrung aus mehreren Jahren.

Konsequenz: Nur noch heimische oder hier wild vorkommende Pflanzen auf den Balkon!

Im nächsten Jahr werde ich mir die Mühe machen und nach Blütezeit ausgewählte Wildpflanzen in die Kästen sähen. Auch heimische Jungpflanzen werden in spezialisierten Gärtnereien immer häufiger angeboten, das ist also gut machbar. Hier mitten in der Stadt mangelt es ja viel mehr an solchen Gewächsen als im Garten, wo wir sehr vieles einfach wachsen lassen, was von selber kommt.

Der Nachteil eines insektenfreundlichen Balkons: Ab und zu verfliegt sich eine Biene, Wespe oder Hummel und besucht mich in der Wohnung. Das stört mich dann schon bei der Arbeit am Computer, aber es passiert ziemlich selten, ist also hinnehmbar. Dafür kann ich bei fast jedem Wetter eine Hummel oder Biene sehen, die gewiss froh ist, auf meinem Balkon etwas Essbares zu finden!

Falls jemand WIRKLICH insektenfreundliche Pflanzen empfehlen kann: Gerne in die Kommentare schreiben!

 

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

8 Kommentare

  1. Pingback: Balkonpflanze 2019: Die Schneeflockenblume › Das wilde Gartenblog

  2. Ich habe einen Ostbalkon und von den Insekten gern besucht werden hier aktuell Borretsch, Lavendel und billige „einfache“ Zauberglöckchen aus dem Baumarkt („einfach“ im Sinne von normale Blütenform, jede Blüte hat nur eine Farbe usw). Die Glockenblumen und Blaukissen kamen meiner Erinnerung nach auch ganz gut an, aber nach etlichen Jahren sind meine jetzt ziemlich hinüber und ich müsste mal neue pflanzen.

  3. Ich habe einen Südbalkon nur mit einheimischen Wildpflanzen bepflanzt oder ausgesät. Besonders beliebt bei Bienen und Hummeln ist rotes Basilikum, die Blüten sind schön anzusehen und blühen den ganzen Sommer über. Ich bepflanze den Balkon auch nicht jedes Jahr neu, die Wildpflanzen überwintern und kommen jedes Frühjahr wieder.

  4. Spannend – danke fürs Teilen deiner Erfahrungen!
    Richtig beliebt ist hier Borretsch, wobei der halt relativ groß wird – laut Internet sollte der aber auch im Kübel gedeihen. Die Stockrose, die sich dieses Jahr wild ausgesät hat (nach etlichen Jahren, in denen sie nie so recht aus dem Quark kam), wird ebenfalls viel angeflogen, ebenso der Lavendel und der Frauenmantel.

  5. Hallo Claudia,
    ich habe mich auch von Geranien und Co verabschiedet, und schaue oft bei den Videos
    https://www.youtube.com/watch?v=kNpvn_kaGBk
    Renature oder von Markus Burkhard rein
    https://www.youtube.com/watch?v=GKfAbAnnU6Y
    Am besten starten mit Samen aus einer Wildblumenmischung oder sich was ausgraben vom Straßenrand und Wiese, Wegwarte wächst problemlos im Kasten.
    Sieht im ersten Jahr aus wie Löwenzahn.
    Oder die ganzen Fetten Hennen Gewächse da haben die Bienen im Herbst was
    von. Der Naturkasten sieht natürlich aus und nicht perfekt gestylt wie der Kasten
    mit Geranie und Co. Im Frühling die Zwiebelblüher Krokus usw. da haben die Bienen sofort was .Viel Glück beim Bienenfreundlichen Balkon.
    LG Conny

  6. @alle:
    herzlichen Dank für Eure Kommentare und die Tipps für weitere insektenfreundliche Pflanzen! Was auf meinen Nordost-Balkon passt, werde ich nächstes Jahr anpflanzen.

  7. Pingback: Balkongarten im September: immer noch grün › Das wilde Gartenblog

  8. Mein liebster Tip für den Herbst – Efeu richtig groß werden lassen! Habe einen riesigen Busch, schon viele Jahre alt, an der Terrassen-Trennwand. Der fängt so etwa Mitte September an (ganz unscheinbar) zu blühen – da ist ein irres Gewimmel an unglaublich vielen Schmetterlingen, Hummeln und Wildbienen. Der echte Wahnsinn. Und vor allem später, wenn nicht mehr viel Blüten zu finden sind, eine tolle Futterquelle.

    Eine tolle Pflanze. Außerdem nutze ich den Efeu seit Jahren als Waschmittel.

    Gern lasse ich auch die wilde Rauke und ein rotes Strauchbasilikum extra für die Insekten blühen. Immer was los dort.

    LG Tina B.

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