Was für viele immer noch „Unkraut“ ist, darf in der Mitte Berlins ungestört wachsen: Ein ganzes Beet mit Wiesen-Flockenblume, Kartäuser-Nelke, Sternmiere und anderen heimischen Wildpflanzen hat das Grünflächenamt in Berlin Mitte 2021 anlegen lassen. Und diese Woche wurde die „Wildstauden-Rabatte“ am Monbijouplatz (nah am Hackeschen Markt) durch das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ mit „Gold“ ausgezeichnet.
Dr. Almut Neumann, Stadträtin für Umwelt und Grünflächen des Bezirksamts Berlin-Mitte, hat die Urkunde und Plakette entgegengenommen. Ihr Statement:
„Wildblumen sind wichtig für die biologische Vielfalt in der Stadt. Sie können auch einen zentralen Platz in der Großstadt in eine Oase für Menschen, Vögel und Insekten verwandeln. Die Auszeichnung für das Beet am Monbijouplatz ist ein Ansporn für uns als Bezirk, künftig noch mehr auf heimische Pflanzen bei der Gestaltung von Grünflächen zu setzen. Sie ist auch eine tolle Anerkennung für die Azubis unseres Straßen- und Grünflächenamtes. Ihnen gilt mein großer Dank. Ihr habt einen tollen Ort in Mitte geschaffen“,
Nun ja… es ist natürlich erfreulich, dass ein Grünflächenamt so etwas umsetzt. Allerdings könnte man doch viel mehr machen, z.B. die Wildpflanzen an vielen Stellen einfach wachsen lassen! Gehwegrandstreifen zwischen den Bäumen, in Parks überall da, wo keine Liegewiese ist, auf Mittelinseln, wo sich das Grün sowieso durch die Pflasterung drängt. Wildkräuter sollten Normalität sein, nicht die preiswürdige Ausnahme!
Aber das sieht doch dann so ungepflegt aus? Nicht, wenn man informiert ist, die Problematik des Artensterbens kennt und nach und nach die einzelnen Wildpflanzen unterscheiden lernt! Anfänglich müssen halt überall Schilder stehen: „Diese Wildkräuter bieten Wildbienen und Schmetterlingen Nahrung und geben ihnen eine Chance, in der Stadt zu überleben“.
Kürzlich hab‘ ich mitten in der Dürrephase mal die Wildpflanzen am Ostkreuz fotografiert, die die ansonsten eher hässliche Umgebung voller Beton schmücken und auflockern (dazu kommt auch mal ein Blogpost). Die Vielfalt ist beeindruckend und man könnte sie durch entsprechende Aussaaten durchaus noch vermehren!
Die Fakten zum Wildpflanzenbeet
Geplant wurde das Beet von Gartengestalterin Luise Blank- Für Struktur und Übersicht der 350 Quadratmeter großen Fläche sorgen kreisförmige Beete. Sie symbolisieren unterschiedliche Lebensräume – von der voll besonnten Wiesenmischung bis zur Gehölzrandbepflanzung im Halbschatten.
Diese heimischen Wildpflanzen wachsen im Beet – es sind nur einige Beispiele!
- Große Sterndolde (Astrantia major)
- Wilder Engelwurz (Angelica sylvestris)
- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
- Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum)
- Blutweiderich (Lythrum salicaria)
- Natternkopf (Echium vulgare)
- Baldrian (Valeriana officinalis)
- Färberkamille (Anthemis tinctoria)
Mehr Infos gibts bei: www.tausende-gaerten.de
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Fotos: Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. (DGG)