Ja, Spatzen sind eine lustige Schaar, die mit ihrem Gezwitscher für Dauersound sorgt, der uns nicht mal auf die Nerven geht.
Noch 2017 galt der „Haussperling“ zumindest in Bayern als bedrohte Art. In Berlin hat es jedoch nie an Spatzen gefehlt und auch in Bayern hat sich der Trend umgekehrt: Schon 2019 stand er bei der jährlichen Vogelzählung wieder auf Platz 1. Dennoch stimmt es, dass er – wie viele Vögel – in allzu „aufgeräumten“ Landschaften weniger Nistplätze findet als früher, weshalb sich Freunde naturnahen Gärtnerns über die Anwesenheit der Spatzen durchaus freuen.
Wenn sie nur nicht so verfressen wären! Zur Nahrung der Spatzen schreibt der NABU:
„Der Haussperling ernährt sich vegetarisch mit einer Vorliebe für Körner und Samen. Besonders in unseren Städten hat sich der Vogel dem Angebot angepasst und gilt dort als Allesfresser. Die Jungen füttert der Haussperling in den ersten Tagen allerdings fast ausschließlich mit Insekten, deren Raupen und anderer tierischer Nahrung.“
So, so! Nicht extra erwähnt wird die Vorliebe der Spatzen für junges Gemüse, insbesondere Mangold und Kohl. Während in vergangenen Jahren unsere Mangold-Jungpflanzen nur angefressen wurden und wir noch herum rätselten, wer da wohl frisst, ist es uns dieses Jahr nicht gelungen, auch nur ein Fitzelchen der Blätter vor den Spatzen zu retten!
Die Frage nach den Tätern ist eindeutig geklärt, denn wir konnten sie beobachten, wie sie versuchten, auch noch den letzten verbliebenen Stummel abzufressen. Und als der Mangold alle war, machten die Spatzen sich an den mittlerweile ausgepflanzten Palmkohl. Der sieht jetzt so aus:
Spatzen vertreiben? Kann man vergessen!
Den hier und da gegebenen Tipp, mit im Wind raschelnden Streifen von Alufolie die Spatzen zu vertreiben, kann man sich sparen! Das haben wir ausprobiert, die Spatzen lassen sich dadurch kein bisschen irritieren. Sie fressen direkt unter dem flatternden Alu-Streifen gemütlich weiter.
Für die nächste Saison haben wir eine größere Menge Mangoldsamen angeschafft (billiger, wenn man sie als „Microgreens“ für die Sprossenanzucht kauft). Die werden wir in Kästen sähen und als „Kasten voll junges Gemüse“ den Spatzen zum Fraß hinstellen. Und dann hoffen, dass sie davon so satt sind, dass wir ein paar Mangolds in Töpfen an anderer Stelle für uns retten können.
Für dieses Jahr ist das zu spät. Zwei der abgefressenen Mangolds treiben neu aus, zwei andere stehen noch im Gewächshaus. Dort sind sie von den Spatzen noch nicht entdeckt worden, wohl aber die keimenden Bohnen! Grade mal die Hälfte konnten wir setzen, der Rest ist abgefressen worden. Es hat trotzdem gereicht, weil ich wieder mal viel zu viele in Anzuchttöpfe gesetzt hatte.
Schon das war eine Abwehrmaßnahme, nämlich gegen Schnecken, die gerne die Bohnen verzehren, sobald sie aus der Erde kommen. Dabei gibt es derzeit recht wenige Schnecken, die Trockenheit der letzten Jahre und auch dieses Frühlings hat sie deutlich dezimiert.
Dass Spatzen früher regelrecht verfolgt und bekämpft wurden, wundert jedenfalls nach diesen Erfahrungen nicht mehr so sehr. Beim NABU kann man diese Geschichte nachlesen – mit vielen Zitaten:
„… noch in dem 1931 erschienenen Werk „Unsere heimischen Vögel und ihr Schutz“ von Karl Haenel heißt es: „…so ist er (der Sperling) im allgemeinen überwiegend als lästig zu bezeichnen, teils als Allesfresser, teils als Schmarotzer, der schmackhafte Kirschen und Beeren sowie Sämereien und junge Gemüsepflänzchen wohl zu schätzen weiß, teils weil er infolge seines frühzeitigen Brutbeginnes den Meisen und anderen wertvollen Höhlenbrütern die besten Nistgelegenheiten vorwegnimmt.“
Nicht nur wegen seiner Ernährung, sondern auch moralisch wurde der Spatz verurteilt:
„Konrad Gesner nennt ihn in seinem 1555 erschienenen Vogelbuch „über die massen unkeusch“, weil er in einer Stunde zwanzig Mal und im Lauf eines Tages dreihundert Mal „aufsitze“. „
Meine Spatzen – also die, die über meinem Balkon unter dem Dachvorsprung brüten – sind mittlerweile nurmehr damit beschäftigt, ihre Brut zu versorgen. Die kann ich zwar nicht sehen, aber immer hören, wenn ich auf den Balkon trete. Noch ist der nicht verschissen wie im Vorjahr, aber das kommt bestimmt noch!
Pingback: Facebook blockiert Gartenblog – wie absurd ist DAS denn? › Webwriting-Magazin - vom Publizieren und Kommunizieren im Internet
11. Juni 2020 um 21:06
Hätte ich nicht gedacht, dass sich Spatzen auch über Kohl und Mangold hermachen! Ich habe sie bei uns immer in die Rosen fliegen sehen. Hab dann mal nachgesehen, was denn da so interessant für sie sein könnte. Die Rose war über und über voll mit Läusen. Da war ich natürlich nicht abgeneigt, dass sich die Tiere bedient haben. Beim Zünsler haben sie allerdings versagt. Da hatten wir aber auch so viele Raupen, dass ihnen bestimmt schlecht geworden wäre. Egal, der Buchs ist so gut wie weg. Dafür sind Eiben eingezogen, die sich gleich einer Wühlmausattacke stellen mussten. Ich hoffe, dass meine Kegeleibe überlebt. Sie haben sie ganz schön malträtiert.
Viele Grüße von
Margit
Pingback: Weniger Arbeit mit der kleingärtnerischer Nutzung › Das wilde Gartenblog
10. April 2023 um 09:03
Bin hier gelandet, weil ich heute zum ersten Mal in meinem Leben gesehen habe, dass ein Spatz die jungen Triebe der Eberesche in Nachbars Garten gefressen hat. Allerdings flog auch mindestens die Hälfte des gezupften Blattes anschließend zu Boden.