bunte Kartoffeln

Essbare Wurzeln und Knollen im Kleingarten anbauen – ein Erfahrungsbericht

Zum Glück ist das Interesse am Gärtnern in den letzten Jahren stark angestiegen. Es gibt viele Neulinge in den Kleingartenanlagen, die meist noch keine sehr konkreten Vorstellungen haben, wie sie das vorgeschriebene „Drittel kleingärtnerische Nutzung“ konkret umzusetzen wollen. Erfahrungen mit der klassischen Balkontomate sind verbreitet, als nächstes denkt man vielleicht an Zucchini, Salate, Kräuter und Erdbeeren, vielleicht noch Bohnen – also alles Gewächse, deren oberirdische Teile man essen kann.

Dieser Artikel handelt dagegen von den unterirdischen Früchten: von den essbaren Wurzeln und Knollen aus dem klassischen Gemüsegarten, aber auch von weniger bekannten Arten und wilden Knollen, die kaum jemand kennt. Eingeflossen sind unsere eigenen Erfahrungen, die nicht immer nur positiv waren. Es wächst halt nicht alles auf jedem Boden gleich gut und unser sandiger Berliner Boden ist nicht für alle Wurzeln und Knollengewächse ein Garten Eden!

Kartoffeln anbauen – warum eigentlich?

Die Frage, ob man dieses oder jenes Gemüse anbauen soll, ist in Zeiten der Versorgung durch Supermärkte, Discounter und Bioläden immer auch eine Sinnfrage. Scheinbar banale Gemüse wie Kartoffeln, die wenig kosten und zu jeder Zeit in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen – lohnt sich da der Aufwand, sie selber anzubauen? Wir haben auch nicht gleich mit Kartoffeln angefangen, es erschien zu uninteressant und irgendwie „bloß traditionell“, haben uns dann aber doch dafür entschieden, denn es gibt tatsächlich drei gute Gründe:

  1. Man kann „besondere Sorten“ auf dem Markt oder im Bioladen einkaufen und diese als Saatkartoffeln nutzen. Wir haben die französische Fingerkartoffel „la Ratte“ gesetzt, sowie die „Cherie“ mit rosa Schale, dazu noch die „Blauer Schwede“ und „Highland Burgundy Red“. Die Gemüsepfanne mit den farbigen Erdäpfeln macht dann schon was her!Gemüsepfanne mit blauen Kartoffeln
  2. Der Anbau ist einfach und macht kaum Arbeit: Knollen ca. 10 cm tief in lockere, mit Kompost angereicherte Erde stecken. Ab und an gießen und den Kartoffeln beim Wachsen zusehen… Sie blühen auch ganz hübsch! Wenn das Kraut abstirbt, kann man die Kartoffeln ausgraben – dabei haben wir übrigens gemerkt, warum „lila Kartoffeln“ sich nicht durchgesetzt haben. Man findet sie so schlecht… :-)
  3. Zu guter Letzt: Die Kartoffelpflanzen verdrängen selbst viel Beikraut und sind auch von weitem als Kultur erkennbar – man kann so also mit wenig Aufwand beliebig viele Quadratmeter „Gemüsebeet“ vorzeigen, das Kernstück der „kleingärtnerischen Nutzung“.

Topinambur kommt alleine klar!

Was gab es eigentlich vor der Kartoffel? Eine ganz tolle, sehr interessant schmeckende Knolle: die Topinambur (Helianthus tuberosus) .

Topinambur

Sie war mal ein Grundnahrungsmittel, wurde dann aber von der stärkehaltigeren Kartoffel verdrängt, die auch viel länger lagerfähig ist. Wir haben sie im Bioladen gekauft und im Frühjahr wie Kartoffeln gesetzt. Das war vor zehn Jahren und noch immer haben wir das „Topinamburfeld“ und können den ganzen Winter über die schmackhaften (und sehr gesunden!) Knollen ernten. Es ist mit Abstand das Gemüse, das am wenigsten Arbeit macht. Wir gießen nicht mal oft, vom Düngen ganz zu schweigen: gelegentlich mal etwas Brennesseljauche im Gießwasser – und trotzdem gibts immer eine Ernte.

Mittlerweile wandern die Topinambur, die als hohe Pflanze der Staudensonnenblume ähneln, ein Stück weiter, also auf Boden, den sie noch nicht ein Jahrzehnt genutzt haben. Sollen sie machen! Sandigen Boden lieben sie und kommen bei uns gut alleine zurecht. Sehr empfehlenswert für „faule Gärtner“ – und natürlich auch ein nicht zu übersehendes Gemüsebeet.

Wild und exotisch: Schinkenwurz und Erdmandel

Zwar kann man beim Wildgemüse nicht wirklich mit „kleingärtnerischer Nutzung“ punkten, doch wächst es im Garten oft von ganz alleine, wenn man es lässt. So z.B. die „Schinkenwurz„, besser bekannt als Nachtkerze (Oenothera biennis), die ihre gelben Blüten erst abends öffnet und viele Nachtschwärmer ernährt. Blätter, Blüten und vor allem die Wurzeln sind essbar – letztere galten zu Goethes Zeiten als Gourmetgemüse. Klar dass wir das mal probieren wollten!

Die Nachtkerze ist zweijährig und bildet im ersten Jahr nur eine Blattrosette. Deren Wurzeln erntet man, sie sind bei weitem nicht so dick wie Karotten und teils leicht rosa gefärbt. Es heißt, sie schmeckten wie Schwarzwurzeln mit einem Hauch Sellerie und einer pfeffrigen Note – aber uns kamen sie recht geschmacksarm vor, ein wenig Rettich-artige Schärfe spürt man, mehr nicht. Wir haben es bei einem Versuch bewenden lassen. Es hat schon Gründe, warum so manches in Vergessenheit geraten ist! Allerdings: Zu wissen, was „zur Not“ essbar ist, finden z.B. Freunde des Survival Trainings ganz nützlich. Schließlich könnte die Supermarktversorgung auch mal zusammen brechen… Wer sich in dieser Richtung weiter informieren will, kann ja mal die essbaren Wurzeln, die uns zur Not am Leben halten, sichten. :-)

Nachtkerze

Nicht überzeugt hat uns auch die Erdmandel (Tigernuss, Amandes de terre). Das Gewächs ist nicht „wild“, aber exotisch: Es gehört zu den Zypergräsern in der Familie der Sauergrasgewächse und bildet im Wurzelbereich kleine, essbare Knollen, die „Erdmandeln“. Mit Nüssen haben sie allerdings gar nichts zu tun. Derzeit werden die getrockneten und geschrumpelten Knollen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe (8% Eiweiß, viele Ballaststoffe, Kalium, Eisen, Magnesium, Zink und Vitamin E) regelrecht gehypt – so als neuer Superfood in allen erdenklichen Formen, natürlich entsprechend teuer. Uns haben die kleinen Knollen nicht begeistert, denn sie waren im Geschmack eher neutral. Das beschriebene Aroma „leicht süßlich und vanilleartig, an Mandel erinnernd“ hatten sie nicht spürbar drauf, aber vielleicht haben wir sie ja auch nicht intensiv genug gepflegt.

Zwiebeln

Viele traditionelle Gartenfreunde setzen im Frühjahr die kleinen Saatzwiebeln, um dann im Herbst groß gewordene Zwiebeln zu ernten. Angesichts der allgemeinen Verfügbarkeit und der geringen Preise für Zwiebeln ein ziemlich aufwändiges Verfahren, um an die schmackhafte und in der Küche wahrlich unverzichtbare Knolle zu gelangen!

Wir sind dennoch zu Zwiebeln gekommen, nämlich geschenkt von einer lieben Nachbarin, die uns ein ganzes Bündel „Schluppen“ herüber reichte. Die haben wir an verschiedenen Stellen eingepflanzt und haben seitdem Zwiebeln, denn sie kommen jedes Jahr ganz von selber wieder. Klar, wir buddeln sie nämlich nicht aus, sondern verwenden die oberirdischen Pflanzenteile gerne zum Salat – so wie Frühlingszwiebeln. Die Blüten gefallen verschiedenen Insekten, ein Grund mehr, sie nicht ganz abzuernten, sondern blühen zu lassen. In manchen Stadien sehen die Stauden auch richtig gut aus, allerdings nicht durchs ganze Jahr. Aber egal, die Zwiebeln bleiben – auch wieder ein Stück Gemüsebeet!

Radieschen, Mairübchen, Karotten und Rettich

Sie alle gehören zum klassischen Gemüsegarten und natürlich haben wir sie auch ausprobiert. Radieschen sind die idealen Einsteigerpflanzen für Kinder, denn die wollen schnelle Ergebnisse sehen und Radieschen brauchen nur ca. sechs bis acht Wochen bis zur Reife. Ebenso schnell sind die weißen Mairübchen, die allerdings nicht so geschmackvoll und weniger scharf sind. Beide sind recht anspruchslos und wachsen auch im leichten Boden, jedoch muss man sie wirklich regelmäßig gießen und darf sie niemals austrocknen lassen, was auf sandigem Boden nicht so einfach ist. Schafft man das nicht, stockt das Wachstum, sie bleiben dann kleiner und dünner. Erntet man zu spät, sind sie verholzt und schmecken nicht mehr.

Beides gilt auch für Karotten und Rettich: Obwohl wir diese mal in Bautuppen mit besserer Erde und mal im Freiland mit Kompostgaben angebaut haben, ist es uns nicht gelungen, schöne gleichmäßige wohlschmeckende Knollen zu ernten. Man konnte ihnen das phasenweise stockende Wachstum gut ansehen! Davon abgesehen war dieser Anbau auch nicht besonders motivierend, denn im besten Fall schmecken die Ergebnisse – nach unserem Empfinden – genau wie Radieschen, Mairübchen, Karotten und Rettich aus dem Supermarkt. Und dafür der Aufwand? Eher nicht…

Und alte, neue, unbekannte, womöglich exotische Sorten? Bunte Karotten gibts mittlerweile ebenfalls zu kaufen, sogar eine lila Karotte „Purple Haze“, die als „Urmöre“ beworben wird. Dabei ist sie keineswegs eine alte Sorte, sondern eine moderne F1-Hybride! Wir haben sie sogar angebaut, sie sieht dann ganz genauso aus und schmeckt auch so wie die Supermarkt-Version. Machen wir nicht nochmal, das ist trotz lila Farbe dann doch zu langweilig.

Bunte Möhren

Sollten wir mal dazu kommen, eine Tröpfchenbewässerung oder andere Methoden der Dauerfeuchthaltung zu installieren, bekommen die Rübenartigen sicher nochmal eine Chance! Es soll sich auch niemand abschrecken lassen durch unsere „durchwachsenen“ Erfahrungen. Unseren Kleingarten erreichen wir binnen 20 bis 25 minuten mit dem Rad, wer einen Garten am Haus hat, hat es deutlich leichter mit dem kontinuierlichen Gießen!

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

5 Kommentare

  1. Interessant, was Du über das Wurzelgemüse zu berichten weißt. Ich habe mal Kartoffeln angebaut, die allerdings sehr winzig waren. Aber, sie waren auf jeden Fall einfach anzubauen und es war kein großer Pflegeaufwand. Außerdem gab es keine Schädlinge. Also eigentlich DAS ideale Anfängergemüse.
    Viele Grüße von
    Margit

  2. Hallo Claudia,
    schade das eure Erfahrungen so durchwachsen sind.
    Bei Kartoffeln kann ich nur empfehlen, mehr Wert auf die richtige Sorte zu legen. Die Farbe auf dem Teller ist nur ein Kriterium, der Geschmack ist für mich noch wichtiger. Eine cremige Salatkartoffel oder eine würzige Eintopfkartoffel machen, richtig verwendet, jedes Essen zum Genuss.
    Und zum Anbau: viele Kartoffel werden keimhemmend behandelt und bringen dann keinen guten Ernteergebnisse.
    Zwiebeln: kennst du die Winterheckezwiebel? Hierbei verwendet ich auch nur die Schlote, es wird keine Zwiebel gebildet. Aber ich kann sie bis zum Frost verwenden und sie treibt im März wieder neu aus.
    Normale Haushaltszwiebeln würden bei mir vermutlich vom Frost zerstört.
    Möhren: auch hier kommt es auf die Sorte an, es gibt geschmacklich schon Unterschiede. In meinem festen Lehmboden ist das leider auch nicht immer befriedigend, in manchen Jahren bleiben sie manchmal eher kurz und gedrungen.
    Und noch ein letzter Gedanke: den Vergleich mit dem Markt oder Supermarkt kann man so nicht ziehen. Das Gemüse muss für den Verkauf einer EU-Norm entsprechen, wie immer das dann auch erreicht wird. Jeder Anbauer legt für sich kommerzielle Gesichtspunkte zu Grunde (Lagerfähigkeit, Ertrag, Resistenz usw).
    Wir machen es aus Interesse am gesunden Essen, besseren Geschmack und schneller Verfügbarkeit und Gartenarbeit macht ja auch Spaß, man bewegt sich in frischer Luft und erlebt Natur ganz unmittelbar. Und jedes Jahr ist anders.
    Auch wir denken manchmal über eine Tröpfchenbewässerung nach. ;-)

  3. Liebe Margit: vermutlich brauchen sie mehr Wasser und Düngung, um größere Knollen zu bilden!

    Hallo Gaby, welche geschmackvollen Sorten empfiehlst du denn zum Kartoffenanbau? Das mit der hemmenden Behandlung weiß ich, deshalb ja Bio-Kartoffeln.

    Von den Rüben erwarte ich keine „ebenmäßige Gestalt“ – aber bei uns waren sie halt regelrecht verkrüppelt – so 2 cm lang dick und dann nur noch dünn. Unregelmäßig gegossen, unser Fehler… aber auf sandigem Boden ist gleichmäßige Dauerfeuchte nicht hinzubekommen.

  4. Liebe Claudia,
    ich kann gerne einige Sorten aufzählen, die ich in den letzten Jahren im Anbau hatte: es sind meistens festkochende Sorten, bis auf Gunda,, weil wir die am liebsten mögen und sie vielfältiger zu verarbeiten sind:
    Leyla,Nicola,Hansa,Bellinda, Siglinde, Violetta, Charlotte,Ditta, Kerkauer Kipfler, Rosa Tannenzapfen und noch einige mehr die mir gerade nicht einfallen.
    Bei der Auswahl bin ich kritisch was Resistenzen, Ertrag, Keimruhe usw betrifft. Auch der Boden und die Pflanztiefe ist manchmal wichtig. Daher bestelle ich seit Jahren meine Kartoffeln bei einem großen, bekannten Biolandhof in Niedersachsen. Er hat über hundert Sorten, jede Sorte wir ausführlich beschrieben, auch zB für welchen Anbau sie sich eignet, ob man sie vorkeimen sollte, ob sie schnell oder spät keimt usw, ist für mich sehr wichtig. Unser schwerer Lehmboden ist in nassen Jahren ganz schlecht für den Kartoffelanbau(Krautfäulegefahr) und wir wollen bis Ende Februar schon gerne die eigenen Kartoffeln essen. Und frühe, mittlere und späte Sorten macht ja auch Sinn.
    Vielleicht habe ich dir Lust gemacht und du versuchts es nächstes Jahr nochmal mit ein, zwei oder drei Sorten?
    Grüße aus dem Schwarzwald
    Gaby

  5. Liebe Claudia, vielen herzlichen Dank für den tollen Artikel. Lila Kartoffeln habe ich heuer auch wieder angebaut. Die sind einfach nur cool. Leider gedeiht bei uns Knollengemüse nicht besonders gut. Insbesondere, wenn der Anbau im Gemüsegarten erfolgt. Wir haben nämlich so viele Maulwurfsgrillen und die fressen fast alles auf. Kennst Du diese Insekten?

    Zu Twitter: Ich hatte zwar kurzfristig einen Twitter-Account, aber ich kann damit irgendwie nicht viel anfangen. Mal schauen, vielleicht setze ich mich noch einmal intensiver damit auseinander.

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