Wie die Zeit rast! Schon wieder ist eine Gartensaison vorbei. Im Oktober haben wir noch letzte Tomaten, ein wenig Mangold, Quitten und Kohl geerntet.
Der Palmkohl steht auch immer noch gut da, ganz im Unterschied zum Frühjahr, als er von Raupen zerfressen wurde.
Wie Ihr seht, räumen wir den Garten nicht „ordentlich“ auf. Kein Umgraben, kein Beseitigen von Pflanzenresten und Blättern, der Strauchschnitt bleibt auf dem Kompost liegen und die Stauden dürfen ihre Samenstände behalten. Mit dieser vermeintlichen Nachlässigkeit sind wir keineswegs mehr eine verschrobene, ideologisch verblendete Minderheit, sondern wir setzen das um, was im Editorial des „Gartenfreunds“, der Verbandszeitschrift für das Kleingartenwesen, ausdrücklich empfohlen wird. Denn aufgeräumte Gärten machen Kleintieren und Insekten das Überwintern schwer, weil sie weder Unterschlupf noch Nahrung bieten. Unser naturnaher Garten darf also ruhig unordentlich aussehen, sollte mal Schnee fallen, sieht es hier optisch sogar netter aus als da, wo alles weggemäht, kurz geschnitten und „bereinigt“ wurde.
Erstmalig Winterroggen als Gründüngung
Abgeerntete Beete haben wir dieses Jahr nur teilweise gemulcht. Statt dessen Winterroggen (und Phacelia) als Gründüngung eingesäht.
Der Roggen bildet ein vitales Wurzelwerk, das den Humusanteil im Sandboden erhöht, wenn wir ihn im Frühjahr einfach abmähen und die Wurzeln drin lassen. Zudem beschützt er den Boden vor der Auswaschung (nie kahle Erde liegen lassen!) und Austrocknung und verhindert, dass sich allerlei Wildkräuter breit machen. Bisher wächst er ganz gut, nur mit dem „gleichmäßig“ klappt es noch nicht so richtig.
Wandernde Wildstauden: Königskerze, Herzgespann
Fast jedes Jahr hatten wir bisher eine große Königskerze, die sich ihren Platz selber suchte. Dieses Jahr hat sie sich am Rand eines Blumenbeets entwickelt und als ich sie dann stützte, damit sie – groß wie sie war – nicht umfällt, entwickelte sie sich im Spätsommer zu einer sehr skurrilen Form.
Königskerzen sind Zweijährige, die im ersten Jahr nur als Blattrosette erscheinen. Die einzigen Rosetten dieses Jahres zeigten sich ausgerechnet in einer Bautuppe, die wir für Tomaten nutzen. Gleich zwei wuchsen zu Füßen einer Tomate, doch so ein Container ist für einen Tiefwurzler eigentlich kein guter Aufenthaltsort. Wir haben also eine auf das Hügelbeet umgesetzt, das der Kürbis gerade geräumt hat – die andere lassen wir einfach mal in der Tuppe, mal schauen, was passiert.
Im Frühjahr hatten wir letztes Jahr Herzgespann mitgebracht, in der nahen Gartenschule für wenige Cent erstanden. Am Ort, an dem wir diese heimische Staude einpflanzten, haben beide zwar überlebt, aber eher vor sich hin kümmernd als doll gewachsen. Dafür hat sie sich dieses Jahr in einem Pflanztrog eingefunden, der in einer weit entfernten Gartenecke ebenfalls mit einer Tomate bestückt war. Und da hat sie sich offensichtlich superwohl gefühlt und wurde dreimal so große und breit wie an der Ursprungsstelle. Hier ein Bild aus dem Sommer:
Wir finden es immer wieder spannend, wie sich die verschiedenen Gewächse selber ihre Stellen suchen – und naja, nicht ganz so toll, dass sie sich nicht unbedingt an den von uns gewählten Orten optimal entwickeln. Aber hey, es sind halt eigenwillige Wesen… :-) Den Pflanztrog darf das Herzgepann für sich behalten, ich hoffe mal, es weiß das zu schätzen und kommt nächstes Jahr wieder!
3. November 2018 um 14:27
mein garten ist auch so winterfertig wie bei Euch. Eben erntete ich noch sehr viele herbsthimbeeren.
herzgespann und königskerzen kommen immer wieder, schön sind auch Agatasche und Dunkelrote Malven. Ich hatte im August Phaeclia ausgesäht, die nun noch die Bienen anziehen. Ebenso werden die Herbstbüher von Hummeln angeflogen. Mit Winterroggen habe ich nicht so gute Erfahrung, da er herunterfriert. Im Fühling muss man ihn entweder untergraben oder erst mühsam herausreißen, da er sich sehr verwurzelt. , Im nachbargarten waren heute Gärtner den ganzen Tag am schneiden der Sträucher und Stauden , umgraben laubd pusten. Alles mit viel krach und nun ist alles schrecklich kahl!
3. November 2018 um 20:09
Hallo Frauke, das mit dem Winterroggen ist ja unser erster Versuch, Wir werden ihn einfach kurz abmähen und dann da, wo wir vorgezogene Gemüsepflanzen setzen, eben untergraben. Das Wurzelwerk ist ja der Grund, warum wir das machen – da es kein Mehrjähriger ist, werden die Wurzeln zu Humus, dessen Anteil im Sandboden erhöht werden soll. Naja, zumindest ist das so gedacht – wir werden sehen, wie die Wirklichkeit aussieht! :-) Erfrieren sollte eigentlich nicht schaden, dann wirds halt etwas weniger Humus…
Agatasche hab ich grade gegoogelt – auch eine sehr hübsche Staude, die viele Insekten versorgt! Muss ich mir mal merken fürs nächste Jahr.
4. November 2018 um 08:48
Hallo Claudia,
ich habe gestern auch den ganzen Tag mit Herbstarbeiten zugebracht. Ich überlege auch jeden Herbst wieder, was kann ich weg machen und was sollte ich aus den von dir genannten Gründen Stehen lassen. Im Winter sieht es dann schon recht unordentlich aus, wenn ich meine Winterbilder mit denen anderer Blogger vergleiche. Aber da muß man wohl durch, denn ich liebe alles, was in meinem Garten lebt. Immer mehr Tiere und Pflanzen entdecke ich und will die auch unterstützen und Lebensbedingungen schaffen, die ihnen gefallen. Übrigens liebe ich auch diese Pflanzen, die sich selbst aussähen und dann jedes Jahr wo anders gedeihen. Das gibt jedem Jahr einen ganz eigenen Charakter.
Jedenfalls habe ich ein paar Stauden abgeschnitten, die etwas verlaust waren oder total im Weg hingen. Und schon hatte ich Häckselgut für mehrere Maurerkübel. Wahnsinn, was da immer anfällt. Aber auch ich bedecke immer jeden Zentimeter Boden mit Mulch. Also war das Häckselgut schnell verteilt. Im Gemüsegarten habe ich Laub und Häckselgut und Phacelia und Buchweizen um alles zu bedecken. Einmal hatte ich im Herbst Winterroggen gesät. Der ging super auf, wuchs toll und dann hörte er niemals mehr auf zu wachsen. Kein Abhacken , Untergraben oder Abschneiden konnte ihn daran hindern. Ich will dir keine Angst macht, aber mach dich mal auf was gefasst im Frühjahr…Zur Not mußt du halt mit Pappe dick abdecken, dass er abstirbt.
Wünsche noch einen schönen Herbst . LIebe Grüße, der Achim
4. November 2018 um 21:06
Ich finde die verblühten Stauden im Winter ganz zauberhaft! Wäre schade, wenn man sie dem Erdboden gleichmachen würde! Ich schneide sie nur ab, wenn sie vom Schnee zusammengedrückt werden!
Ansonsten bleibt alles bis zum Frühjahr!
Viele Grüße von Margit
5. November 2018 um 09:40
Danke Euch für Eure Kommentare! Freue mich immer sehr darüber, denn wenn niemand was sagt, hab ich schon das Gefühl, für die Schublade zu schreiben… trotz Abrufzahlen, die das nicht nahe legen.
Joachim: bei der Recherche über Winterroggen trafen wir auch auf eine „mehrjährige“ Art, die natürlich für diesen Zweck nicht taugt, aber dennoch so angeboten wurde. Vielleicht hattest du ja so einen?
Na, wir werden sehen! Bin selber gespannt, wie sich das entwickelt. Frauke erzählt ja, dass er auch erfrieren kann im Winter.
3. Dezember 2018 um 22:27
Hallo Claudia, auch ich kann es kaum glauben, dass dieses Jahr und damit die Gartensaison vorbei ist. Als hätte jemand an der Uhr gedreht.
Danke für die zahlreichen Tipps. Konnte wieder einiges lernen! Den Garten richtig aufzuräumen und damit es den Kleintieren schwer zu machen, den Fehler hat bestimmt schon jeder Gartenfreund gemacht, als er noch etwas „Grün“ hinter den Ohren war. Mich eingeschlossen. Toll das du auf dieses Thema eingehst!
Wünsche euch tolle Festtage und ein frohes neues Jahr
21. Januar 2019 um 10:19
Toller Beitrag.
So habe ich das noch gar nicht gesehen.
Da werden sich ja einige Gartenfreunde freuen .
Das lästige und deprimierende Aufräumen im Herbst fällt weg.
Einen schönen Winter wünscht euch Ramona.
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