Seit etwa zwei Wochen ernten wir nun die Tomaten dieses Jahres. Wie immer haben wir etliche alte Sorten angebaut, teils solche, die wir schon mehrfach hatten, teils neue „Experimente“.
Hier die ersten acht Sorten auf einem Bild:
Leider zeigt das Foto nicht ganz die realen Größen, da es von schräg vorne aufgenommen ist. Nummer 1 bis 5 erscheinen daher kleiner als sie real im Verhältnis zu 6 bis 8 sind. Aber sei’s drum…
Zu den einzelnen Sorten:
- Matina-Tomate: eine frühe, „kartoffelblättrige“ Stabtomate, die quasi immer eine „sichere Bank“ ist. Ertragreich genug, dass uns ein paar Stauden dieser Sorte sicher versorgen, auch wenns mit den anderen mal nicht so gut klappt. Das gilt auch fürs Freiland (ohne Dach!) und für den Balkon, weshalb wir sie jedes Jahr wieder gerne anbauen. Im Geschmack fruchtig, leicht süß. Sie gilt als recht Braunfäule-resistent, was vor allem deshalb stimmt, weil sie früh dran ist…
- Blondie – eine gelbe Tomatensorte, die kleine, kaum kirschgroße Früchte in riesigen Trauben hervor bringt. Der Name stimmt vermutlich nicht, auf Bildern finde ich Bezeichnungen wie “Kindertomate”, “gelbe Cherry” und “Zauntomate”. Pflegeleicht, sicherer Ertrag – unspektakulärer Geschmack. Die Samen stammten noch aus 2011, trotzdem sind sie gut gekeimt und gewachsen.
- Amish Paste – die erste für uns neue Sorte. Eine mittelfrüh fruchtende, walzenförmige Stabtomate mit leicht spitzem Ende. Sie wurde von den Amish in Wisconsin etwa seit dem späten 19ten Jahrhundert angebaut und sollte „reichlich tragen“, dabei aber ganz unterschiedlich große Früchte hervor bringen. Fleischig, wenig saftig, gut für Pasta-Soßen – und eher etwas für einen “geschützten Standort”. Bei uns wächst sie im Gewächshaus tatsächlich besser als draußen, doch der Ertrag ist sehr unterschiedlich. Eine Pflanze hatte weniger Licht, die streckte alle Blätter nach unten und erbrachte bis jetzt nur eine Tomate zur Reife, höchstens zwei bis drei werden noch folgen. Und bei manchen Früchten bleibt ein heller Kragen, was durch Hitze, zuviel Sonne oder Kaliummangel zustande kommen soll.
- Black Plum – eine alte, russische Sorte, die wir schon mehrere Jahre im Freiland anbauen. Immer wieder erstaunt sie durch ihre Kreuzungsfreudigkeit. Dieses Jahr sind die Ei-förmigen Früchte kleiner als letztes Jahr, je nach Boden mal mehr, mal weniger. Das Fruchtfleisch ist dicht und saftig, der Geschmack aromatisch.
- Reisetomate: Diese sehr ungewöhnlich geformte Tomate hat unsere Erwartungen voll erfüllt, ja übertroffen! Die einzelnen Fruchtkammern sind voneinander getrennt und lassen sich einzeln abbrechen, daher der Name „Reisetomate“. Die Sorte stammt aus Guatemala und wurde von den Indios angebaut. Geschmacklich fand ich Beschreibungen von “sehr gut, aromatisch” bis “geht so”, bzw. “neutral”. Henry von Tomatl.net fand sie enttäuschend, lobte aber ihre Braunfäuleresistenz und gute Gesundheit im Freiland. Entgegen diesem Votum schmeckt uns die Reisetomate sehr gut! :-) Sowohl im Gewächshaus als auch auf meinem Balkon finde ich den Ertrag durchaus befriedigend, wenn auch nicht massig. Praktisch auch, dass man jederzeit mal ein „Segment“ naschen kann… Die Segmentierung zeigt sich bereits an den Blüten – siehe Foto!
- Tigerella: auch diese hübsche Sorte hatten wir schon öfter. Eine gelb-orange gestreifte Stabtomate, deren Braunfäule-Resistenz gerühmt wird. Sie wurde von Dr. L.A. Darby im Glasshouse Crops Research Institute in Sussex, England, gezüchtet und ist eine Weiterentwicklung der altbekannten Sorte Alisa Craig. Bei uns wächst sie im Gewächshaus und im Freiland unter Dach. Derzeit ist sie nach Matina die „Ergiebigste“.
- Gelbe Birne: ertragreiche mittelfrühe Sorte, deren ca. 4 cm lange Früchte an längeren Rispen reifen. Recht problemlos und pflegeleicht im Freiland, auch ganz ohne Dach. Reizt zum Naschen im Vorbeigehen, der Geschmack wechselt mit dem Wetter: ist es trocken, ist die „Gelbe“ recht aromatisch, gab es viel Regen, schmeckt sie auch mal nichtssagend wässrig.
- Black Cherry: bei Margit (Wachsen und Werden) war diese runde Cocktail-Tomate geschmacklich Sieger sämtlicher Tomatenverkostungen. Ein Votum, das wir voll bestätigen können: Geschmacklich ist sie absolute Gewinnerin aller Sorten 2013! Ihre Früchte wachsen an langen Rispen, haben die typische Cocktail-Tomatengröße und sind rotbraun bis violett. Bei uns steht sie im Gewächshaus, aber auch im Freiland, wo wir sie an einem Baumgerippe hoch wachsen lassen. Sie wächst „indeterminiert“, also so lange das Wetter mitspielt. Wir werden sie gewiss auch in den kommenden Jahren wieder anbauen.
Green Zebra und eine neue Gelbe
9) Green Zebra: Die späteste Sorte dieses Jahres, doch konnten wir schon zwei reife Früchte ernten. Laut TolleTomate.de wurde sie 1985 von Tom Wagner und seiner Firma Tater Mater Seeds auf den Markt gebracht und ist eine Kreuzung aus vier alten Tomatensorten. Mehr als hundert Kreuzungsversuche sollen nötig gewesen sein, um diese Farbe und Musterung zu erhalten. Die mittelgroßen, grün-gelb geflammten Früchte von 80 bis 120 Gramm beschreiben manche als “erfrischend säuerlich”, andere als “harmonisch mit geringem Säuregrad”. Ich fand sie eher „harmonisch-säuerlich“, aber vermutlich schwankt das sowieso. (Hier noch ein Sortenportrait). Bei uns wächst sie einerseits im Gewächshaus, aber auch draußen unter Dach. Bisher entwickelt sie sich gut und trägt jeweils mehrere große Früchte an ihren Rispen.
9 1/2) Die „neue Gelbe“: Die ist aus Samen der Black Plum entstanden, die wir sowohl 2011 als auch 2012 selbst gezogen hatten. Vermutlich hat sich eine Black Plum 2011 mit einer gelben Zitro-Tomate gekreuzt, was aber erst in der übernächsten Generation in Gestalt dieser „Gelben“ bemerkbar wird. Interessant! Ich denke, wir werden von ihr auch wieder Samen nehmen und nächstes Jahr schauen, was heraus kommt. Momentan zähle ich sie als „halbe Sorte“…
Ganz vergessen: rote Murmeln
Mangels Bild und aufgrund ihrer Unscheinbarkeit hab‘ ich sie fast vergessen: Rote Murmeln. Die hatten wir auch schon in den letzten Jahren, doch dieses Jahr kauften wir neue Samen in der Hoffnung, damit neue stabile Tomatenpflanzen zu bekommen. Doch weit gefehlt! Die Murmeln sind jetzt nurmehr so groß wie Johannisbeeren, sowie eher orange-rot als rot. Eine Pflanze hat gar gelbe Mini-Früchte – das war wohl nichts in Sachen „samenfest“! :-)
Macht nichts. Dass Tomaten-Anbau mit alten Sorten immer auch ein bisschen Abenteuer ist und man nie ganz genau weiß, was dabei heraus kommt, macht es ja auch interessant!
18. August 2013 um 18:54
Wow – das sind ja ganz viele tolle Sorten. Wenn ich mir das so durchlese, werde ich im kommenden Jahr mal die Black Cherry anbauen, die interessiert mich. Wie meine Cocktailtomate heißt, weiß ich gar nicht, das Schildchen ist irgendwie verschwunden. Begeistert bin ich aber von unseren Andenhörnchen.
Lieben Gruß
Elke
18. August 2013 um 20:31
Bei mir reift auch gerade Black Plum: kõstlich! Die braucht aber wirklich eine Extraportion Kalium, einige Früchte haben Blütenendfäule.
Meine Crimee de Noire hat ganz schlecht angesetzt. Solllte man die von Hand bestãuben? Ich hatte aber die Bienen dran gesehen.
Meine Lieblingssorte ist die Cherrytomate Dolcevita: süß, trãgt gut, wird riesig, wenn man sie lãsst. Ich habe allerdings immer veredelte gesetzt. Aber jetzt habe ich Black Cherry vorgemerkt. Gibt es die beim Gãrtner oder muss man die aus Samen ziehen?
Freu mich schon auf das nãchste Tomatenjahr?
Hat sich das Dach bewährt?
Bitte schreibt fleisdig weiter euren schõnen Blog!!
19. August 2013 um 09:50
@Elke: ja, mit der Black Cherry wirst du viel Freude haben! Ich freu mich über jede Sorte, die auch draußen und ohne Dach gut wächst und fruchtet – wenn sie dann auch noch so gut schmeckt: toll!
@Uli: Mit dem Düngen haben wir auch noch „Optimierungsbedarf“, speziell was das Kalium angeht. Blütenendfäule hatte ich dieses Jahr dennoch nur bei einigen wenigen Früchten auf dem Balkon.
Black Cherry haben wir aus Samen gezogen, ich weiß nicht, ob es die auch als Pflänzchen zu kaufen gibt.
Ob das Dach sich bewährt hat? Hm… alle Tomaten, die darunter stehen, tragen auch, aber nicht BESONDERS viel… Braunfäule spielt jedenfalls noch keine Rolle, aber es ist ja auch erst August.
Danke fürs Lob! :-)
28. August 2013 um 10:14
Deine Tomaten-Auswahl ist toll!
Wir haben dieses Jahr 5 Sorten angebaut. 2 aus guter Erfahrung und unter anderem „Tigerstripes“ aus dem Samentauschpaket. Wenn ich deine Fotos so sehe, bin ich mir ziemlich sicher, dass es die gleiche ist, wie deine Tigerella. Sehr interessant und gut zu wissen, dass sie Braunfäuleresistent sein soll. Das ist nämlich leider ein großes Problem in unserem Garten.
Die Sorte hat uns sowieso sehr gut geschmeckt, aber nun gibt es einen Grund mehr, dieser Sorte treu zu bleiben.
Liebe Grüße,
Annika
29. August 2013 um 20:50
Hallo, muss hier meine Vermutung von gestern mal richtig stellen. Habe jetzt nochmal gründlich gegoogelt. Unsere Sorte heißt „Tiger Striped“, ist der Tigerella aber ähnlich.
LG
Annika
29. August 2013 um 21:59
aaaaaaaah! Black Cherry heißt die Köstlichkeit also! Danke schön, ich habe vier Pflanzen geschenkt bekommen und hab sie wegen dem Aussehen halt mal „die kleine Schwarze“ genannt.
Danke schön!
8. September 2013 um 22:39
Wenn die „Rote Murmel“ die von den Galápagos ist, probiert mal wie sie auf Bodenverbesserung mit Basaltmehl, Guano und Kalk reagiert. Der Boden dort besteht aus wenig anderem.
Samenfest ist die schon. Nur halt noch nicht sortenecht ;-)
Es gibt ne gelbe Sorte („Yellow currant“ oder so), aber wirklich homogen ist da noch nichts. Das braucht noch paar Jahre Züchtung. Die Allele für gelbe statt rote Früche sind ja auch in der Wildpopulation, und offenbar rezessiv. Rezessive Eigenschaften wegzuzüchten dauert länger.