Helianthus tuberosus oder auch Erdbirne, Erdartischocke, Indianerknolle: die Topinambur hat mehrere Namen und gehört zu den letzten Pflanzen, die im späten Herbst noch blühen. Mit einer Birne hat sie allerdings wenig gemein: sie erinnert mehr an die Kartoffel und wurde, als es hierzulande noch keine Kartoffeln gab, auch noch häufig „wie eine Kartoffel“ verwendet.
Die bis zu drei Metern hoch wachsende Pflanze gehört zur selben Gattung wie die Sonnenblumen und sieht ihr auch ein wenig ähnlich. Anfang des 17. Jahrhunderts kam sie nach Europa, wurde aber im 19. Jahrhundert durch die ergiebigere Kartoffel weigehend verdrängt. Uns waren Topinambur völlig unbekannt, als war sie in unserem vorigen, dem „wilden Garten“ vorfanden, wo sie ganz ohne Pflege ein kleines Wäldchen bildete und auch den Komposthaufen teilweise überwucherte.
Da ihre Knollen auf dem Biomarkt für bis zu 4,95 Euro das Kilo gehandelt wurden, freuten wir uns über das Geschenk der Umstände und gruben im Winter die Knollen aus. Es wundert nicht, dass die Topinambur vom Massenmarkt verschwunden ist, denn die Knollen sind von unregelmäßiger Form und schwieriger zu schälen. Auch kann man sie nicht so lange lagern, sondern muss sie binnen weniger Wochen verzehren.
Topinambur als Sichtschutz
Durch ihren schnellen hohen Wuchs eignet sich die Topinambur gut als Sichtschutz fürs zweite Halbjahr: Mitte Juli ist sie so groß, dass man nicht mehr drüber schauen kann. Da es eine einjährige Nutzpflanze ist und keine Hecke, kollidiert sie auch nicht mit dem Bundeskleingartengesetzt und mancher Vereinssatzung, die die Höhe der Hecken rund um einen Garten beschränkt. (Selbstverständlich ist es trotzdem schwer angesagt, niemandem mit einer Riesen-Topinamburpflanzung die Sonne wegzunehmen!)
Topinambur: Pflege und Ernte
Den berlin-brandenburgisch lockeren Boden mit viel Sandanteil scheint sie zu mögen, denn sie kommt ohne jede Pflege und mit nur sehr gelegentlichem Gießen gut klar. Ok, zu Beginn hab ich schon mal ein wenig rund um die Sprossen gejätet, doch bin ich mir sicher, auch ohne das hätte sie sich durchgesetzt. Und wenn sie mal groß ist, verdrängt sie sowieso alles andere durch ihre Größe und den Schatten, die sie wirft.
Geerntet wird zwischen November und März, bevor die neuen Triebe kommen. Da die Topinambur nicht gut lagerfähig ist, gibt das einen schönen Grund, auch im Winter ab und an in den Garten zu gehen und ein bisschen in der Erde zu wühlen. Sobald die Blüte vorbei ist und die Stängel umfallen, kann es los gehen. Ein Rückschnitt zum leichteren Ernten wird empfohlen.
Topinambur in der Küche – eine Wunderknolle?
Geschmacklich ist die Topinambur feiner, süßer und interessanter als Kartoffeln. Es wundert nicht, dass sie gelegentlich auf den Speisekarten der Gourmet-Restaurants auftaucht. Ich koche sie mittelweich, schäle sie (oder auch nicht) und brate sie dann in Scheiben an. Auch als Bestandteil einer Gemüsepfanne macht sie sich gut.
In den Medien wird Topinambur immer mal wieder als gesunde Wunderknolle zum Abnehmen gerühmt. Ihre vielen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und essenzielle Aminosäuren tragen zum Ruhm bei, zudem hat sie nur 20 Kalorien auf 100g. Der medizinisch wichtigste Bestandteil ist das unverdauliche Inulin, dazu zitiere ich mal topinambur.rubinienhain.de:
„Inulin kann von den lebensnotwendigen Darmbakterien zersetzt werden, wie z.B. den Milchsäurebakterien. Durch den Stoffwechsel einer gesunden Darmflora wird der ph-Wert gesenkt und bietet fremden Bakterien schlechte Lebensbedingungen. Durch das saurere Millieu wird die Aufnahme von basischen Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Eisen verbessert. Dies beugt besonders Osteoporose vor.
Inulin schmeckt leicht süß und cremig. Es macht satt und stillt den Appetit auf Süßwaren. Für Diabetiker und Übergewichtige ist die Topinambur daher mehr als eine willkommene Abwechslung. Aber Achtung: zur Völlerei ist die wohlschmeckende Knolle nicht gedacht. In größeren Mengen sollte man berücksichtigen, das ein großer Teil der Zersetzungsprodukte gasförmig ist. Auch wenn durch die probiotische Wirkung Durchfall vorgebeugt wird, bewirkt ein zuviel das Gegenteil.“
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Hier noch ein paar Topinambur-Rezepte anderswo:
- Topinambur-Risotto
- Tofu-Gemüse-Pfanne an gebackenem Topinambur und Rote Bete Quinoa
- Lauwarmer Topinambursalat
- Topinambur-Puffer
29. Oktober 2009 um 14:23
Hallo!
Das mit den 3 m stimmt nicht immer – unsere Topinambur wurden 4 m hoch – eine sogar fast 5! Zum besseren Lagern kann man die Knollen auch in der Erde lassen und nach Bedarf ausgraben.
Außerdem muss man aufpassen – nicht jeder verträgt Topinambur: Ich bekomme davon schreckliche Blähungen und Bauchschmerzen.
Liebe Grüße,
Luise
29. Oktober 2009 um 14:48
Danke für die Ergänzung, Luise! Das mit der Verträglichkeit hängt sicher auch von der verzehrten Menge ab.
30. Oktober 2009 um 19:42
Bis jetzt habe ich auf Topinambur verzichtet, da sie mir als stark wuchernd beschrieben wurde. Und alle Knollen in meinem schweren Lehmboden zu finden, ist fast unmöglich. Habt Ihr eine Rhizomsperre eingebaut?