Mähen mit der Sense?

Unser Hinterland entwickelt sich derzeit schubartig zur hoch mit Gräsern und Wildpflanzen bewachsenen Wiese. Anfänglich hab‘ ich da mal mit dem Handrasenmäher gemäht, doch mittlerweile ist da nicht mehr dran zu denken. Grade mal den Weg zu den hinteren Beeten werde ich auf diese Art noch kurz halten können, mehr wollen wir aber auch gar nicht.

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Auf dem Bild sieht man nur einen Teil dieser Gartenparzelle. Das ganze, über 400 m² große Gelände enthält verschiedene Zonen, auf denen sich ein ganz unterschiedlicher Bewuchs entwickelt. Den vorderen Teil nennen wir unsere „Steppe“, denn hier stand früher ein Gartenhaus, der Boden besteht aus Sand und Bauschutt, so dass da vordringlich Magerpflanzen wachsen: Z.B. Gräser, die sich ausladendes Grün sparen und gleich die Ähren mit den Samen ausbilden.

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Da irgendwann im Juni – so sagt uns ein lieber Freund – der hohe Bewuchs in den nicht „versteppten“ Bereichen in einen vertrocknenden Verhau übergehen wird (und dann nicht mehr so wild-romantisch aussehen wie jetzt), steht dann das Mähen mit einer Sense an. Man schafft Platz, wenn die Gräser und Wildkräuter sich ausgesamt haben, so kann wieder frisches Grün nach wachsen – mal voraus gesetzt, dass es genug regnet.

Als Sensenmann und Sensenfrau haben wir bisher keinerlei Erfahrung. Also schnell mal gegoogelt, was es da so gibt! Eine Motorsense kommt nicht in Betracht, das wird unsere Stammleser/innen nicht wundern! Die Dinger sind unsäglich laut, zudem sollte es doch möglich sein, eine Wiese im Zaum zu halten, ohne martialische Gerätschaften zu erwerben, die Geld, Material und Benzin verbrauchen und doch die meiste Zeit nur rumstehen.

Mähen – ein kompliziertes Handwerk?

Auf einer NABU-Seite fand Matt den Bericht von einem Mäh-Workshop, der uns eine Vorstellung gab, wie die Senserei so funktioniert: „Richtig dengeln“:

„Heute kauft man eine Sense und obwohl „mähfertig“ darauf steht, ist sie nur geschliffen und die Schneide im Grunde viel zu dick. „Ohne Dengeln kein Mähen“, lautet die Devise des Schmiedes, der als Rentner in der „Alten Schmiede“, einer sehenswerten Schauschmiede in Schwaikheim, mitarbeitet.
Es dauert etwa 15 bis 20 Minuten, bis eine Sense gängig gemacht ist Mit der Spitze des Dengelhammers wird Schlag für Schlag die Schneide der Sense, die auf dem Dengelstopfen aufliegt, dünn geklopft wie eine Rasierklinge. Mit dem feuchten Wetzstein, den man früher in einem Kuhhorn, das mit etwas Wasser gefüllt war, am Gürtel mit sich führte; erreicht man den letzten Schliff. Etwa 15 bis 20 Minuten dauert es, bis man so eine Sense wieder gängig gemacht hat.“

Du lieber Himmel! Ich will eigentlich nicht erst Schmiedin werden, um mal eine Wiese zu mähen! Dengelhammer, Wetzstein, Dengelstopfen, Kuhhorn – und dann noch der Schleifstein und die Sense selbst! Auf einmal scheint die Sache gar nicht mehr einfach, was ein Blick auf das äußerst vielseitige Angebot einer Sensen-Werkstatt noch massiv bestätigt! So viele Varianten, Sensenstiele, lange und kurze Klingen, Wettmähsensen – sogar jede Körpergröße braucht eine passende Sense, sonst klappt es mit der Körperhaltung nicht. Da Matt 30 cm größer ist als ich, brauchen wir also zwei Stiele oder einen „Sensenbaum“ mit verstellbaren Griffen.

Dass es da etwas einfacheres für das nicht professionelle Mäh-Interesse geben muss, sagte mir mein Marketing-Instinkt. Und ja, bei Manufaktum gibts nicht viele verschiedene, sondern EINE Sense: Griffe verstellbar, vorgedengelt (!), geschliffen und poliert – doch leider bemängelt ein Anwender in den Kommentaren zum Produkt die schwache Halterung und andere Nachteile dieses Modells.

Soweit unsere bisherigen Forschungen. Noch haben wir ja ein wenig Zeit, die passende Sense zu finden.

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

14 Kommentare

  1. hm. ich kann mich nur erinnern, dass ein wahlopa unserer familie, der in einem alten holzhaus mit wildem garten lebte, sensen hatte. die durfte ich sogar als kind benutzen, und es war gar nicht schwierig in der anwendung. also zumindest was den teil angeht, kann ich sagen, dass es „kinderleicht“ ist. was er zur pflege tun musste, weiß ich allerdings nicht, aber viel aufhebens hat er davon nicht gemacht.

  2. Ja, der im Artikel erwähnte liebe Freund hat auch Sensen-Erfahrung: bei ihm konnte ich früher mal selber probieren, eine toskanische Wiese zu mähen. Meine Erinnerung ist aber verblasst, vermutlich war der Versuch kurz und meine Begeisterung mäßig. :-)
    Er hatte auch nur einen Wetzstein – nix Dengelei und so!

  3. Eine gut gedengelte Sense ist Gold wert! Aber als Sensen-Anfänger würde ich die Sense auch erst mal nur regelmäßig mit dem Wetzstein bearbeiten. Dann dann holt man sich nicht so leicht dicke Kerben im Blatt, wenn man aus versehen in den Boden oder etwas anderes senst.

    Ich persönlich kann mit der einfachen Form des Worbs bei der Manufaktum-Sense nicht wirklich gut sensen (mag aber an der Gewohnheit liegen). Außerdem scheint mir das Blatt sehr kurz zu sein. Ich würde eher ein Worb mit ausgestelltem oberen Griff empfehlen (siehe unsere Sense). Für das Mähen von Flächen (also nicht unter irgenswelchen Zäunen) eignet sich am Besten ein 90cm (aber mindestens 70cm) Blatt.

  4. Liebe Claudia, da bin ich ja schon gespannt, wie es euch beim ersten Sensen ergehen wird. Ich bin ja am Land aufgewachsen, bei uns wurde noch auf allen Höfen gedengelt, Wetzsteine waren Alltagsgegenstände (sind sie in meiner Heimat immer noch) – ich finde es schön, wenn jemand noch richtig gut mit der Sense umgehen kann.
    Euer „Hinterland“ ist traumhaft, so schön, wie die Bäume und Sträucher da einfach in der ungemähten Wiese wachsen dürfen. Habt ihr schon überlegt, mal gezielt standortgerechte Samen auszubringen für die Magerwiese? Da gibt es so schöne Blumen!
    Liebe Grüße, Margit

  5. Hallo Claudia,

    ich habe mich letztem Jahr auch erstmalig mit dem Thema Sensen befasst ( http://www.fiefhusen.de/2008/10/sensen-lernen/ ). Inzwischen habe ich eine Sense – ich würde aber für den Anfang nicht so eine große nehmen eher nur 65cm – und erste Erfahrungen gemacht. „Was absensen“ ist recht einfach größere Strecken etwas ermüdend aber das Geräusch und die Ruhe beim Arbeiten toll. Ich habe mir die Sense von Herrn Lehnert vordengeln lassen. Ich würde sagen,daß es sich ähnlich wie bei Messern verhält. Immer ordentlich wetzen dann muß nicht so oft gedengelt werden.
    Es bringt Spaß! Ich hoffe ihr berichtet wieder.

  6. @Steph: ich habe Herrn Lehnert schon zweimal angemailt, doch komme die Mails im Volltext an mich zurück. Wär nett, wenn du mir eine funktionierende Mailadresse zuschicken könntest!

  7. Ich habe seit einem halben 2.800 qm! In Ostvorpommern.

    Und die Wiese steht auch inzwischen 60cm hoch

    da wir aber nur am Wochenende dort sind, haben wir das Mähen noch nicht so richtig üben können, wie üblich deckten wir uns erstmal mit Fachliteratur ein, bevor wir die Baumarkt-Sense kauften (und auch eine Motorsense, falls wir es nicht schaffen sollten im Handbetrieb)

    Ich hoffe auf die Kontemplation, die eintritt, wenn man das Mähen mit der Sense beherrscht und sich wirklich auf die 2800 qm konzentrieren kann ;=)

    Gruss aus Hamburg (und Ostvorpommern)

    Connie

  8. Die ersten Jahren haben wir unsere Blumenwiese mit eine Motorensense gemäht.
    Aber seit zwei Jahren tun wir (mein Mann, unseren jetzt 12-jährigen sohn, und ich) es mit eine ‚altmodische‘ Sense wie meinen Grossvater es schon machte…
    Und es gefällt uns sehr!

  9. bin auch sensenkundig, liebe Claudia
    und mein Modell gleicht demjenigen, welches weiter oben ausrangiert worden ist…Ich mähe damit, was mir gerade vor die ‚Klinge‘ kommt.
    Wir haben zahlreiche wilde Stellen und Säume,
    wo es mit einer kleinen Sense einfach am prak-
    tischsten geht. Ausserdem gefällt mir das
    Geräusch der Sense sehr viel besser als
    jegliches Motorengeräusch :-)
    Mylo
    P.S. bei uns ist derzeit „Heuet“ angesagt!

  10. @Connie: na, da habt Ihr ja wirklich eine große „Übungsfläche“, alle Achtung! :-)

    @Anne: ich hab ja gelesen, wie LAUT die Motorsensen sein sollen und würde mir das auch nicht antun wollen.

    @Mylo: Was ist „Heuet“? Ich hab‘ auf dein Blog geschaut (immer wunderschön!), fand dazu aber nichts.

  11. ok, liebe Claudia – ich geh gleich
    und beschreib das mal dort: da ist ohnehin
    ein neuer Beitrag fällig ;-)

  12. ja hat sich schon ein bisschen was geändert wie man auf den bildern erkennen kann..:-)
    bin zuhause auch gerade am umgraben und so..

    euer Micha

  13. „Dass es da etwas einfacheres für das nicht professionelle Mäh-Interesse geben muss, sagte mir mein Marketing-Instinkt. Und ja, bei Manufaktum gibts nicht viele verschiedene, sondern EINE Sense: “

    Das ist eine Fehlannahme. Sensen müssen sehr genau an den Mäher angepasst werden, da zumindest 2 wichtige Winkel auftreten. Auch das „Dengeln“ ist ungeheuer wichtig. „Mähfertig“ sind die Sensen nämlich eigentlich nie. Bei Lehnert kann man von ihm gedengelte Sensen kaufen. Wenn man selten mäht, sollten die lange scharf bleiben.

    Wenn man sich da nicht reinlesen will oder jemanden findet, der sein Handwerk versteht, dann wird es schwierig…

  14. An alle, die sich für das Thema Sense mähen interessieren:
    http://www.sensenverein.de
    Hier könnt ihr alles lernen, was zum fachgerechten, entspannten Mähen mit der Sense nötig ist.
    Außerdem gibt es auch einen shop mit sehr gutem Material.
    Es gibt fast überall Sensenlehrer des Sensenvereines, die regelmäßig Kurse anbieten.
    Ich bin übrigens einer davon.

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