Eigentlich wollte ich „nur“ die Erde rund um einen Bohnenturm austauschen, um an derselben Stelle wieder Bohnen setzen zu können. Etwa eine gute halbe Stunde lang hackte ich erst einmal die Gräser weg, die mittlerweile das Beet eingenommen hatten.
Auf Knien, je nach Bedarf vorn übergebeugt, zog ich die Knäuel aus Wurzeln, Wildkräutern und Erde heraus und sammmelte sie in einem großen 20-Liter-Bauschutt-Eimer. Während ich um die Seiten des Bohnenturms herum rutschte und hackte und hackte, musste ich mich immer wieder stark drehen, um das Grünzeug in den Eimer zu werfen. Zwischenzeitlich hatte ich noch einen zweiten Eimer geholt, aber nie stand einer wirklich nah genug und ich war zu faul, extra aufzustehen, um den Eimer wieder näher zu stellen. Als ich schließlich recht erschöpft war, trug ich den ersten, recht vollen Eimer zum Kompost. Der war ziemlich schwer, da viel Erde dabei war, aber hey: schließlich mach ich seit einem halben Jahr Krafttraining!
Ausschütten ging noch normal, aber dann: Auf einmal plagten mich heftige Schmerzen im Unterbauch, die sich auch schnell nach oben ausbreiteten. Ich war geschockt, denn so etwas hatte ich noch nie gespört, so plötzlich und heftig! Gaaaanz ganz langsam schlich ich zur Terrasse, setzte mich auf einen Stuhl, öffnete den Knopf der Jeans und hielt mir den Bauch. Konnte mich eine Zeit lang nicht bewegen, nicht einmal tief atmen und schon gar nicht sprechen, so weh tat das alles!
Bestimmt zwanzig Minuten hielt das so an, ich atmete nur noch vorsichtig und ganz flach. An Bewegung war nicht zu denken! Der Liebste war natürlich besorgt, aber was sollten wir schon machen? 112 rufen, hier in der Kleingartenanlage? Unseren Garten kann man gar nicht anfahren, ich dachte daran, dass mich der Liebste dann auf einer Schubkarre bis an die Straße wuchten müsste – irgendwie irreal! Die Schmerzen waren allerdings krass und machten mir durchaus Angst: Was war das wohl? Eine „Darmverschlingung“ durch falsche Haltungen und schweres Heben? Keine Ahnung, ich entschloss mich, einfach erstmal abzuwarten in der Hoffnung, es werde sich vielleicht doch bessern.
Immer wieder versuchte ich kleinste Bewegungen, ein ganz klein bisschen mehr aufrichten – aua! – dann wieder zurück lehnen. Langsam konnte ich schon besser atmen, versuchte, mit Hilfe meines Gefährten aufzustehen, was erstmal nicht klappte, zu schmerzhaft! Vorsichtig massierte ich mir ganz leicht den Bauch, im Uhrzeigersinn, wie ich es mal in einem Massagekurs gelernt hatte. Und stand dann wieder auf: Kleinste Schritte, einen halben Meter vor, dann wieder zurück in den Stuhl. Innerlich sandte ich Stoßgebete an die Existenz, dass das bitte nicht das Ende sein, sondern sich bessern möge. Obwohl: Im Garten sterben wäre vielleicht nicht der schlechteste Tod?
In Abständen probierte ich immer wieder, ein paar Schritte zu gehen – und sitzend konzentrierte ich mich darauf, mich zu entspannen, vor allem im Bauch. Und zu meiner riesigen Freude hat es letztendlich geholfen: Irgendwann stand ich auf und war wieder weitgehend schmerzfrei – auch das kam irgendwie „plötzlich“, denn dass es am Ende so schnell gehen würde, hatte ich nun wirklich nicht erwartet.
Was war das? Insgesamt hatte „der Anfall“ bestimmt über eine Stunde gedauert, dann war es vorbei, praktisch restlos! Ich konnte sogar mit dem Fahrrad nachhause fahren, etwas vorsichtiger als sonst, aber im Grunde wie immer. Nichts mehr tat mir weh!
Die Lehre aus alledem: Gartenarbeit erfordert Achtsamkeit! Auch dann, wenn noch nichts weh tut. In Zukunft werde ich Pausen machen, nach vorgebeugtem Arbeiten immer mal wieder aufstehen, durchatmen, entspannen…
Ihr glaubt gar nicht, wie dankbar ich war, dass es „einfach so“ und ohne bleibendem Schaden vorbei gegangen war. Auf einmal machte das bloße „mich bewegen können“ richtig glücklich!
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