Sowohl Lupinen als auch Stockrosen sind zwei- bis mehrjährige Stauden, die im ersten Jahr noch nicht blühen. Zudem sind beides Tiefwurzler, was bedeutet: Haben sie sich „von selbst“ irgendwo eingefunden, gelingt es meist nicht, sie umzupflanzen. Die Wurzel reicht soweit in die Tiefe, dass man sie nicht heraus bekommt, ohne sie zu verletzen.
Stockrosen und Lupinen vorziehen – welcher Zeitpunkt?
Was tun? In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal Tiefwurzler im Sommer vorgezogen: Stockrosensamen gekauft und Lupinensamen von der letzten Lupine im Garten genommen. Ende Juli/Anfang August erschien mir als guter Zeitpunkt für den Start, denn die ersten Stockrosen in der Stadt waren bereits vertrocknet und die Lupine im Garten war schon lange durch.
Auch draußen im Freiland hatten etliche Samen ja bereits „Erdkontakt“ und einige von ihnen würden sich entwickeln. In unserem Garten passierte das leider nicht von selbst, deshalb wollte ich jetzt mal engagiert nachhelfen.
Tiefwurzler vorziehen – welche Anzuchttöpfe?
Wenn ein Tiefwurzler startet, wächst zeitgleich mit dem Keimling als erstes eine lange dünne Wurzel in die Tiefe. Das klappt natürlich am besten, wenn die Samen an Ort und Stelle ausgesät werden und keimen. In unserem wilden Garten wächst allerdings soviel kräftiges Grünzeugs, dass alles, was wir als Samen ausstreuen, einfach überwuchert wird.
Deshalb die Anzucht im Topf. Aber welcher Topf? Wir besitzen bereits unzählige Anzuchttöpfe verschiedener Größe, aber diese erschienen mir nicht wirklich Tiefwurzler-tauglich. Also begann ich die Suche und tatsächlich: Es gibt tatsächlich Tiefwurzler-Anzuchttöpfe (Green24-Werbelink), 7 x 7 x 18 cm groß.
Das Vorziehen sollte nicht auf der Fensterbank, sondern im Freien stattfinden, um nicht zu weit von den natürlichen Bedingungen abzuweichen. Ich habe also sowohl Stockrosensamen als auch Lupinensamen in Anzuchterde und die hohen Töpfe gesät und auf den Balkon gestellt. Es ist ein Nordseite-Balkon der im Sommer nur morgens in wenig Sonne von Osten bekommt.
Erste Zeit im Mini-Gewächshaus
Nach der Keimung musste ich die winzigen Pflänzchen noch in einem Mni-Gewächshaus vor den Vögeln schützen, denn die ersten wurden gleich abgefressen! Schon im Frühjahr hatte ich ein recht großes Exemplar (21 x 55 x 31 cm) besorgt, in das die hohen Töpfe plus einige Zentimeter für die Pflänzchen auch rein passen. Damit erlebte ich allerdings zweimal Schiffbruch, denn die Teile kamen mangelhaft verpackt und total zerstört an. Das zweite musste ich dann nicht zurück senden und hab es mit Klebeband soweit zusammen geklebt, dass ich es nutzen konnte. Empfehlen kann ist es auf gar keinen Fall, es kommt garantiert IMMER kaputt an und die Rückabwicklung ist extrem nervig!
Sobald sie den Deckel des Gewächshauses berührten, stellte ich die Pflänzchen dann raus. Hier wuchsen sie nun problemlos weiter, die Vögel hatten mittlerweile kein Interesse mehr. Nicht mehr zart genug!
Die ersten fünf Stockrosen sind nun schon im Garten. Ich habe sei mitsamt Topf einzeln locker mit Papier umwickelt und in eine Tüte gepackt. Kein Problem, das so mit dem Rad zu transportieren (wir gärtnern ohne Auto).
Für den Start in Freiland haben sie ordentlich Kompost und ein paar Hornspäne mitbekommen. Und rundherum hab ich den Aufwuchs gekürzt, damit sie genug Luft und Sonne bekommen. Die Erde dann aber nur dünn gemulcht.
Damit ist die Pflanzaktion aber noch nicht durch. Ein paar Stockrosen und die Lupinen stehen noch auf dem Balkon in der Fensterbank. Sie sind noch etwas kleiner, also müssen sie noch ein bisschen warten.
Es wäre toll, wenn wir nächstes Jahr wieder Lupinen und Stockrosen hätten – aus eigener Anzucht und vielleicht sogar wiederkehrend.
26. September 2021 um 19:02
Hallo Claudia, das klingt sehr interessant. Hab dieses Jahr auch überlegt Lupinen in den Garten zu pflanzen. Hab bei Freunden auf einer grossen wilden Wiese welche ausgegraben. 4-6 Wochen später haben sie auch geblüht. Bin mal gespannt ob sie auch den Winter überstehen.
Hab sie mehr als spatentief ausgegraben.
Viele Grüsse aus München
Wolfgang
18. Oktober 2021 um 11:30
Bin leider erst jetzt auf den Artikel gestoßen, aber jetzt hab ich schon was für meine To-Do-Liste im nächsten Jahr! (:
Liebe Grüße aus Wien
31. Dezember 2021 um 11:09
Vielen Dank, erklärt einiges. Ich wusste nicht, dass Stauden auch in unterschiedliche Wurzelarten unterschieden werden.
Ich mag dieses Beispielbild: https://www.tor7.de/media/image/80/94/3b/wurzelarten.jpg nicht unbedingt passend für Stauden, aber es zeigt die drei typischen Wurzelarten anschaulich.
Ich kannte noch die Daumenregel, so breit wie die Krone, so breit ist der Wurzelballen. Aber bei Tiefwurzlern klappt dies ja nicht. So scheinbar auch bei Lupinen ;)
15. März 2022 um 16:23
Sehr guter Beitrag