Alles Gemüse ist mittlerweile abgeerntet, nur noch der Schwarzkohl (Toscano Nero) steht. Ein paar Astern, die wir im Beet belassen haben, machen sich da mittlerweile recht breit. Wir werden sie im Frühjahr anderswohin umsetzen, damit das auch optisch ein „Gemüsebeet“ bleibt.Im Juni waren die Astern noch kaum sichtbar.
Spektakuläre Blüten sind im wilden Garten eher selten, denn wir setzen nur wenige klassische Zierpflanzen, die – wie etwa die Bart-Iris – im Herbst ihre Blüte lange hinter sich haben. Umso interessanter ist es, zu schauen, was jetzt noch von selber blüht: die kleinen, oft unscheinbaren Gewächse, die anderswo als „Unkraut“ angesehen werden.
Hier die letzte Blüte einer Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), die besonders von Schmetterlingen geschätzt wird.Auch die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) hat ihre Blütezeit hinter sich, eine hab‘ ich noch fotografisch erwischt:Die einzelnen Blüten sehen sehr filigran und wild-hübsch aus, so ein bisschen nach Punk im Pflanzenreich. Die ganze Pflanzengestalt mit kantig-grauen Stengeln und wenigen Blättern könnte dagegen keinen Sommerblumen-Schönheitswettbewerb gewinnen. :-) Dafür ist die Rispen-Flockenblume bei Schmetterlingen, Bienen, Hummeln und anderen Wildinsekten sehr beliebt, im Insekten-freundlichen Garten also genau richtig!
Rucola – Star im Garten und im Salat
Das von uns selbst meist genutzte Wildkraut ist die „wilde Rauke“, bzw. Rucola. Sie blüht von Mai bis Oktober durch und versorgt uns ständig mit würzigen Blättern für den Salat.Ihre kleinen gelben Blüten sind überall im Garten zu sehen, doch ist unverkennbar, dass sie es gerne nährstoffreich hat und sich deshalb immer wieder auf den Beeten breit macht, soweit wir sie lassen! Ihr Blattwerk ist etwas filigraner als die Salat-Variante, die in den Supermärkten verkauft wird. Das ist ein Foto aus dem Frühjahr:Je später im Jahr, desto mehr muss man nach frischen Blättern suchen. Sie finden sich aber immer noch, auch wenn die großen Hauptpflanzen nur noch mit einem Gewirr aus Stengeln und Blüten ins Auge fallen. Die Blätter sind übrigens deutlich aromatischer als die der Kulturrucola! Wir mischen sie zu milderen Salaten, das schmeckt toll.
Kleine Aliens im Garten
Im ganz Kleinen eröffnen sich sehr eigene Welten mit recht absonderlichen Gewächsen. An viele Jahre altem Totholz fand ich diese Trichterflechten:Sehen sie nicht wie Invasoren von Anderswo aus? Für mich sind sie die „Aliens“ im wilden Garten, obwohl sie schon lange dazu gehören und nicht nur an einer Stelle wachsen.Und so sieht das mitsamt Umgebung aus, Trichterflechten auf einem schon lange verwitterterten Stück Baumstamm:
Duftsteinreich und Astern
Diese kleinen Kreuzblütler konnte ich mit Hilfe der PlantNet-App als Duftsteinrich (Lobularia, Alyssum maritimum) identifizieren, auch einfach „Steinkraut“ genannt.Das Kraut kommt bei uns nicht wild vor, sondern wurde von einer Freundin angesät und ist sehr verbreitungsfreudig. Auf meinem Balkon ist es plötzlich in einem Balkonkasten erschienen, ohne dass ich etwas dazu getan hätte. Es hat gedauert, bis ich bemerkte, dass es vom Balkon einen Stock über mir her gefunden hat!Blüten im Herbst? Natürlich Astern, Astern, Astern – seit ein paar Jahre versuchen wir, im wilden Garten Sorten anzupflanzen, die sich auf sandigen Böden gut entwickeln und auch farblich schön aussehen. Mit mittelprächtigem Erfolg.
Wir haben eine „gartenheimische“ Aster, die schon der Vorgänger gepflanzt hat. Es ist diese helle, hier schon etwas verblüte Sorte, die um die kräftig gefärbte, später gesetzte Sorte herum wächst:Sie verbreitet sich von selbst und macht anderen Sorten das Leben schwer, so jedenfalls mein Eindruck. Dabei wird sie selber immer blasser, irgendwie habe ich sie farbstärker in Erinnerung. Jedenfalls setzen wir immer mal wieder farbigere Arten, die jedoch bei weitem nicht so dauerhaft und verbreitungsfreudig sind.Gegen unsere „gartenheimische“ Art haben die anderen sogar richtig „ordentliche“ Blüten.Ins Thema Astern hab‘ ich mich bisher nicht wirklich eingelesen. doch verhält es sich wohl wie auch mit vielen anderen Gartenblumen: Je weiter weg von der Wildform, desto mehr muss gepäppelt werden – kein Wunder, dass es bis zum „Asternparadies“ hier noch ein weiter Weg wäre, wenn es uns drauf ankäme. Immerhin: eine richtig ROTE Herbstaster hätte ich schon gerne!
Studentenblume, Amaranth und der „böse“ Götterbaum
Immer wieder erfreuen uns die Studentenblumen, die teilweise bis in den späten Oktober aushalten. Hier mal eine fast komplett rote Blüte:Früher hab‘ ich gedacht, es gäbe gelbe, rote und rotgelbe Sorten. Aber nein, mittlerweile weiß ich, dass die verschiedenen Blütenfarben an derselben Pflanze wachsen. Bzw. wachsen können, nicht alle Stauden, die sich aus dem gleichen Samengut entwickelt haben, zeigen alle drei Blütenvarianten. Schon erstaunlich!
Die Samen des Amaranths sind mittlerweile reif – und wir könnten sie ernten und im Müsli verwenden, wenn wir wollten. Wollen wir aber nicht, weil das extrem viel Arbeit macht und das Trocknen ohne zusätzliche Energie im kühlen Herbstwetter nicht funktionieren würde.Woher ich das weiß? Der Selbstversorger hat mal Pop-Amaranth angebaut und versucht, ihn zu trocknen – mit sehr mäßigem Ergebnis! (Das Video dazu ist geradezu abschreckend!) Wir haben den (aufrechten!) Amaranth als Gemüsepflanze angebaut, weil man die Blätter auch als Spinat verwenden kann. Die Pflanzen sehen immerhin schön auffällig aus, allerdings auch erst recht spät im Jahr. Ganz anders der bekanntere hängende Gartenfuchsschwanz, den wir 2015 hatten: früh da, früh groß, geradezu riesig!
Zu guter Letzt ein Blick auf den „bösen“ Götterbaum, den wir demnächst wieder herunter schneiden werden:„Böse“ ist natürlich ironisch gemeint: Dieser Baum ist wegen seiner Verbreitungsfreudigkeit unerwünscht: ein Neophyt, zugewanderter „Ausländer“ – den will man nicht! Dabei hat er wunderschöne Blätter, die im Herbst weithin rot leuchten (so lange warten wir noch mit dem Schnitt!). Er kommt mit dem geänderten Klima sehr gut zurecht und gilt manchen Experten sogar als „Stadtbaum der Zukunft„.
Was auch immer gegen den Götterbaum eingewendet wird: Man bekommt ihn nicht weg! Er kommt einfach immer wieder – und bei uns steht er genau auf der Grenze zum Nachbarn, in beiden Gärten verwurzelt. Da müsste man mit dem großen Bagger kommen und sein Gartenhaus gleich mit abreissen, wollte man ernsthaft alle Wurzeln entfernen. Keine Chance – also schneiden wir halt immer wieder runter, wenns denn die Obrigkeit so will!
19. Oktober 2020 um 14:50
wunderschön
31. Oktober 2020 um 11:02
Für den eher grauen Oktober sind da immer noch viele schöne Farben im Spiel! Herzlichen Dank für diesen interessanten Beitrag. LG Robert T.