Im Einklang mit der Natur? Ein Mythos aus der Stadt

Sogenannte „Naturvölker“ werden oft dafür bewundert, wie sehr sie doch „im Einklang mit der Natur“ leben. Das ist eine Illusion!

Nichts lebt „im Einklang mit der Natur“ – das hab‘ ich beim Gärtnern gelernt.

Rote Waldameisen

  • Die Ameisen gehen emsig ihren Geschäften nach und ZACK, taucht eine Horde doppelt so großer Waldameisen auf und greift sie an, macht sie nieder, entführt die Larven… Einklang?
  • Der Mangold lässt die Blätter hängen, doch liegt es nicht am Wassermangel. Was ist los? Die Ameisen haben sich unter ihm angesiedelt, den Boden mit ihren Gängen so gelockert, dass die Wurzeln keine Nährstoffe mehr aufnehmen können. Einklang?
  • Wilde Pflaumen wuchern unterirdisch und kommen überall hoch, wachsen schnell, bringen Schatten, verdrängen andere Gewächse… für diese ist es mit „Einklang“ vorbei.
  • Brombeerpflanzen überwuchern alles, was ihnen im Wege steht mit irrer Geschwindigkeit. Klar muss man sie im Zaum halten, die Triebe oft kürzen oder Teile ganz entfernen. Das geht nie ohne Verletzungen ab – fühlt sich nicht nach „Einklang“ an!
  • Vom biochemischen Krieg vieler Pflanzen, die andere neben sich einfach eingehen lassen (Tomaten sind da ganz groß!), fang ich gar nicht erst an!

Pflanzen, Tiere, Bakterien – alles will sich ausbreiten und wendet alle zur Verfügung stehenden Mittel an. Mal sind die Bedingungen günstig, dann verdrängen die Erfolgreichen die Anderen, mal sind sie ungünstig (Wetter, Boden..), dann gelingt es nicht, vielleicht sterben sie sogar.

 

Es gibt keine stabile Harmonie, keinen „Einklang“, sondern nur das vielgestaltige Bemühen um Leben, Fortpflanzen, Überleben, Ausbreiten..

Als es in Mode kam, „ein Biotop zu haben“, also einen Gartenteich mit Pflanzengesellschaft, Fischen und Wassertierchen etc., merkten alle sehr schnell, dass es keine Stabilität gibt, sondern man stets kämpferisch auf der Matte stehen muss, um das sog. „Gleichgewicht“ zu verteidigen. Z.B. gegen die Larven der schönen blauen Libelle, die – einmal da – alles andere auffressen. Und vieles andere mehr… „Biotop haben“ ist mittlerweile nicht mehr so angesagt. :-)

Genau wie Tiere und Pflanzen ihrer Umwelt ausgeliefert sind, so waren es auch Naturvölker, von denen wir immer meinen, sie hätten „im Einklang mit der Natur“ gelebt. Klar, mit wenig Individuen und einer Menge Natur rund herum hält sich so ein Menschenbiotop eine Weile halbwegs stabil. Aber wie lange? Kaum sind sie erfolgreich MEHR geworden, fällt ihre Kultur den Klimakatastrophen zum Opfer. Zehn bis 50 Jahre Dürre und Schluss war’s mit den Städten der Maya. Was keine Ausnahmen war, sondern vielenKulturen so ergangen ist.

Das Leben „im Einklang mit der Natur“ ist ein Mythos von Stadtmenschen. Die sich um übrigen nicht ernsthaft wünschen, so zu leben wie jene, von denen man meint, sie hätten tatsächlich so gelebt.

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Zum Thema „naturnaher Garten“:

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

Ein Kommentar

  1. In diesem Zusammenhang sind die „Nachrichten aus dem Garten“, Jürgen Dahls sehr empfehlenswert.

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