In liebevoller Erinnerung: Tschüss, kleiner Waldbaum!

Grade mal vier Jahre alt ist sie geworden: Die kleine Kiefer, die uns ziemlich ans Herz gewachsen war. Aber gestern war es soweit: Wir mussten sie entfernen! „Waldbäume“ sind in Kleingartenanlagen nämlich nicht erlaubt. Nach Auffassung der Kleingartenverbände stören sie die „kleingärtnerische Nutzung“ und haben in den Gärten kein Lebensrecht.
Kiefer im Jahr 4Fotos sind per Klick vergrößerbar
Dabei hat das Bäumchen so wunderbar an die Stelle gepasst, die es sich selbst ausgesucht hatte: Am Rand unseres wilden „Steppenbeets“, wo früher mal ein Gartenhaus stand und die Erde so schlecht ist, dass Gemüse da gar nicht wächst. Wir gestalten den Bereich mit Ginster, Totholz, Gräsern, Kräutern und anspruchslosen Bodendeckern – und mit dem, was von selber kommt.

21.Mai 2020 – der letzte Frühjahrsaustrieb:
Kiefer 4 Jahre
Zu Erinnerung hab‘ ich in alten Fotos gesucht und zum Glück ein paar gefunden, auf denen die Kiefer zu sehen ist. So richtig mit Absicht habe ich sie kaum je abgelichtet, gute Baumportraits sind leider nicht dabei. Immerhin gibts genug Fundstücke, um an die vier Lebensjahre der Kiefer zu erinnern.

9. März 2016: Der erste Spross. Mein Motiv waren eigentlich die alten Baumstammteile, die wir hier ausgelegt haben. Rein zufällig ist der Kiefernspross mit drauf!
Kiefer, erster Spross

28.Juli 2017: Schon ein richtiger kleiner Baum! Nicht mehr zu übersehen – wir haben uns gefreut, denn das Bäumchen setzt einen hübschen Akzent in die Steppenwildnis!
Kiefer 1 Jahr
9. September 2017: Eine andere Perspektive, mit Blick auf ein Arrangement aus alten Abflussrohren. Struktur in diesen Bereich zu bringen, ist gar nicht so einfach. Deshalb haben wir die Rohre, die irgend ein Vorgänger hinterlassen hat, einfach mal senkrecht aufgestellt. Nicht wirklich schön, aber besser als nichts!
Kiefer, 1 Jahr
8.November 2917: Auch im Herbst bleibt die Kiefer grün. Ein Grund, warum Koniferen in Gärten geschätzt werden,  denn im Winter sieht dann nicht alles so kahl aus.
Kiefer - 1,5 Jahre
Noch ein Foto vom gleichen Tag. Mit Weitblick auf die Fernwärmerohre, die über den nahe liegenden Weg führen. Im Sommer sieht man sie weniger. Das optische Zusammenspiel von Natur und industriellen Artefakten finde ich gar nicht schlecht. Unsere Kiefer ist jetzt fast zwei und schon richtig hübsch!
Kiefer, 1,5 Jahre
8.Mai 2018: Im Frühjahr treibt sie aus wie wild und bekommt richtig Schub. Sie wird größer und damit sichtbarer, auch aus der Ferne.
Kiefer, 2 Jahre
1.Juni 2019: Auch im nächsten Frühjahr legt sie ordentlich zu – und wir bekommen die Aufforderung, den Waldbaum zu entfernen. Schrecklich, wir wollen nicht, aber wir müssen!
Kiefer 2 Jahre
Erstmal zögern wir die Sache noch ‚raus. Bäume fälle ist doch eher eine Arbeit für den Herbst… fürs Erste schneiden wir die Kiefer zurück, so dass sie eine Buschform bekommt und nicht mehr ganz so auffällig da steht.

14.Juli 2019: Auch als Busch sieht sie wunderschön aus. Immer, wenn wir sie sehen, müssen wir daran denken, dass sie bald weg sein wird. Herzschmerz!
Kiefer 3 Jahre
21.Mai 2020: Es ist soweit, das ist das letzte Foto vom Steppenbeet mit Kiefer. Der letzte Austrieb ist wieder richtig schön – ach je…
Kiefer 4 Jahre
Tschüss, kleiner Waldbaum! Hast uns vier Jahre lang Freude gemacht – und bist  dann  den Vorschriften zum Opfer gefallen. Traurig!

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

4 Kommentare

  1. Genau das ist der Grund, warum ich im Leben nicht in einen solchen Verein eintreten würde…. Richtlinien, wieviel Gemüse gepflanzt werden soll, kann ich so gerade noch verstehen, aber dieses „Gesetz“ ist angesichts der beliebten Kirschlorbeer-Monokulturhecken echt nicht zu verstehen.
    Mir sind diese „Ewig-gestrigen“ in den Kleingartenvereinen zuwider…
    Liebe Grüße
    Gabi

  2. @Gabi: früher habe ich auch so gedacht! Aber tatsächlich haben die meisten Vorschriften rationale, nachvollziehbare Gründe.

    Waldbäume bleiben ja nicht klein, sondern erreichen große Höhen. Eine Kiefer wird 20 bis 40 Meter hoch. Da eine gängige Parzelle nur 250 bis 400 m² hat, beansprucht der Baum schon bald recht viel Raum und würde auch den NAchbargarten beschatten.

    Das allein wäre noch ok, wenn man Bäume mag (und der Nachbar auch), aber die fortwährende Zersetzung der runter fallenden Nadeln versauert den Boden so, dass oft nicht einmal mehr Gras wächst. Sprich: die intendierte „kleingärtnerische Nutzung“ wird stark eingeschränkt – auf Jahre, denn auch wenn man den Baum fällt, bleibt die Erde erstmal lange Zeit, wie sie geworden ist.

    Klar, bei uns wäre evtl. eine Ausnahme sinnvoll gewesen, weil auf dem „Steppenbeet“ die Erde sowieso schlecht ist, Aber vermutlich wäre auch das, was jetzt da wächst, auf Dauer doch verschwunden, je mehr die Kiefer den Bereich verschattet und versauert hätte,

    Traurig ist es trotzdem.

  3. Vielleicht hätte man sie umpflanzen können? Irgendwo in einen Park oder Wald? Die Wuhlheide scheint doch nicht so weit weg zu sein? Oder ihr könnt die Nadeln zumindest für eine Creme oder ein ätherisches Öl oder so verwenden :-D.

  4. @Daniel: das habe ich zuerst auch gedacht, aber Umpflanzen ist nicht einfach und muss über einen langen Zeitraum vorbereitet werden. Nachzulesen hier:

    https://www.gartenjournal.net/kiefer-umpflanzen

    Selbst WENN wir das so gemacht hätten, hätte der umgepflanzte Baum nicht überlebt, weil in der ersten Zeit viel Wässern nötig ist, damit er anwächst. Ganz undenkbar „irgendwo im Wald“.

    Den Baum oder seine Nadeln irgendwie zu „verwerten“ will ich lieber nicht – sondern nach vorne schauen und den Standort wieder schön machen – mit Hilfe einer heimischen Rose, die sich da auch schon angesiedelt hat. Die hat jetzt mehr Platz…

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