Die Corona-Krise hat nun doch Folgen für die Versorgung mit Lebensmitteln. Insbesondere bei Obst und Gemüse gibt es Probleme, da aufgrund der Ein- und Ausreiseverbote viele Tausend Erntehelfer aus Osteuropa fehlen. Dabei geht es nicht nur um den Spargel, der jetzt gestochen werden muss: Die Erdbeerernte danach benötigt noch viel mehr Helfer, zudem muss gesäät und gepflanzt werden, sonst fällt die Ernte auch bei Gemüse und Salaten aus. (Jetzt können die „Grenzen zu“-Fanatiker mal sehen, wie sich das auswirkt!).
So wird endlich mal richtig deutlich, wem wir es verdanken, dass unser Obst- und Gemüseangebot – normalerweise – so vielfältig und verlässlich zur Verfügung steht. Dabei ist die heimische Landwirtschaft nicht mal der Hauptzulieferer: nur 40% des Angebots werden von Betrieben in Deutschland angebaut, der Rest kommt aus der EU und dem Ausland.
Ein ganz erheblicher Teil unseres Gemüses wird in „Europas Gärten“ Almeria und Huelva (Spanien) erzeugt. Dort fehlen wiederum die Arbeiter/innen aus Marokko, das am 13.März seine Grenzen geschlossen hat. Selbst die Helfer, die noch kommen können, haben kaum Möglichkeiten, die Felder zu erreichen, da Autofahrten mit mehr als einer Person verboten sind. Und das sind nur Beispiele, viel Obst kommt normalerweise auch aus Italien, Griechenland, Türkei – ob und wie da noch genug geliefert werden wird, ist äußerst ungewiss.
Kleingärtner vor: Mehr Gemüse pflanzen?
„100 kg Obst auf 100 m² Kleingartenland!“ – das ist eine alte Parole aus der DDR, die aufgrund wachsender Versorgungschwierigkeiten ab den 70gern die Kleingärten gefördert hat. Noch heute haben Kleingärtner in den neuen Bundesländern dadurch Vorteile, denn die Gärten sind üblicherweise ans Stromnetz angeschlossen, haben individuelle Wasseranschlüsse und sind besser ausgestattet. Vorteile, die in vielen westlichen Kleingärten nicht selbstverständlich sind, da das Bundeskleingartengesetz eine eher spartanische Ausstattung vorschreibt.
Zur Begrüßung im vereinigten Deutschland allen Kleingärtnern erstmal den Stromanschluss wegzunehmen und die Wasserleitungen aus den Datschen zu reissen, hätte viel Ärger gegeben. Also hat man darauf verzichtet, was eine weise Entscheidung war! Gleichwohl gilt bundesweit die Pflicht zur „kleingärtnerischen Nutzung“, insbesondere zum Obst- und Gemüseanbau.
Viele empfinden das immer noch als nervige Last, weil sie lieber einen reinen Erholungs- oder Ziergarten hätten. („Schließlich kann man doch alles im Supermarkt günstig kaufen und hat keine Arbeit damit!“) Weil aber die Privilegierung der Kleingärten (geringe Pacht, Kündigungsschutz) an die kleingärtnerische Nutzung gebunden ist, MÜSSEN wir uns alle mit Gemüseanbau befassen.
Für uns war das immer ok. Ein „Ziergarten“ wäre uns zuwenig, auch ziemlich unspannend. Auch viele jüngere Gartenfreundinnen und Freunde, die in letzter Zeit verstärkt Gärten nachfragen, schätzen den Bio-Anbau im Garten. Die Kinder sehen, wie das Gemüse wächst und man kann Sorten anbauen, die im Supermarkt nicht zu haben sind.
Vielleicht gewinnt im Zuge der Corona-Krise der selbstversorgerische Anteil im Kleingarten wieder an Bedeutung? Dieser Tage haben mein Liebster und ich mit der Anzucht 2020 angefangen: 10 Sorten Tomaten, Mangold, Schwarzkohl, Salat, demnächst kommen Zucchini dazu. Auch Kartoffeln (besondere Sorten) werden wir anpflanzen und Amaranth, den man auch als spinatartiges Gemüse essen kann. Wurzelgemüse kommt im sandigen Boden nicht so gut, auf Kürbisse haben wir dieses Jahr keine Lust.
Ich rechne damit, dass es in den Supermärkten über den Sommer Teurungen und Lücken im Supermarktangebot geben wird. Und fürchte keinesfalls mehr, im Garten ZUVIEL ernten zu müssen!
28. März 2020 um 01:37
Ja, auch hier – im sonnigen Südwesten – fehlen die französischen Helfer überall. Nicht nur bei der Ernte. Ich habe meinen Ziergarten dieses Jahr auch – wenn auch zögerlich – auf Gemüse umgestellt, zögerlich, denn Gemüse soll ausschliesslich in den Hochbeeten wachsen, sonst werden die Schnecken zu fett.
Noch gibt es hier bei Obst und Gemüse keine Versorgungslücken, aber wer weiß. Tomaten und Zucchini habe ich schon immer im Garten gehabt, dieses Jahr kommen noch Radischen, Rhabarber, Salat, Salatkräuter, Erbsen und Bohnen dazu.
Ich hoffe, alles gedeiht so, wie ich das mir wünsche, aber Erfahrungsammeln gehört halt auch dazu.
Ich wünsche euch ein glückliches Händchen und bleibt gesund.
9. April 2020 um 11:20
Gut das ich meine Tomaten selber züchte! ;)
25. Mai 2020 um 09:49
Lücken in der Versorgung mit Obst und Gemüse?
Habe ich nicht , mein Bauerngarten ist mit allen bepflanzt was ich brauche .
Von Gemüse, Obst (25 verschiedene Obstbäume) Beerensträucher (12 Stück).
Es ist alles da was ich brauche und zum verschenken bleibt auch noch was übrig.
Durch die größe meines Gartens muß ich mir keine Gedanken über eine Versorgungslücke mit Obst und Gemüse machen.
Mein nächstes Projekt sind Hühner und Gänse den die Ställe sind noch vorhanden, da ich auf einen ehemaligen Bauerhof lebe. Die Ställe müssen nur auf Vordermann gebracht werden .
Ich kann nur jeden empfehlen sich einen eigen Gemüse und Obstgarten zuzulegen.
(Pachten, kaufen oder einfach ein Stück vom Zierrasen opfern )