Buch-Tipp: Ernte mich im Winter!

Für uns ist die Gartensaison Ende Oktober ziemlich zu Ende. Das Gemüse ist geerntet, die Beete sind gemulcht oder mit Gründüngung besäht. Manchmal setzen wir noch neue Büsche oder einen Baum. Aber muss das schon alles sein? Wie es auch anders geht, zeigt der erfahrene „Wintergärtner“ Wolfgang Palme in seinem Gartenbuch „Ernte mich im Winter“.
Buch "Ernte mich im Winter"

Einfach immer frisches Gemüse?

Erstmal wirkt die Idee, auch im Winter erfolgreich zu gärtnern, ein wenig verrückt. Wir kennen doch die Situation: es ist nicht nur unangenehm kalt, sondern auch nass und oft windig. Von Frost und Schnee ganz zu schweigen. Was soll da schon noch gedeihen?

Wolfgang Palme sagt, eine ganze Menge! Und er behauptet das nicht nur, sondern erforscht und praktiziert das winterliche Gemüse-Gärtnern im „Zinsenhof“, einer Forschungs- und Lehranstalt für Gartenbau in Österreich, sowie in der selbst gegründeten „City-Farm“ in Wien. Aber damit nicht genug: Im Kapitel „Von Wintergärten, Versuchspersonen und unzähligen Projekten und Experimenten“ erfährt man von den Forschungen zum heizungsfreien Winteranbau in West- und Nordeuropa, die von Partnern in Belgien, Dänemark und Schweden durchgeführt werden.

Geht es vielleicht nur um Kohl und Rüben? Keineswegs! Der Autor stellt 31 Gemüse, Salate und Kräuter ausführlich vor, die im Winter geerntet werden können, z.B. Spinat, Winterkresse, Asia-Salate, Frühlingszwiebeln, Rucola, Radieschen, Erbsentriebe, Mangold, Kohlrabi. Winterendivie und viele mehr.

Gemüse im Winter: Wie anbauen – und warum?

Ernte mich im Winter - Blick ins Buch
Die attraktiv bebilderten Pflanzenportraits mit den zugehörigen Anbau- und Sortentipps bilden zwar einen Schwerpunkt des Buches, doch würden sie alleine bei weitem nicht ausreichen, um klassische Saison-Gärtner zu inspirieren. Dazu braucht es mehr, nämlich die profunde Auseinandersetzung mit winterlichen Bedingungen und wie man ihnen gartenplanerisch begegnet, damit der Gemüseanbau nicht floppt.

Das leisten die umfangreichen Kapitel zur Einführung in den Winteranbau aufs Beste:

  • Im Abschnitt „Winterversorgung herkömmlich: ab zum Supermarktregal“ kritisiert Palme südliche Importe und den Anbau in beheizten Gewächshäusern und die energie-intensive Langzeitlangerung auch regionaler Produkte: Ressourcenfressend, CO²-intensiv, nicht nachhaltig und in Zeiten des Klimawandels eigentlich so nicht mehr zu verantworten.
  • Im Kapitel „Winterversorgung neu: ab ins Gemüsebeet“ beschreibt er die Vorteile des winterlichen Gemüseanbaus und der ressourcenschonenden Lagerung. Heutzutage sei eine große Sortenvielfalt möglich und weit mehr Gemüse seien viel winterhärter und frostfester als allgemein bekannt. Eigene Versuche mit 77 Gemüsearten verliefen erfolgreich, eingefroren und unversehrt wieder aufgetaut – das gibt es!
  • Im Abschnitt „Winter, wer bist du?“ geht es dann um die Basics winterlicher Bedingungen: Kälte, Frost, Regen, Schnee, Stürme , weniger Licht. Eigene Erfahrungen und Beobachtungen in verschiedenen Winterklima-Zonen fließen hier ein.
  • In den Kapiteln „Wintergartenplanung“ und „Wintergemüsevorlieben: Schlafsack, Zelt Hütte oder Haus?“ geht es dann an die konkrete Umsetzung im Freiland und mit verschiedenen Formen des Winterschutzes.  Ein weiteres Kapitel motiviert zum winterlichen Anbau auf Balkon, Terrasse und Fensterbrett.
  • Ein Jahr im Leben eines Wintergartens“ erzählt am lebendigen Beispiel, wie man einen Garten durchs ganze Jahr so betreibt, dass auch der Winter keine „tote Zeit“ mehr ist!

Alles in allem macht das Buch „Ernte mich im Winter“ Lust auf eigene Experimente mit der Wintergärtnerei. Schön, dass auch bekannte „Einwände und Bedenken“ besprochen werden, es geht ja nicht um gärtnerische Träumereien, sondern um wirklich machbare Alternativen zur bloßen „Saisongärtnerei“.

Prädikat: empfehlenswert!  Übrigens nicht nur wegen des Inhalts, auch die Machart des Buches punktet: Druck auf Bionaturpapier mit Farben auf Pflanzenölbasis, 110%ige Kompensation der verwendeten Ressourcen durch die Druckerei – und keine Plastikfolie mehr!

Ernte mich im Winter - Buchcover

Ernte mich im Winter
Einfach immer frisches Gemüse – säen, wachsen, glücklich sein.
Eine Liebeserklärung an das Wintergemüse, erzählend, persönlich, humorvoll mit allen nötigen Infos, um den Anbau für die kalte Jahreszeit zu starten und Salat, Radieschen, Karotten & Co. auch von November bis März zu ernten.

€ 24,90
ISBN 978-3-7066-2661-3
176 Seiten, gebunden

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

2 Kommentare

  1. Ich habe mich so gefreut, dass heuer mein Feldsalat so gut gewachsen ist. Und habe mich schon im Winter ernten gesehen. Dummerweise bekam er jetzt Mehltau. Ich habe ihn jetzt mal mit verdünnter Magermilch gespritzt. Was anderes kommt bei mir nicht zum Einsatz. Mal sehen, ob es hilft.
    Viele Grüße von
    Margit

  2. Sehr interessantes Thema und Buch! Ich bezeichne mich noch als Gartenneuling und habe nun meinen Garten aufgeräumt, damit er überwintern kann. Mir war bis dahin nicht bekannt, dass Radieschen, Feldsalat und Karotten selbst bei Minusgraden überstehen. Da kann man direkt mit der Saat wieder beginnen :) ich bin sehr gespannt, wie es mir gelingt.

    Liebe Grüße
    Sonja

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