Ältere erinnern sich noch an die bunten Felder voller Klatschmohn und Kornblumen – meist wehmütig, denn heute sorgen Pestizide dafür, dass nichts „Unerlaubtes“ mehr wächst. Und doch ist der Klatschmohn nicht ausgestorben: als typischer Kulturfolger folgt er uns in die Gärten, vor allem in die Gemüsebeete, denn Mohn liebt lockere, nährstoffreiche Böden.
Wie zum Beispiel unser Tomatenbeet.
Sandige Böden wie unseren mag er offensichtlich besonders gern. Er sprießt überall, wo wir etwas anpflanzen. Nicht allen Mohn lassen wir stehen: wo er die Gemüsepflanzen zu sehr bedrängt, entfernen wir ihn teilweise oder auch mal ganz. Dennoch steht auf vielen Beeten Mohn, zumindest solange er blüht. Ein Grund, warum unser Garten von traditionell eingestellten Gartenfreunden als „unordentlich und verwahrlost“ empfunden wird. (Wenn wir wenigstens Betonkanten rund um die Beete hätten – aber nicht mal das!)
Tiefwurzler verbessern den Boden
Dabei stört Mohn die Kulturpflanzen kaum (mal abgesehen von seiner oberirdischen Ausbreitung, die wir im Zaum halten). Im Gegenteil, er ist sogar nützlich, denn er ist ein Tiefwurzler. Mit seiner bis zu einem Meter langen Pfahlwurzel holt er Nährstoffe aus tieferen Schichten an die Oberfläche, spätestens über den Kompost kommen diese den Kulturpflanzen zu Gute. In der Tiefe lockert der Mohn so auch den Boden und reichert ihn mit seiner verbleibenden Wurzelmasse an.
Gedeckter Tisch für Bienen und Hummeln
Als ich gestern sehr früh zum Gießen im Garten war, um der heftigsten Hitze (37 Grad in Berlin!) zu entgehen, summte und brummte es überall. Viele Bienen und Hummeln besuchten die Mohnblüten, die um diese Zeit deutlich mehr waren als spätnachmittags, wenn wir normalerweise im Garten sind.
Der Klatschmohn hat auch einiges zu bieten, nämlich sehr viele Staubblätter in jeder einzelnen Blüte: Jede entwickelt um die 160 Staubblätter, die die Pollen für die Vermehrung der Pflanze bereitstellen. Mit den eiweißreichen Pollen versorgen Bienen und Hummeln ihre Brut. Wobei die Morgenfrühe die richtige Zeit für das Klatschmohn-Menü ist, denn wie die Honigmacher schreiben:
„Der Klatschmohn blüht in den frühen Morgenstunden und ist meist am Abend verblüht. Die beste Zeit für die Bienen, Pollen zu ernten, ist zwischen 6 und 10 Uhr morgens, da sich die Blüten dann am Besten darbieten. Meist ist um 10 Uhr bereits der gesamte Pollen entnommen.“
Es spricht also nichts dagegen, sondern sehr viel dafür, den Mohn ruhig wachsen zu lassen. Wo er wächst, muss man dann auch nicht mulchen, um dem Leitsatz der Bodenverbesserung „niemals kahle Erde!“ gerecht zu werden.
30. Juni 2019 um 18:46
Hier sieht man in letzter Zeit wieder einige Mohnfelder und auch Kornblumen sind keine Seltenheit mehr. Das ist eine tolle Entwicklung.
Viele Grüße von
Margit
4. Juli 2019 um 00:46
@Margit: schau mal diese Mohnwiesen, die sind richtig toll:
https://horstschulte.com/2019/praechtige-bluehwiesen-in-koenigshoven/
7. Juli 2019 um 15:06
Ich lass ihn auch überall erst mal wachsen und nur dort wo er die Kulturpflanzen zu sehr verdrängt entferne ich ihn. Immer wieder versuche ich auch über Samen ihn in unserer Obstwiese(ungemäht) anzusiedeln, leider klappte das bisher nicht.