Apfelbaum veredeln: Sortenwahl, Zeitpunkt und Methoden

Dies ist ein Gastartikel von Stammleser Wolfgang Wetzel, der gerade viel Freude an der Veredelungsarbeit hat und sein Wissen und seine Erfahrungen mit uns teilt – 1000 Dank!

Wer irgendwann einmal einen Garten mit Apfelbäumen übernimmt oder erbt, hat mit Sicherheit das gleiche Probleme wie viele andere Gartenbesitzer. Es gibt einen Apfelbaum deren Äpfel keiner mag. So auch bei mir. Es ist ein Baum der vor etwa 30 Jahren als Halbstamm gepflanzt wurde.

Was tun? Vielleicht ganz einfach das, was Bauern früher auch taten- den Apfelbaum veredeln oder besser gesagt umpfropfen. Damals hatte man nicht das Geld ständig neue Apfelbäume zu pflanzen. Es gab meist nur Hochstamm Bäume die dann auch erst nach etwa 20 Jahren nenneswerten Ertrag brachten. Deshalb war und ist das veredeln von Apfelbäumen die sinnvolle Art seine Ernte zu erhöhen. Das gilt natürlich nur für den Hobbygarten, so wie wir einen betreiben. Im Obsterwerbsanbau sieht das wieder ganz anders aus.

Warum veredelt man eigentlich einen Apfelbaum?

Veredeln ist so eine Art Transpantation. Dabei wird ein Aststück der Wunschsorte auf den Apfelbaum (Unterlage)verpflanzt, im meinen Fall der Halbstamm. Wächst diese an, kann man die Wunschapfelsor te in 2-3 Jahren auf dem Baum ernten. Würde man die Kerne aussäen, wäre es nicht die gleiche Qualität der Wunschsorte. Mit dem Veredeln kann man so auch Apfelsorten aus einem alten Garten oder einer Wiese „mitnehmen“.

Veredelung Apfelbaum

Welche Apfelsorte soll veredelt werden?

Klingt blöd aber es ist wichtig die richtigen Apfelsorten genau aus zu wählen.
Mein Tipp: Nur Sorten veredeln die man vorher selbst gegessen hat und für gute befunden hat. Es macht keinen Sinn sich an wohlklingen Namen oder unbedingt eine Sammlung alter Apfelsorten zu wählen. Testet eure Äpfel vorher. Kauft euch Äpfel im Biomarkt oder bestellt verschiedene Sorten im Internet.
Ich bin auch ein Freund alter Apfelsorten aber ich lerne mittlerweile zusätzlich auch neue Sorten kennen und schätzen.
Es gibt kein Patentrezept, testet und schaut euch in euere Gegend um. Sprecht mit Bauern und Gärtnern. Vielleicht gibt es ja einen Veredelungskurs in eurer Nähe. Fragt mal beim Obst- und Gartenbauverein nach. Dort gibt es sicher auch Apfelprofis die euch Apfelsorten empfehlen können.
Meine Wahl ist auf Boskoop, Schöner von Wiltshire, Krügers Dickstiel und Ontario gefallen. Ausserdem hab ich noch eine Frühsorte veredelt- Jakob-Fischer.

Mein persönliches Ziel ist es von August bis April/ Mai eigene Äpfel aus dem Garten zu essen. Im Moment schaffe ich es mit Brettacher und Boskoop bis März.

Der richtige Zeitpunkt

Meine Veredelungen habe ich Mitte März begonnen und werde bis Mitte Mai damit fortfahren. Alle 2 Wochen teste ich eine andere Methode bei mir im Garten.

  • Im März kann man noch per Spaltpfropfen frische Reiser der Wunschsorte abschneiden und direkt an der Unterlage per Spalt aufpfropfen.
  • Ab April/Mai nutzt man dann das Rindenpfropfen.
  • Ab April und bis in den Herbst hinein könnt ihr zusätzlich noch das Okulieren (ein Auge wird verpflanzt) oder das Chippen nutzen.

Welche Methoden gibt es?

Auf Amazon ansehen:

Ich empfehle ein gutes Buch über das Verdeln zu kaufen und sich die Methoden genau an zu schauen. Das Buch von Peter Klock fand ich sehr gut.
Wer einen Veredelungskurs besuchen kann, sollte das unbedingt tun. Auszubildende zum Gärtner lernen das Veredeln meist den ganzen Winter über. Daran sieht man wie defiziel die Aufgabe sein kann. Das sollte uns aber für einen Selbstversuch überhaupt nicht abschrecken.
Wie schon erwähnt ist das Spaltpfropfen eine Möglichkeit Edelreiser auf dickere Unterlagen zu veredeln. Daneben ist auch das Geißfuss Veredeln noch recht gut für Laien zu bewältigen.
Bei der Chipveredelung wird ein kleines Stück der Wunschsorte herausgeschnitten und bei der Unterlage eingepflanzt. Hier bedarf es schon viel Fingerspitzengefühl die kleinen Holstückchen zu hantieren.
Bei meiner Umpfropfaktion habe ich Spaltpfropfen und Geißfussveredelung genutzt. Sobald die Bäume im Saft stehen kommt dann das Rindenpfropfen dran.

Rindenpfropfen

Eine sehr gute und einfach Methode ist auch der Kopulationschnitt. Dabei werden zwei gleich dicke Ästchen ( etwa Bleistift dick) mit je einem Längsschnitt versehen und dann passgenau aufeinander gelegt.

Materialien für die Veredelung

Werkzeug Obstbaumveredelung

Das Veredelungsmesser ist das wichtigste Werkzeug. Es sollte gut und scharf sein. Bitte keine Cuttermesser verwenden. Diese sind zu biegsam und schneiden das harte Holz nicht gerade ab. Dann braucht ihr noch Bast,Veredelungsband oder Veredelungsgummis. Und zum Schluus müsst ihr das Ganze noch mit Veredelungswachs abdichten. Auch solltet ihr kein flüssiges Wundverschlussmittel verwenden. Das dringt in die Schnittstellen ein und verhindert so das Anwachsen.
Die Edelreiser sind natürlich auch wichtig. Es müssen die Ästchen vom letzten Jahr sein, am besten in Bleistift Dicke. Das ist aber nicht ganz so einfach zu finden. Habt ihr dünnere Ästchen, könnt ihr per Geißfuss oder Rindenpfropfen diese aber immer noch verwenden.
Edelreiser werden im Winter von Dezember bis März geschnitten und dann an einem kühlen, dunklen Ort in feuchtem Sand eingesteckt. Das gibt für die Veredelungen die man im März bis Mai macht.
Wer selbst keine Edelreiser in der Nähe hat, kann diese auch im Internet bestellen. Ich habe mir 2 verschiedene Sorten so besorgt und bin mit der Qualität sehr zufrieden.
Beim Okulieren odeer der Chipveredelung könnt ihr die frisch herausgetrennten Astteile gleich verwenden und braucht diese nicht zu lagern. Lagern wäre bie diesen Methoden sogar ungünstig.

Fazit

Es braucht schon einiges an Übung um die Schnitte gerade hin zu bekommen. Manchmal muss auch mal ein Pflaster her um die Schnitte im Finger zu verbinden. Wer aber den Reiz verspürt sich mal als „ Apfelbaumchirug“ zu versuchen, sollte unbedingt sich mit Anderen austauschen. So könnt ihr den ersten Frust und die ersten Fehler vermeiden und kommt schneller ans Ziel.

Mein Vater hat vor über 30 Jahren per Spaltpfropfen eine Süsskirsche auf einen Wildling veredelt. Noch heute kann man hier jedes Jahr leckere Kirsche ernten.

Das ist mir Anreiz mich mit dem Veredeln noch intensiver zu beschäftigen. Im Moment veredele ich noch zusätzlich meine Wiunschsorten auf Afelbaumunterlagen M9. Das sind kleinwüchsige Bäume die bis ca. 2,5 Meter hoch wachsen und bequem gepflegt werden können.

Bitte seit Vorsichtig beim Hantieren mit dem Messer!!

Viel Spass beim Vermehren eurer Wunsch-Apfelsorten.

***

Mehr dazu:

Apfel-Edelreiser schneiden und lagern

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

2 Kommentare

  1. Wenn es euch interessiert was nach dem Veredeln passiert ist…. ich hab vom Ergebnis am 20 Mai ein kleines Video gemacht.

    Hier könnt ihr es euch anschauen:
    https://www.youtube.com/watch?v=Ta2xBxnt-qc

  2. Hallo, habe vor etwa 4 Wochen das erste Mal überhaupt versucht, meinen Apfelbaum (mehlige Sorte :-(, Halbstamm, noch recht jung- unter 10 Jahre) mit der Sorte meines Nachbarn (sehr lecker) zu veredeln, Anleitung aus einem Buch.
    Bisher ist noch nichts zu sehen, ob sich da wat tut. Ist das normal? Wie lange dauert es, bis man sehen kann, ob es geklappt hat?
    Habe mir das unten genannte Video angeschaut- demnach habe ich eventuell die Rinde der Unterlage nicht tief genug eingeschnitten, sonst habe ich wohl alles richtig gemacht.
    Danke
    Simone

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