Thuja-Hecken: schnell, billig, nicht nachhaltig

Beim kürzlichen Besuch im Gartencenters wollten wir nach neuen Heckenpflanzen Ausschau halten. Gefühlt stand das halbe Center bzw. dessen Außenbereiche voller Thujas in allen Größen – viele davon unglaublich billig! 4,99 kostete die ein-Meter-Thuja, für 19,90 konnte man schon eine 1,75 Meter hohe Pflanze erstehen. Immerhin empfiehlt die Homepage des Centers für Letztere 50cm Pflanzabstand, für kleinere Versionen liest man meist „drei bis vier Pflanzen pro Meter“. Ja, das ist dann wirklich gleich richtig „dicht“, aber wohin soll die Pflanze eigentlich noch wachsen?

Thuja-Geäst
Und „schnell wachsen“ ist etwas, was Thujas gut können: Bis zu 40 cm pro Jahr in die Höhe, 10 bis 15 cm in die Breite – man muss sie also ständig massiv beschneiden, wenn sie nicht zu Baumgröße aufschießen sollen. Was sie ihrer Natur nach allerdings gerne täten, sind es doch in Wahrheit richtige Bäume, die bis zu 10 Meter hoch werden können.

Schneller Wuchs braucht häufigen Beschnitt

In einer Kleingartenanlage ist die Heckenhöhe auch noch vorgeschrieben: es MUSS beschnitten werden, damit man von außen in den Garten sehen kann. Die Order folgt aus der Sozialbindung, die das Bundeskleingartengesetz als Grund für die Privilegierung der Kleingartenvereine vorschreibt: die Gärten sollen auch der Erholung von Nichtmitgliedern dienen, die dort spazieren gehen.

Wir finden das in Ordnung, doch ist es eine Qual, die Thujas zu beschneiden. Von mal zu mal gelingt es immer weniger, den Pflanzen noch eine insgesamt harmonische Gestalt zu geben. (Sie verholzen ja innerlich und wachsen aus der Mitte nicht nach). Und bloßes „Absäbeln“ in der erwünschten Höhe sieht bei Thujas richtig hässlich aus. Kurzum: Schnell, billig und dicht hat deutliche Nachteile!

Thujas: eher für nasse sumpfige Böden!!!

Unsere Thuja-Hecke, sowie eine einzeln stehende Gruppe und zwei Portalthujas hatten wir vom Vorgänger übernommen. Die Gruppe ist 2011 abgestorben, letztes Jahr ging eine Portal-Thuja ein und dieses Jahr zeigen auch die verbliebenen Exemplare der Hecke, aus der wir schon einige entfernt hatten, das typische „Absterben in Braun“. Dabei hatten wir sie in heißen Perioden durchaus gegossen und sogar gelegentlich gedüngt.

Thujahecke

Dass wir mit dieser Erfahrung nicht alleine sind, bestätigten uns zwei Freunde, die als Gartenhelfer in großen Wohnanlagen und Mitarbeiter in Gartencentern gearbeitet hatten. Braun gewordene Thujas ersetzen scheint fast ein Volkssport zu sein! Was zumindest in Berlin und Brandenburg nicht wundert, denn zu den Standortanforderungen meint z.B. Gartenratgeber.net:

Der Boden sollte vor allem nicht zu trocken sein, da sie dies mit braunen Nadeln dankt. Eher sind nasse, sumpfige Böden geeignet, da sie in freier Natur auf ebensolchen Böden bestens gedeiht. Der Boden kann idealerweise leicht sauer sein.

Also geradezu das Gegenteil des Bodens, den wir den Thujas hier bieten können! Auch die Gartenakademie Rheinland Pfalz sieht die Thujas kritisch:

„Die immergrünen, raschwüchsigen Bäume mit ihrem hohen Ausschlagsvermögen sind beliebte Heckenpflanzen; da sie sich einfach und schnell vermehren lassen auch kostengünstig. Leider wird hier, wie so oft, die Gartenbegrünung nach Kostengesichtspunkten und den leicht erhältlichen Einheitsangeboten ausgewählt. Die entscheidenden natürlichen Wachstumsvoraussetzungen werden oft außer Acht gelassen.
Thuja wachsen in regenreichen Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit und kühl gemäßigtem Klima mit über 1.000 l je m² Jahresniederschlag.“

In Berlin beträgt die Jahresniederschlagsmenge ca. 580 ml/Jahr – in unserer Gegend ist es garantiert noch etwas weniger. Zudem kann der lockere Boden kaum Wasser speichern. Nicht verwunderlich also, wenn die Thujas allesamt nach und nach vertrocknen. Dagegen angärtnern (ständig massiv gießen, womöglich eine künstliche Bewässerung einbauen, wie es die Gartenakademie empfiehlt) kommt für uns nicht in Betracht.

Wir wollen Pflanzen, die sich in unserem Klima wohl fühlen, nicht solche, für die man erst künstlich Bedingungen schaffen muss, damit sie es grade so aushalten. Zu allerletzt wollen wir Jahr um Jahr Thujas ersetzen, sie als Ex- und Hopp-Planzen ansehen, so nach dem Motto: was kaputt geht, wird halt neu gekauft. Das wäre das ganze Gegenteil dessen, was wir unter „naturnah gärtnern“ verstehen.

So sind die Tage der restlichen Thujas gezählt. Nach und nach werden wir sie durch andere Büsche ersetzen, gerne auch durch ganz verschiedene. Manche kommen auch von selbst, wie etwa zwei wilde Rosen, die sich bereits in vorhandenen Lücken ausbreiten. Die müssen wir dann nur ein wenig im Zaum halten, dass sie nicht „auswandern“…. :-)

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

11 Kommentare

  1. Als wir in unseren Garten einzogen standen da auch 31 Thujas auf knapp 20m. Drei Jahre habe ich mir das angeschaut, und dann dieses Frühjahr endlich beschloßen, dass sie wegmüssen.

    Jetzt wo ich weiß, dass Thujas so billig, sind kann ich verstehen, dass so viele Leute auf diese Bäume stehen.

    Sie waren in Breite und Höhe irgendwann aus der Form geraten. Und ich wollte was blühendes und wovon auch die hiesige Tierwelt was hat.

    Die neuen Pflanzen (nur noch 20 Stück) sind noch sehr klein aber sie sind alle angewachsen und jetzt ist Geduld angesagt.

    Gruß
    Christian

  2. Wir haben das gleiche Problem mit einer Wachholderhecke. Auch da sind große Teile braun und ich würde sie lieber heute als morgen durch standortgerechte Sträucher ersetzen. Ich frage mich nur wie man die in den durchwurzelten Boden bekommt.
    VG Ute

  3. @Christian: was hast du denn gesetzt?

    @Ute: die (bereits teil- oder ganz abgestorbenen) Thujas, die wir bisher entfernt haben, gingen mitsamt den Wurzeln raus. Wie es bei Wacholdern ist, weiß ich nicht.

    Wir haben an anderer Stelle so eine „abgesäbelte“ FICHTEN-Hecke, da sind alle Wurzeln noch drin. Neue Büsche haben wir einfach dazwischen gepflanzt – bis jetzt wächst alles gut!

    Hier ist eine Diskussion zu diesem Thema:

    http://www.mikrocontroller.net/topic/210324

    Salz würde ich aber gewiss nicht in den Boden bringen, wie es da jemand vorschlägt.

  4. Hallo Claudia,

    mir gefallen die Thujas nicht, weil man sie fast nicht kompostieren kann.

    Wir hatten letztes Jahr einen Rohrbruch und mussten mit dem Bagger durch die Liguster-Gartenhecke.

    Das Loch in der Hecke wollten wir aber mit einer anderen Heckensorte „auffüllen“. Dafür gab es mehrere Gründe, u.a wollten wir etwas Abwechslung.

    Hainbuchen war unser Lösung, weil kompostierbar, schöne Blätter, heimische Art und schnellwachsend. Als ca. 80 cm Ware werden sie in diesem Jahr die Lücke komplett füllen.

    Vielleicht auch eine Alternative für euch?

  5. Danke für den tollen Bericht. Nicht immer erweist sich also in der Praxis das als praktisch, was anfangs so wirkt. Da freue ich mich doch doppelt über meine gute alte Buchenhecke. Die ist einfach unverwüstlich :)

  6. Wir wohnen an einer Straße, deren Namen auf das ehemalige Heidegebiet hinweist, und dementsprechend arm und wasserdurchlässig und trocken im Frühjahr und Sommer ist der Boden auch. Wir haben etliche Scheinzypressen, und einige auch in voller Größe und hohem Alter. Mir scheint, am wenigsten können sie vertragen, durch andere Pflanzen bedrängt oder beschattet zu werden.
    Als erfolgreiche Alternative haben wir Eiben gepflanzt, z. T. selbst aus Sämlingen großgezogen. Eiben als eigentliches Schattengewächs haben auch keine Probleme mit voller Sonne, ist fast beliebig beschneidbar und die Pollen der frühen Blüte (bei unbeschnittenen Pflanzen) wird auch von den Bienen besammelt.
    Den weiter oben genannten Vorschlag mit Hainbuche kann ich auch voll unterstützen, denn die eine Grundstücksseite haben wir mit einer solchen Hecke, die von den Vögeln auch in der kalten Jahreszeit geliebt wird, da ein Teil der trockenen Blätter an den Zweigen bleibt und so bis zum Ende des Winters noch Schutz gibt.
    Mit Gärtnergruß, Bernd

  7. Ich danke Euch für Eure Beiträge und die interessanten Alternativen!

  8. Hallo Claudia,

    meine Thujas im Garten sind ebenfalls in den letzten Jahren abgestorben. Wir haben uns jetzt dazu entschlossen, unterschiedliche Heckenarten zu pflanzen, um den Garten abwechslungsreicher zu gestalten.

    Viele Grüße,
    Peter

  9. Danke für deinen tollen Blogbeitrag.

    Falls der Standort für eine Thuja ungeeignet ist, dann am besten zur alten guten Hainbuche greifen. Die wächst fasst überall.

    Beste Grüße

  10. Hallo und vielen Dank für den Blog. Meine Frau und ich besitzen auch einen Kleingarten. Die Hecken haben wir bis jetzt immer als Sichtschutz vor unserer Terrasse genutzt, aber letzen Sommer haben wir uns doch für ein Holzsichtschutz entschieden.

  11. Hallo zusammen,
    Thujas und Scheinzypressen sind nicht nur wegen ihrem hohen Wasserbedarf für viele Gärten ungeeignet. Ein jährlicher Pflegeschnitt ist Pflicht. Wenn sie einmal aus der Form geraten sind, lassen sie sich nicht mehr ordentlich zurückschneiden. Einen starken Rückschnitt quittieren diese Pflanzen mit konsequentem Braunwerden und treiben aus dem alten Holz auch nicht mehr aus.
    Wer keine Wildstrauchhecke pflanzen will oder kann, ist mit der schon erwähnten Hainbuche, Liguster oder Eibe besser bedient. Die lassen sich gut in Form halten und verzeihen auch mal einen stärkeren Rückschnitt.

    Grüße, KatjaK

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