So, jetzt ist endlich der Anfang gemacht: die Samen von acht Tomatensorten sind in Kokospads und Anzuchttöpfchen mit Erde versenkt. Der Walliser Mangold hat auch gerade noch Platz gefunden. 44 Töpfchen/Pads in zwei langen und einem kurzen Fensterbankgewächshaus warten jetzt auf die Keimung. Für sie lasse ich die Heizung in der Küche tagsüber an, denn draußen herrscht ja immer noch strenger Winter.
Wenn alle Pflänzchen kommen, sind es natürlich zu viele Tomaten – und Matthias zieht bei sich auch noch welche vor! Aber das hat uns bisher nicht gestört, es fanden sich immer Gelegenheiten, die „Überflüssigen“ weiter zu geben.
Hier nun die gestern und heute gesähten Tomatensorten:
Wie immer vermeiden wir Tomatensamen von Monsanto und bevorzugen alte Sorten, die auch stabil fortpflanzungsfähig sind (also keine „F1-Hybriden“), vornehmlich in Bio-Qualität.
- Matina – eine unkomplizierte, früh fruchtende Stabtomate, die zu recht als besonders robust und Freiland-geeignet gilt. Auffällig sind ihre Kartoffel-artigen Blätter. Es heißt in den Beschreibungen, sie bringe „reichen Ertrag“, was bei uns bedeutet: von ihr bekommen wir auf jeden Fall pro Pflanze etliche Tomaten, selbst wenn sie von Braunfäule befallen wird. Dass Matina dagegen „von Natur aus resistent“ sein soll, stimmt nicht hundertprozentig: irgendwann erwischt es alle, wenn es viel regnet. Weil sie aber so verlässlich und früh fruchtet, ist sie auch 2013 wieder dabei.
- Rote Murmel: eine Wildtomate, die ebenfalls gut im Freiland wächst, auch ganz ohne Dach. Ihre kleinen roten, recht süßen Früchte verleiten zum Naschen im Vorbeigehen. Sie braucht fast keine Pflege, man kann sie wuchern lassen und muss nicht ausgeizen. Robust gegen Braunfäule und seit ihrer Einführung zu Zeiten von Christoph Columbus kaum verändert. Genau das Richtige für unsere natur-nahen Garten! Auch die Rote Murmel hat uns schon etliche Jahre Freude gemacht.
- Blondie – eine gelbe Tomatensorte, die kleine, kaum kirschgroße Früchte in riesigen Trauben hervor bringt. Der Name stimmt vermutlich nicht, auf Bildern finde ich Bezeichnungen wie „Kindertomate“, „gelbe Cherry“ und „Zauntomate“. Pflegeleicht, sicherer Ertrag – unspektakulärer Geschmack. Dass sie (vielleicht…) wieder dabei ist, verdankt sich der Tatsache, dass ich noch Samen von 2011 hatte und einfach mal ausprobieren will, ob die noch keimen.
- Tigerella: auch diese hübsche Sorte hatten wir schon öfter. Eine gelb-orange gestreifte Stabtomate, deren Braunfäule-Resistenz gerühmt wird. Sie wurde von Dr. L.A. Darby im Glasshouse Crops Research Institute in Sussex, England, gezüchtet und ist eine Weiterentwicklung der altbekannten Sorte Alisa Craig. Beernten kann man sie von Ende Juli bis Anfang Oktober, auch sie wächst „undeterminiert“.
- Amish Paste – die erste für uns neue Sorte. Eine mittelfrüh fruchtende, walzenförmige Stabtomate mit leicht spitzem Ende, die sehr gut schmecken soll. Sie wurde von den Amish in Wisconsin etwa seit dem späten 19ten Jahrhundert angebaut und soll reichlich tragen, dabei aber ganz unterschiedlich große Früchte hervor bringen. Fleischig, wenig saftig, gut für Pasta-Soßen – und eher etwas für einen „geschützten Standort“. Eine mittelfrühe Sorte, die laut einigen Beschreibungen 1,50 bis 2,50 hoch werden soll, anderswo steht, sie wachse „indeterminiert“, also so lange es eben geht.
- Reisetomate: auf sie bin ich wirklich gespannt, denn sie hat eine außergewöhnliche Form, die Frucht ist stark segmentiert, die einzelnen Fruchtkammern sind voneinander getrennt und lassen sich einzeln abbrechen. Auf Bildern sieht es eher aus wie ein „Tomaten-Büschel“, das in der Mitte zusammen gewachsen ist. Sie soll stark wachsend sein und andere Stabtomaten schnell überholen – jedoch wird sie „nur“ 1,50 bis 2 Meter hoch. Die Sorte stammt aus Guatemala und wurde von den Indios angebaut. Geschmacklich fand ich Beschreibungen von „sehr gut, aromatisch“ bis „geht so“, bzw. „neutral“. Henry von Tomatl.net fand sie enttäuschend, lobt aber ihre Braunfäuleresistenz und gute Gesundheit im Freiland, wo sie auch eine weniger mehlige Konsistenz bekommen soll als unter Dach. (Zur Freiland-Eignung gibts auch gegenteilige Meinungen). Die Früchte sollen sehr lange halbar sein.
- Black Cherry: bei Margit (Wachsen und Werden) war diese runde Cocktail-Tomate geschmacklich Sieger sämtlicher Tomatenverkostungen – ein guter Grund, es mit ihr zu versuchen, zumal sie nicht die einzige ist, die solches berichtet. Sie wird sehr groß („indeterminiert“) und kann mehrtriebig gezogen werden, auch an einem Zaun. Ihr wird höherer Wärmebedarf nachgesagt, gewiss braucht sie ein Dach und fühlt sich im Gewächshaus wohl. Die Früchte wachsen an langen Rispen, haben die typische Cocktail-Tomatengröße und sind rotbraun bis violett.
- Green Zebra: eine SPÄTE Sorte! (siehe Tomatl.net). Diesen Aspekt hatte ich bei der Auswahl glatt vergessen, bin also froh, dass ich zufällig auch eine solche erwischte. Laut TolleTomate.de wurde sie 1985 von Tom Wagner und seiner Firma Tater Mater Seeds auf den Markt gebracht und ist eine Kreuzung aus vier alten Tomatensorten. Mehr als hundert Kreuzungsversuche sollen nötig gewesen sein, um diese Farbe und Musterung zu erhalten. Die mittelgroßen, grün-gelb geflammten Früchte von 80 bis 120 Gramm beschreiben manche als „erfrischend säuerlich“, andere als „harmonisch mit geringem Säuregrad“. Margit hat sich auch angebaut und meint, sie vertrage hohe Luftfeuchtigkeit nicht gut. (Hier noch ein Sortenportrait).
Der Samen-Einkauf
Die Samen hab‘ ich übrigens bei „Bingenheimer Saatgut“ und bei Gaby Krautkrämer (Bio-Saatgut) bestellt. Frau Krautkrämer (!) hab‘ ich angerufen und um schnelle Lieferung gebeten, weil ich irrtümlich noch meinte, mir Wartezeiten „bis zu einer Woche“ nicht mehr leisten zu können. Sie war sehr freundlich und tatsächlich bekam ich schon zwei Tage später meine Tütchen! (Danke!!)
Im Shop der Bingenheimer konnte ich mir dann Zeit lassen, das Wichtigste hatte ich ja schon bestellt. Dass ich da aber fast zwei Stunden brauchen würde, um ein paar Samen zu bestellen, hätte ich auch nicht gedacht! Irgendwie war die Shop-Software kaputt, ich musste nach jedem Klick neu einloggen, mein Warenkorb wurde ständig wieder geleert und vergessen – ein Elend! Aber was tut man nicht alles für bio/Demeter/alte Sorten/samenfest, die gibt’s nun mal nicht an jeder Ecke.
Mehr über Tomaten-Anzucht:
- Tomatenaussaat – einige Tipps Vom Wachsen und Werden;
- Tipps für die Tomatenanzucht – TolleTomaten.de;
- Die Anzucht und Pflege von Tomaten – Tomatenfreuden;
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Bilder: die Fotos der Sorten „Green Zebra“ und „Reisetomate“ hab‘ ich dem tomatl.net entnommen, denn Henry Steinbock hat sie dankenswerterweise unter eine Creative-Commons-Lizenz gestellt.
24. März 2013 um 21:19
Hallo Ihr zwei, von der Reisetomate war ich weniger begeistert. Ich habe sie zweimal angebaut und hatte jedes Mal recht schwache Pflänzchen. Die Früchte sind zwar wirklich ein Hingucker, aber geschmacklich nicht der Renner.
lg kathrin
27. März 2013 um 14:06
@Kathrin: ja, da bist du nicht die Einzige, die das sagt. Aber ich will sie halt einfach mal sehen! Die Form ist ja schon irre und für Soße wird sie gut genug sein…
27. März 2013 um 21:11
Für die Soße reicht sie allemal. Aber als Frucht zum Naschen ist sie nicht gerade meins.
lg kathrin
28. März 2013 um 17:07
Mmmh! Das gibt aber einen bunten Tomatensalat. Die Zebra-Tomaten sehen wirklich abenteuerlich aus. Berichtet doch mal vom Geschmack, wenn es so weit ist! Liebe Grüße, Maral von „Mach mal“.
4. April 2013 um 13:28
Die Reisetomate finde ich beeindruckend. Werde mal versuchen, sie in einem Pflanzkübel auf dem Balkon zu halten!
9. April 2013 um 20:09
@Maral: jep, der Geschmack bei den grünen Zebratomaten würde mich auch interssieren. Werden die was, wenn man die auf dem Balkon anzieht? Garten haben wir leider – noch – keinen ://
17. April 2013 um 09:37
Mit den grünen Tomaten kann ich mich nicht anfreunden. Da sagt mein Hirn automatisch „unreif“.
Meinen ersten Pflanzversuch kann man übrigens hier betrachten. Mein gärtnerischen Fähigkeiten sind leider noch in den Kinderschuhen.
http://www.brain-bug.de/tomatenkeimlinge-da-wachst-was-in-der-schale/
Ich hoffe mal dass ich trotzdem dieses Jahr was ernten kann.
24. April 2013 um 11:19
Hey liebe Mitgärtner,
was haltet ihr von den Gerüchten um eine gesetzliche Beschränkung der Aussaat? Das kann ich kaum glauben… :/
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/23/eu-will-anbau-von-obst-und-gemuese-in-gaerten-verbieten/
24. April 2013 um 14:15
@Stephan: da hab ich grade drüber gebloggt!
https://www.das-wilde-gartenblog.de/2013/04/24/eu-saatgutverordnung-samen-und-pflanzentausch-demnachst-strafbar/
Die K… ist da richtig am Dampfen! Und Action ist angesagt, sonst dürfen wir morgen alle nur noch die EU-Norm-Tomate anbauen!
22. März 2014 um 12:00
Hallo zusammen, also ich finde die Tigerella besonders gut und sie gehört zweifelsfrei zu meinen Favoriten! :)
14. Oktober 2015 um 15:27
Muss mal ein großes Lob verteilen. Eine echt schöne Seite, nicht nur jetzt der Artikel über die Tomatensorten…allgemein ein toller Blog und ich bin regelmässige Leserin.
Viele Grüße