Hochleistungsbloggen? Zeigt Eure Schmuddelecken!

Margit von „Wachsen und Werden“ hat einen Blogbeitrag über das „Hochleistungsbloggen“ verfasst, das ihr die Lust zum Bloggen zunehmend vermiest. Sie schreibt:

„Zunehmend sah ich nur mehr Bilder von perfekten Gärten, perfekten Wohnungen, perfekter Dekoration. Ein regelrechter Wettbewerb. Hochleistungsbloggen.
Mir war und ist, als würde hier nicht gelebt, sondern nur mehr Leben „in Szene gesetzt“, um es zu zeigen. Dekoration statt Leben. Perfektion statt Lebendigkeit. Das ist nun mal nicht meine Art des Bloggens.
Ich möchte nicht in einen Wettbewerb mit Bildern wie aus einem Hochglanzmagazin treten. Ich möchte vom Leben berichten, das sich in einem Garten abspielt, vom Leben mit einem Garten – und auch vom Leben durch den Garten. Und dabei gibt es eben „Schmuddelecken“, es liegen leere Töpfe herum, im Sommer ist fast kein Bild zu machen, auf dem nicht in irgendeiner Ecke ein Schlauch oder ein hässlicher Plastikschlauchwagen zu sehen ist. Vergessene Handschue liegen auf einem Gartentisch, wo wieder keine jahreszeitgemäße Dekoration zu finden ist, sondern nur Zufallsansammlungen. Säcke mit Grünschnitt lagern in einer Ecke, die zu häckseln und verteilen noch keine Zeit war. Unkraut macht sich breit, weil ich lieber im Liegestuhl liege, statt für „Ordnung“ zu sorgen…..“

Ja, das alles kann ich gut nachvollziehen! In unserem „naturnahen“ Garten sieht es auch alles andere als geschniegelt aus, insbesondere ab August, wenn vieles zu verdorren beginnt. Und natürlich gibt es auch bei uns eine Menge „Zeugs“, das hier und da herum liegt und das „ästhetische Foto“ weitgehend verunmöglicht. „Glänzen“ geht dann nur noch mit der Makro-Linse: eine Blüte, dahinter alles unscharf – das sieht IMMER gut aus! :-)

Unter Margits Posting wird ihr Frust ausführlich diskutiert, mir kam dazu eine Idee: Warum nicht mal offensiv die Schmuddelecken zeigen? Lebendige Vielfalt im Garten umfasst auch vieles, was nicht so toll aussieht – na und? Ich mach‘ gleich mal den Anfang!

Die Regentonnen des Grauens

In unserem Garten stehen 11 Regentonnen weiträumig verteilt. Einige haben wir mitgebracht, andere vom Vorgänger übernommen. Letztere haben eine leuchtend blaue Farbe, die einfach jedes Foto, auf dem sie erfasst sind, farbharmonisch zum Desaster macht.

Gartentonnen

Zeitweise hatten wir sie mit einer Schilfrohrmatte verkleidet, die aber nicht lange gehalten hat. Und da sind ja auch noch fünf andere, die mein Auge beleidigen! Auf der Rückseite der Laube zum Beispiel, wo wir auch allerlei abstellen, so dass insgesamt nicht grade ein „Hochglanz-Anblick“ heraus kommt!

Gartentonnen

Ja, man gewöhnt sich dran, und austauschen nur wegen der Optik erscheint uns als überflüssiger Konsum und Aufwand.

Ein kaputtes Tomatenzelt und Oktoberchaos

Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das hässliche Billig-Tomatenzelt, hier links im Bild, das ich mal mit „Oktoberchaos“ betitele:

hinter der Laube

Das Zelt knickte gleich beim ersten Regen ein und musste vielfach abgestützt werden. Wir wissen noch immer nicht, was nächstes Jahr die Alternative werden wird. Vielleicht sollten wir uns einfach wieder mit dem vorhandenen Gewächshaus begnügen und „draußen“ jene Sorten anpflanzen, die bisher ganz gut gefruchtet haben. Mal sehen…

Ich könnte noch viele Bilder anfügen, von unseren ausladenden Komposthaufen zum Beispiel, die auch nicht immer einen schönen Anblick bieten. Oft gehts mir so, dass ich im Garten die große Freude spüre, die mir all die vielen Gewächse machen, die von selber kommen, und mir dazu bedauernd denke: Auf einem Foto kommt das einfach nicht rüber! Wir verteidigen zwar unsere Beete, nutzen sogar mehr als das vorgeschriebene Drittel „kleingärtnerisch“ – aber auch nicht im Sinne „kahle Erde rund um Nutzpflanze“. So sieht man als oberflächlicher Betrachter vom Weg aus manchmal nicht, dass da ein Beet ist – OBWOHL wir durchaus selektiv jähten, was tatsächlich arbeitsintensiver sein kann als die Tabula-Rasa-Methode.

Für Hochglanzbilder eignet sich unser Garten kaum, man müsste schon eine ganze Foto-Tapete machen, um den Eindruck annähernd zu vermitteln. Aber wir gärtnern ja auch nicht, um im Blog schöne Fotos zu zeigen. Da mag ich Margit ermuntern, sich einfach nicht drum zu kümmern, was andere machen! Jeder Stil hat eine eigene Schönheit – es braucht nur das richtige Auge und Gefühl dafür!

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

12 Kommentare

  1. Deckt Ihr Eure Regentonnen ab oder stellt einen Stock rein?
    Ich hab mal gelesen, dass sonst Tiere (z.B. Eichhörnchen) darin ertrinken können… :(

  2. … oder einfach eine Tour in öffentliche Parks unternehmen – und die Schmuddelecken anderer bewundern. Als Landschaftsarchitektin / Stadtführerin / winters Skilehrerin gehe ich IMMER gerne mit http://www.facebook.com/pages/Guided-City-Tours/113388092029574 !

  3. @Lina: wir stellen dicke Äste rein.

  4. Hallo Claudia,

    ehrlich gesagt störe ich mich überhaupt nicht daran, wenn Blogfotos vom Garten nicht aussehen, wie aus einem Gartenmagazin. Und Fotos wie aus „Schöner Wohnen“ finde ich persönlich in einem Gartenblog eher langweilig: Man guckt einmal hin, und das war’s auch schon. Viel interessanter finde ich persönliche Erfahrungsberichte vom alltäglichen Gartenleben und die Weitergabe von Wissen, das sich die einzelnen Hobbygärtner im Laufe vieler Jahre angeeignet haben. Doch es stört mich auch nicht, wenn diese Berichte dann mit schönen Gartenbildern illustriert sind – im Gegenteil, sie dienen mir oft als Inspirationsquellen für meine eigene Gartengestaltung. Und ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wie man sich von der Gartendeko anderer derart verunsichern lassen kann, das man keine Lust mehr zum Bloggen hat. Umgekehrt regen sich die Hobby-Gartendekorateure und -Interior-Designer doch auch nicht über das Zeigen von Schmuddelecken, Komposthaufen oder disharmonischen Wassertonnen in Gartenblogs auf, oder? So’n bisschen scheint mir durch diese momentane Aufregung über angebliches „Hochleistungsbloggen“ auch Neid auf die Aufmerksamkeit und Bewunderung durch, die einige der schicken neuen Gartenblogs auf sich zogen (deren AutorInnen eben nicht nur am Gärtnern, sondern zunehmend auch an der Garten- bzw. Interior-Fotografie Freude gefunden haben). Ich finde aber, wenn man seinen Garten so mag, wie er ist, sollte man da drüber und zu seiner Art von Gärtnern und Gartenbloggen stehen können. Menschen sind nun mal verschieden, haben unterschiedliche Vorlieben und Interessen und eben auch unterschiedliche Vorstellungen von einem Traumgarten. Und ich kann nichts Schlimmes oder Empörendes daran finden, wenn sie das dann eben auch in ihren Blogs darstellen. Wenn’s mir nicht gefällt oder ich damit nichts anfangen kann, dann muss ich’s ja nicht lesen.

    Herzliche Grüße und einen schönen 3. Advent,
    Iris

  5. @Iris: ja, da hast du recht – so richtig verstehe ich auch nicht, dass man sich vom Bloggen abhalten lässt, weil anderswo die Deko regiert…. :-)

    Nachvollziehen kann ich aber das Bedauern, dass ein „schönes Foto“ oft nicht möglich ist – z.B. bei uns wegen der blöden blauen Tonnen. Dabei steht man drin im Garten und findet alles wunderbar. Das Auge ist ja nur EINER der Sinne, zudem sieht man real viel mehr als auf einem kleinen Bild. Die ganze Atmosphäre fotografisch rüber zu bringen, ist schier unmöglich.

  6. Nachvollziehen kann ich aber das Bedauern, dass ein “schönes Foto” oft nicht möglich ist

    Das hat aber nicht immer damit zu tun, dass der Garten nicht „stylisch“ genug ist – m.E. sogar eher in den seltensten Fällen. Gartenfotografie ist eine Spezialdisziplin der Fotografie, an der sich manche professionellen Fotografen jahrelang üben. Es ist eine Kunst, Gärten von ihren schönsten Seiten zu zeigen. Dass Fotos schöner Gärten nicht auch automatisch schöne Gartenbilder liefern, scheint aber für viel schwer verständlich zu sein. Merke ich mitunter daran, dass Leute in meinem Blog (sinngemäß) kommentieren: „Oh das ist aber schöne Fotos. Mit welcher Kamera fotografierst Du?“ Da scheint die Einstellung durch, dass man nur die „richtige“ Kamera bräuchte und schon kämen gute Gartenbilder raus. Jene sind dann meist erstaunt, wenn ich ihnen sage, dass ich immer noch mit meiner alten, gebraucht gekauften Canon PowerShot S2 IS fotografiere – erstens, weil ich mir nicht laufend neue Kameras leisten kann, zweitens weil das Handling jeder Kamera viel Übung braucht, und ich will mich nicht ständig an einer neuen „anlernen“. Davon abgesehen, hab ich auch schon viele schlechte Aufnahmen von außerordentlich aufwändig gestalteten, eigentlich repräsentativen und „fotogenen“ Gärten gesehen – sogar auf Firmen-Websites professioneller Gartengestalter.
    Wer also auf Gartenfotos in Profi-Qualität wert legt, braucht imo nicht nur einen schönen Garten, sondern auch etwas Talent zur Fotografie und Spaß am Lernen und Experimentieren mit seiner Kamera.

    btw: Dein erstes Foto oben mit den blauen Tonnen finde ich gar nicht schlecht. Das hat was, finde ich. Es zeigt eine ganz spezielle, rustikale Gartenromantik. Das letzte Foto hingegen würde in meinem Blog höchstens zur Illustration von Sturmschäden taugen ;o).

  7. Liebe Claudia,

    vielen Dank für Deinen netten Kommentar bei mir – ich antworte direkt mal hier. Die Einstellung für die Kommentare hatte ich neulich geändert, da ich einige Spameinträge hatte, nun habe ich es zurückgesetzt, das Kommentieren dürfte also wieder für alle funktionieren. Meine Mischung beim Essig war: Salbei, Oregano, Borretsch, Thymian, Dill und ein paar rote Pfefferkörner für die Farbe. Ich kann es Dir nur empfehlen!

    Ansonsten halte ich es ebenso: nix wird für’s Foto im Garten verschönert. Alles ist, wie es ist und bleibt auch so. Und mir würden manchmal die fotografierten Dreckecken in anderen Gärten den Glauben zurückgeben. Wenn ich Hochglanz-Super-Gartenfotos haben möchte, kaufe ich mir eine Zeitschrift. Will ich schöne Gartenbilder, die die Seele eines Gartens einfangen, fange ich in meinem Garten an.

    Liebe Grüße,
    Dagmar

  8. Sorry, da waren die Finger schneller – hier noch meine Daten, der letzte Kommentar ist von mir.

  9. Pingback: Blogs aus Berlin bei ebuzzing.de – Ranking für Dezember 2012 | world wide Brandenburg

  10. Ach wie schön, dass nicht nur ich meine „Schmuddelecken“ fotografiere. Ich habe gerade heut gedacht, ich muß endlich mal wieder ein paar schöne Bilder einstellen:)
    Aber könnte man die Regentonnen nicht verkleiden? Mit einem Astgeflecht, einem geflochtenem Weidenzaun oder einem schönen Busch?
    Ich hatte das Problem mit meiner Kompostecke, die wir hinter einem alten Zaun großen Zaunteil versteckt haben. Davor habe ich gerade alte wurzelechte Rosen gepflanzt, die natürlich noch etwas mickerig sind.
    Im Sommer könnte man auch einfach ein paar Äste davor in den Boden rammen und Erbsen, Riserbohnen oder Wicken da hochranken lassen und schon sind die Tonnen einen Sommer verschwunden:-)

  11. Grauenhafte Bilder… :-D

  12. Pingback: Nachtrag zum Hochleistungsbloggen | Vom Wachsen und Werden

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