Bei uns im Garten wachsen mehrere Varianten der Sonnenhüte. Derzeit blüht neben dem gelben Sonnenhut auch der „hohe Sonnenhut“ (Rudbeckia nitida), der laut vielen Beschreibungen bis zu zwei Meter hoch werden soll. Bei uns schafft er locker 2,50 – mindestens!
Alle Sonnenhüte haben sich von selber eingefunden und ihre Standorte gewählt. Uns bleibt da nur, dankbar zu sein und sie ab und zu in ihre Schranken zu weisen, wenn sie zu „raumgreifend“ werden. Im „Hinterland“ (= Matthias‘ Parzelle ohne Laube drauf) wuchsen bisher nur an einer Stelle gelbe Sonnenhüte und noch im Frühjahr hatten wir darüber nachgedacht, welche von vorne nach hinten zu setzen, auf dass sie sich verbreiten.
Zum Glück waren wir dann doch zu faul, denn schon bald zeigte sich: Sie sind schon da! An jeder Stelle, die wir in Betracht gezogen hatten, zeigten sich im Juli die gelben Blüten. Noch nicht massenhaft, aber deutlich auf dem Vormarsch. Gekommen wie gerufen, wieder einmal!
Zweimal gärtnern: beschränken oder päppeln?
Auch über die eigenständige Vermehrung des von uns eingeführten Borretsch haben wir uns gefreut, ebenso über das Wiederauftauchen der Pimpinelle an mehreren Orten. Wir applaudieren jeder Pflanze, die es schafft, sich von unserer Pflege weitgehend unabhängig im Garten zu halten und zu verbreiten. Nicht alle sind dabei so dominant wie Goldruten, Sonnenhüte und Chrysathemen, die wir jedes Jahr wieder reduzieren. Vexiernelke, Rittersporn, Akelei, Ehrenpreis und Lupine sind auch nicht schlecht im „wandern und wieder kommen“. Den Topinambur haben wir eine Wurzelsperre gebaut, damit sie nicht zum Nachbarn wuchern, doch natürlich wächst sie mittlerweile auch auf dem Kompost.
Bei alledem ist uns klar geworden, dass es zwei Arten von Gärtnern gibt: Solche wie uns, die lieber eigendynamische Pflanzen beschränken und begrenzen, wenn sie zu massiv werden – und andere, die lieber empfindlichere Pflanzen päppeln und viel tun, damit sie auch an Standorten wachsen, die eigentlich nicht „ihr Ding“ sind.
Zwiebelpflanzen hegen und pflegen, die man über den Winter sogar ausgraben und anderswo gut verpackt aufbewahren muss, ist so ungefähr das Letzte, was wir gerne täten – für andere ist es die selbstverständlichste Sache der Welt. Uns freut es, das Eigenleben der Gewächse zu beobachten und bisher im Garten nicht ansässige, aber passende Pflanzen heimisch werden zu lassen. Anderen gefällt es, die volle Kontrolle über alles, was wächst zu haben und selbst die exotischsten Gewächse mittels kundiger Behandlung zur Blüte zu bringen.
Wenn die Lupine zum Mangold wandert
Auch wir hegen und pflegen natürlich die Nutzpflanzen, doch auch unseren Tomaten sieht man an, dass „Erziehen“ nicht unser bevorzugtes Hobby ist. Selbst wenn ich mal „im Prinzip“ sehr motiviert bin, richtig auszugeizen, passiert es doch im Mai regelmäßig, dass ich Achseltriebe nicht rechtzeitig erwische. Und wenn sie dann schon 20 oder 30 cm groß sind, mag ich sie nicht mehr entfernen. So haben wir meist mehrtriebige, eher buschige Tomaten, aber trotzdem soviel „Ertrag“, dass wir an andere abgeben können.
Gelegentlich beschließt auch mal eine Lupine, mitten auf einem Nutzbeet zu wachsen und sich dort großartig zu entwickeln. Die lassen wir wachsen und stören ihre Wurzeln auch im weiteren Verlauf nicht, damit sie wieder kommt. Wird ein wesentlicher Beet-Teil so zum „Sommerblumenbeet“, machen wir eben – wie bisher jedes Jahr – wieder ein unbearbetetes Stück Wiese „urbar“ und pflanzen dort unser Gemüse. Der Bodenverbesserung dient das auf jeden Fall.
So ist uns der Garten weit mehr interaktives Abenteuer als bis ins Detail zu formendes Projekt. Das hindert uns nicht daran, die jahreszeitlich optimierte Blütenpracht kontrollierter Gärten zu bewundern – aber ohne jeden Neid! :-)
8. September 2012 um 10:06
Ich bin auch dafür, dass man sich auf heimische Pflanzen beschränkt. Wenn man ab und zu eine Kübelpflanze exotischer Natur hat, dann reicht das vollkommen für einen schön gemischten Garten.
8. September 2012 um 15:55
eure einstellung find ich toll. wir machen das auch so. wozu auch erziehen? die natur weiß schon, was sie tut. und so auf diese weise bleibt leben im system. ;-)
5. Dezember 2017 um 19:41
Hallo Claudia,
auf dem Bild ist nicht R. nitida zu sehen, sondern R. laciniata. R. nitida wird auch als Fallschirm-Rudbeckia bezeichnet, weil ihre Blütenblätter zurückgeschlagen sind. Eure Gartenphilosophie gefällt mir sehr gut und ist auch die Meine. Mit den Namen bin ich aber sehr pingelig.
Gruß, Jochen
5. Dezember 2017 um 21:58
Hallo Jochen, danke für die Korrektur! Diese verschiedenen Sonnenhüte auseinander zu halten, fällt mir halt schwer, Sind die anderen also die mit dem schwarzen Auge in der Mitte?