Hitze
Zu denken, dass jetzt alles
grün erstarrt ist
worauf wir so lange gewartet haben
die Wäsche in fünf Minuten trocknet
Schweißperlen aus unserer Haut springen
wo Fliegen an Salz auftanken
Vögel schweigen
grauer Stein uns stur erinnert
dass er ohne uns ist
Juli
Ich wohne auf einem Felsen
und schaue weit ins Land
ich streb‘ nicht in die Fremde
weil ich da jetzt bin
hüpfende Morgenschatten
schrecken wie ein Gespenst
im Oleanderduft ich wate
wie in rosa Dunst
mein Garten ist verwunschen
er ist mein Wunschgebild
die Zeit geht mir abhanden
weil ich da ewig bin
nachts roll‘ ich im Jasminbett
erfühl im Traum das Paradies
Melodie die ich von weitem höre
wie durch buntes Glas
am Himmel tönt Musik der Sphären
stolz ignoriert mich die Natur
doch ist es gut so, denn
bin ich nicht ihr Eigentum
*
aus dem Zyklus „Gartengewächse“ von Melanie Delfft.