Es ist unglaublich, wie schnell man sich an eigentlich unerträgliche Zustände gewöhnt: Als die geschlossene Thuja-Hecke endlich weg und die freie Sicht auf und von der Terrasse wieder hergestellt war, empfanden wir den ganzen Garten gleich als hundertmal schöner – einfach, weil wir ihn jetzt endlich mal überblicken können!
Vorher:
Nachher:
Natürlich ist der Vorraum zur Terasse jetzt die Gestaltungsaufgabe der Zukunft: Evtl. kommen die beiden letzten Thujas auch noch weg und wir pflanzen da zwei SCHÖNE Büsche rechts und links – und auf den Boden muss auch etwas kommen, das den Sitzplatz vom Gartenraum abtrennt und einen netten Anblick ergibt. Kommt Zeit, kommt Idee!
Abschied vom Gerüst
Als wir nun so da saßen und alles schön überschauten, drängte sich das nächste Objekt unserer Verwilderungbegierde geradezu auf: Die raumgreifende Tomaten-Überdachung. Ein riesiges Gerüst aus grün lackierten Eisenstangen und Wellplastik, unter dem einige wenige Tomaten vor sich hin krepeln, die wohl vom Start weg viel zu wenig gegossen wurden. Wie uns der Vorgänger mitteilte, sollte das Teil sowieso weg, da es den Bebauungsvorschriften der KGA nicht entspricht: zuviel überbauter Raum, zusammen mit der Laube und dem Gewächshaus.
Matt zögerte nicht lange, sondern machte sich an die Demontage:
Übrig geblieben sind nur die hölzernen Kletterhilfen, die wir aneinander lehnten, so dass sie jetzt spitz in den Himmel ragen:
Und die Braunfäule? Soll erstmal kommen… Im alten Garten hatten wir auch ohne Überdachung kein Problem damit. Ob und wie wir künftig Tomaten ziehen, steht sowieso noch in den Sternen. Auf diese Standard-Tomaten haben wir eh keine Lust mehr, essen wir doch lange schon die kleinen, viel geschmackvolleren Kirsch- und Flaschentomaten, die es im Supermarkt gibt. Mal schauen, ob man die im Garten anbauen kann. Ein Riesengerüst mitten im Garten braucht es dafür jedenfalls nicht.
Nun steht da links hinten noch das hässliche Bohnen-Gerüst: der nächste Kandidat, der da nicht lange bleiben wird! Ich stelle mir statt dessen ein Arrangement aus langen Ästen vor, rundlich im Indianerzelt-Stil drapiert – das passt viel besser als so ein umfunktionierter Kleiderständer mit Wäscheleinen!
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10. August 2008 um 21:08
Schrebergärten werden hip
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/gruen-ist-alles-was-ich-habe/
10. August 2008 um 22:08
Puh, diese Thuja-Hecke. Fürchterlich — bei mir wären sie wahrscheinlich schon alle verschwunden.
Mit Eurem neuen Garten habt ihr Euch eine Menge vorgenommen! In welchem Ausmaß dürft ihr den Garten denn verwildern lassen? Meine Freundin hatte erheblichen Ärger in einer Lübecker Kleingartenkolonie, weil die anderen Gärtner der Wildwuchs störte…
Ich bin ganz neugierig, wie es bei Euch weitergeht.
11. August 2008 um 10:10
@Wastl: danke für den Link!
@Corinna: ich hab‘ bisher den Eindruck, dass einem da niemand rein redet. Es gibt auch Parzellen, die mehr oder weniger Abstellfläche für Gerümpel sind, das nicht in den Keller gepasst hat. Und der nötige Abriss des Tomatengerüsts stand zwar in den Papieren, aber keiner hat ein Wort dazu gesagt, als wir den Garten übernommen haben.
Zudem: was heißt denn eigentlich „wild“??? Wirklich wild ist doch nur, wenn ich alles ohne jede gestalterische Bemühung wachsen lasse. Was wir ja NICHT machen, denn sonst würde es bald aussehen wie das Spontangrün in der Umgebung. Wir lassen z.B. den heimischen Bodendecker wachsen, doch jäte ich schon mal ANDERES „Unkraut“, das gleichzeitig hochkommt. Was war denn konkret das Problem bei deiner Freundin?
11. August 2008 um 10:11
und die hochspannungsleitung, liebe claudia?
die könnt ihr ja nicht einfach kappen!!?
die stört mich sehr, ist da die energie nicht ständig irritiert?
ansonsten hätte ich auch gern so einen kleinen garten. nach dem tod meiner mutter hab ich nun nichts mehr zu bebuddeln und zu bepflanzen.
vielleicht kommt mit einer neuen wohnung, einem kleinen haus, auch ein kleiner garten. drück mir die daumen.
liebevoll rosadora
11. August 2008 um 10:42
Merkwürdige Überschrift, die ihr das gewählt habt
Wer oder was wird denn in Eurem Garten „befreit“? Okay, ihr habt Euren begrenzten Blick befreit, aber Pflanzen und Tiere unterliegen weiterhin Eurer Regie, die Maßnahmen trefft ihr.. indem ihr sehr planerisch an die Neugestaltung Eures Gartens herangeht, ihr wisst genau, was ihr dort wollt und was nicht…was ist (daran) wild? Egal wie Eure gärtnerischen Ideen sind, sie sind ein gewollter Eingriff in die Natur,wilde Natur könnte sich sehr gut selbst organisieren …sie würde sich auch mit Thujahecken abfinden, hervorragende Hecken zum Nisten von Vögeln (wir haben eine Seite Thujahecke von unserem Vorgänger einfach stehen lassen, weil wir dort Blickdichte haben wollten). Kennt ihr eigentlich die Bücher von Jürgen Dahl( meinem Gartenguru (*grins*). Seine Gartenphilosophie finde ich herrlich entspannt.
Übrigens gefällt mir das „zurückgebaute“ Gerüst für Tomaten auch besser. Habt ihr Euch denn schon bei den Gartennachbarn erkundigt, ob es Braunfäule in der Gartenanlage gibt? Sporen werden mit dem Wind verbreitet, so dass eine Überdachung der Tomaten durchaus sinnvoll sein könnte.Die kleinen johannisbeerähnlichen Tomaten sind tatsächlich etwas weniger anfällig für Braunfäule..
11. August 2008 um 11:01
Hi Sisa,
wie ich oben an Corinna schrieb, ist das alles natürlich nicht ganz „wild“, da wir ja durchaus gestalten wollen, wenn auch unter Einbeziehung dessen, was da von selber kommt.
„Von selber“ kommen in meinem Verständnis auch unsere Empfindungen, wenn wir uns im Garten aufhalten und feststellen: Hier fehlt die freie Sicht, das ist BEDRÜCKEND – und da beleidigt ein komisches Gerüst das Auge, hier stolpern wir dauernd über eine scharfe Ecke und dort müssen wir uns bücken, wenn wir gradeaus laufen wollen…
Mit diesen Empfindungen dann gestalterisch umzugehen ist für mich was anderes, als wenn ich den Garten quasi am Reißbrett (bzw. heute am Monitor) entwerfe – entlang am Grundriss, der dann mit allerlei „Schönem“ beplant wird.
Teil-Verwilderung ist zum Beispiel das zuwachsen lassen der freien Flächen. Letztlich kommts mir nicht auf den Begriff an, doch möchte ich gelegentlich einen Unterschied zwischen „gelassenem“ und „angestrengtem“ Gärtnern ausdrücken: diese Gärten, in denen jeder Halm gerade und an seinem Platz wächst…
11. August 2008 um 11:07
@Rosadora: wir sind ständig überall von Stromleitungen (und Handymasten) umgeben und merken es gar nicht. Bloß weil man hier den Mast sieht, tut er mir nicht gleich was an! Im Gegenteil: ich mag sogar das leise Wispern/Knistern, das manchmal an den Leitungen entlang flutet – ein richtig nettes Geräusch!
Auch liebe ich den Kontrast zwischen Artefakten der Industriewelt und der Natur. Die Umgebung der Kolonie bietet da echte Highlights, die werde ich in einem der nächsten Beiträge zeigen.
Die volle Idylle HATTE ich schon zweimal im Leben (einmal in der Toskana, einmal in Mecklenburg) – hat mich alsbald gelangweilt.
11. August 2008 um 11:53
Hallo,
Wir haben im Garten auch so eine Thuja-Hecke als Sichtschutz und diese werden wir auch nicht wegmachen.
Es kommt halt immer auf das Ganze an, wie also der Garten gestaltet ist.
Eine ruhige Ecke, wo man sich zurückziehen kann, finde ich ganz wichtig.
Grüße
Bärbel
11. August 2008 um 22:31
@Bärbel: zum Weg hin haben wir auch weiterhin eine breite Thuja-Hecke stehen. Aber direkt vor der Nase war es echt zu viel!!
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