Einen Garten suchen in Berlin

„Was machen wir jetzt? Wo sollen wir suchen und was?“ fragte mich Matt vor ein paar Tagen. Tja, das ist für mich keine leichte Sache, denn ich hab‘ noch nie einen Garten gesucht. Der „wilde Garten“ war mir zugeflogen, ich hatte ihn im Vorbeigehen auf dem Weg zum Supermarkt entdeckt: ein Eckgrundstück, das normalerweise aufgrund einer dichten Hecke nicht einsehbar war, nun aber wegen eines Brandes plötzlich Einblick in eine „grüne Idylle“ bot. Der Gärtner sah mich, lud mich zur Besichtigung ein und fragte, ob ich einen Garten suche. Der Wahnsinn! Mitten in Berlin, 5 Minuten von meiner Wohnung, keine Kolonie, keine Nachbarn auf drei Seiten – der Nachbar auf der 4. Seite hat dann allerdings später das Grundstück für seine Zwecke gekauft, so dass wir wieder gehen mussten und momentan „gartenlose“ Balkongärtner sind.

Zuvor mochte ich zwar auch schon „alles Grüne“, aber an einen eigenen Garten hatte ich nie gedacht. Zu abschreckend der Gedanke, inmitten einer Kleingartenkolonie ein paar Quadratmeter genau so zu bewirtschaften, wie es das Reglement vorsieht – alles unter den Augen der Nachbarn, die immer drauf achten, dass ja kein „Unkraut“ sprießt. So jedenfalls mein Vorurteil. Heute scheint es zum Glück zunehmend liberalere Kolonien zu geben, jedenfalls hab‘ ich das mal im Fernsehen mitbekommen.

Ein neuer Garten – aber wo?

Wie nun an einen Garten kommen? Ich bin mir darüber klar, dass es nicht dasselbe sein wird, wenn jeder Besuch des Gartens einen größere Ausflug bedeutet: an den Rand von Berlin oder ganz raus. Andrerseits spricht nichts dagegen, einen oder auch beide Tage des Wochenendes ein festes Ziel zu haben: immer schon bedauere ich, nicht oft genug „raus“ zu kommen, weil jeder Ausflug eine neue extra Entscheidung bedeutet, wohin man nun will und warum. Zielloses rumfahren scheidet aus, weil wir kein Auto haben. (Immerhin hab‘ ich jetzt ein neues Fahrrad, nachdem das alte mir geklaut wurde, bevor ich es „fertig repariert“ hatte)
Da ich selbständig bin, könnte ich auch in der Woche einen halben Tag Arbeit streichen (und die Arbeit an den anderen „verdichten“), so dass ich für den Garten Freizeit „am Stück“ gewinne.
Zur Frage nach dem Ort haben wir uns jetzt auf Süd, Südost, Ost geeinigt – irgendwo muss man ja suchen und raus nach Spandau oder weit in den Westen wär mir zuviel Fahrt durch die Stadt.

Aber WAS suchen wir eigentlich?? Mir wär im Grunde die klassische Datscha mit Garten recht, denn da muss ich nicht viel machen, sondern kann nach und nach den Garten meinen Vorstellungen anpassen. In Frage käme aber auch ein Brachgrundstück, das noch gar kein Garten ist – Matt fände das spannend, da selber gestaltend tätig zu sein. Zumindest Wasser muss es aber haben, auf Strom könnten wir zur Not verzichten. Und es müsste erlaubt sein, eine Hütte zu errichten – oder einen Bauwagen aufzustellen? Vielleicht werden wir ja noch Bauwagen- oder Wohnwagen-Gärtner!

Doch Kolonie?

Die dritte Option wäre dann doch die Kolonie – es gibt beeindruckende Beispiele „alternativer“ Öko-Kolonien, wie etwa die Ökolaubenkolonie in Spandau. Leider für uns zu weit weg und garantiert haben die eine lange Warteliste! Gärtnern wird ja leider zur Zeit Mode, so dass es gewiss eine Menge Anwärter gibt – und wir sind ja nicht die Wunschkandidaten „junge Familie“.

So schillert am Horizont der Möglichkeiten auch noch die vierte Option: Selbst eine Kolonie gründen, ein paar Leute „ähnlichen Geistes“ finden, einer Gemeinde ein Stück Land abschwatzen, einen Verein gründen und loslegen. Ich werde mal Peter fragen, den netten Typ, der uns den wilden Garten überlassen hat, was er derzeit so vor hat. Der traut sich zu, ganze Landschaften umzugestalten, vielleicht hätte er ja Lust, bei so einem Vorhaben mitzumachen.

Naja, am besten fände ich, wir würden einfach was Passendes finden, wo man sich gleich in den Liegestuhl setzen kann und das Grün bewundern! Aber ich suche ja andrerseits „mehr Bewegung im Alltag“, bin also für alles offen.

Sollte jemand diesen Artikel lesen und etwas wissen, gehört haben etc., nehmt bitte Kontakt auf! Einen Garten BESUCHEN wir immer gerne, machen Bilder und schreiben drüber – auch wenn es dann nicht passen sollte.

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

7 Kommentare

  1. Bei der Entscheidung kann ich euch leider nicht helfen, aber ich hätte da noch einen Buchtipp:
    „Mein Leben im Schrebergarten“ von Wladimir Kaminer (ISBN: 978-3-442-54618-3), eine Realsatire aus der Schrebergartenkolonie „Glückliche Hütten“ in Berlin – wenn nicht da einen Garten, wo sonst ;-)

  2. Klingt interessant, ich wollte schon immer mal meine Vorurteile überprüfen! :-)

  3. Wir sind ja auch Pächter in einem Kleingartenverein, allerdings auch in der glücklichen Lage, einen Garten an der Außengrenze der Anlage zu haben. Eine Seite ist damit schon mal vollkommen frei von Nachbarn. Die Lauben auf der anderen Seite stehen jeweils mit der Rückwand zu unserem Garten und die Nachbargärten selbst sind wiederum durch die Lauben kaum einsehbar. So sieht man sich nur ab und zu mal, wenn einer der Nachbarn mal hinter seinem Haus nach den Regentonnen sieht o. ä., was völlig reicht. Keine Ahnung, wie es wäre, wenn die Parzelle mitten in der Anlage läge und man nur niedrige Zäune oder Hecken (Höhe natürlich vorgeschrieben) entlang der Grenzen hätte. So aber führen wir ein recht entspanntes Kleingärtner-Dasein. Hin und wieder kommt mal jemand vom Vorstand vorbei und bringt uns die monatliche Postille (und erinnert uns an das Unkrautzupfen entlang der Außenseite unseres Zaunes). Vielleicht habt Ihr ja Glück und findet auch so ein Fleckchen.

    Der Vorteil der Kleingartenanlage ist natürlich, daß sie preislich unschlagbar ist – außer natürlich von einem wilden Garten ;-) Die Pacht beträgt ganze 8 Cent pro qm/Jahr. Hinzu kommt der Vereinsbeitrag und Strom/Wasser. Für eine Datsche auf nicht den Zwängen des Bundeskleingartengesetzes, diverser Landeskleingartenverordnungen, Vereinssatzungen etc. unterworfenem Land zahlt man in der Regel deutlich mehr.

    Zur Wartezeit auf einen Kleingarten in Berlin kann ich natürlich nichts sagen. Schon möglich, daß – gemessen an Einwohnerzahl und Größe der Stadt – nicht genügend Kleingärten vorhanden sind. Bei uns hier in Dresden kann man jedenfalls ohne Probleme fündig werden. Ständig hängen bei uns Listen verfügbarer Parzellen aus. Einige Vereine haben regelrechte Nachwuchssorgen und würden gerne mehr junge Familien aufnehmen. Aber auch wenn der Trend wieder verstärkt zum Gärtnern gehen mag, so richtig „sexy“ sind die Kleingartenanlagen eben noch nicht.

  4. @auenlaender: danke für den ermunternden Bericht! Besichtigen kostet ja noch nichts und ich denke, einfach mal hinschauen und nach freien Gärten fragen, schadet nicht! Glückwunsch zu Eurer guten Situation!

  5. Hallo Claudia,

    wir suchen Nachpächter für Kleingartenanlage in Berlin-Rudow, wenn Du inresse hast bitte melde Dich
    tel. 6633913
    MfG Felix

  6. Hey !

    Die Ökolaubenkolonie Niederheideweg ist wirklich sehenswert. Schade, dass es davon erst so wenige gibt. Ich war neulich dort und habe ein paar Fotos gemacht:

    http://www.liqur.de/oekolaubenkolonie-niederheideweg-in-spandau/

    Beste Grüße,
    Daniel

  7. Pingback: Von der irrsinnigen Liebe zur totalen Arbeit › Digital Diary - Vom Sinn des Lebens zum Buchstabenglück

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