Auch DAS ist ein Garten: Rasen, Rasensprenger, Geräte-Hütte, fertig. Gesehen ebenfalls auf dem gestrigen, insgesamt eher deprimierenden Spaziergang in die Rummelsburger Bucht.
Noch vor zwei drei Jahren war das eine grüne Idylle, viel spontane Vegetation, kleine Wäldchen, verwunschene Wege, Stille. Jetzt ist es ein Neubaugebiet mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern, letztere im kaum gemilderten Schuhschachtelstil: seit man keine schrägen Dächer mehr nötig hat, sehen solche Häuser nicht mehr wirklich anheimelnd aus – zumindest nach meinem Geschmack.
Vermarktet wird das Gebiet als Edelwohngebiet „am Rummelsburger See“ – der niemals ein See war, sondern immer nur ein recht dreckiges Stück Spree. Es wird halt alles immer „urbaner“, man will junge Familien in der Stadt halten, damit sie nicht in den Speckgürtel Berlins ziehen, um ihren Traum vom Wohnen im Grünen zu verwirklichen. Das Grün muss dafür natürlich erstmal weichen – ein Stück strapazierfähiger Rasen tut’s doch auch!
Schöner Wohnen im ehemaligen Knast
Am originellsten im gesamten Areal ist noch der gerade beginnende Ausbau des ehemaligen Knasts zu Eigentumswohnungen und Gewerbe – man nennt es jetzt „Berlin Campus“ und verschweigt doch glatt schamhaft die ehemalige Funktion der „denkmalgeschützten Bausubstanz“. Als ob man das übersehen könnte!
21. Juni 2007 um 15:10
Das sind ja interessante Bilder! Und die Geschichte dazu ist perfekt, hab mich grad köstlich amüsiert!
Eigentlich sollte da ja mal das Berliner Arbeitsgericht einziehen, aber wegen der denkmalgeschützten Bausubstanz ging das wohl nicht, da fiel mir ein Stein vom Herzen. Heut wär es mir egal, bin jetzt im „Unruhestand“.
Aber es ist wirklich schade, dass in der Stadt jedes grüne gewachsene Plätzchen „ordentlich“ gemacht werden muß. Bloß keine natürliche „Natur“ hier dulden. Find ich sehr schade!
Liebe Grüße sendet Maja
21. Juni 2007 um 22:59
Freue mich über deinen Kommentar! Schön, dass jemand das ähnlich sieht, der auch die Gegebenheiten kennt!!
9. Juli 2007 um 22:24
Wenn man meckern will, findet man immer das passende Bild!
Wenn mal etwas gernauer hinschaut, würde man ein paar wirklich klasse gestaltete Gärten finden. Nicht jeder hat schließlich als Zweitberuf Gartenarchitekt gelernt, davon abgesehen kostet es ne Menge Geld einen Garten anzulegen. Grüne Wiesen, stille Ort findet man in und um Berlin-Brandenburg nun wirklich genug. Wenn Stadt stört, der sollte auf Land ziehen.
Allein in unserer 11-er Baugruppe haben 12 Kinder hier endlich etwas frischere Luft, Natur im Garten, fast dörfliche Gemeinschaft und sind weg aus den z. T. öden, lauten stark befahrenen Straßen Berlins. Strapazierfähiger Rasen sollte es im übrigen schon sein, wenn ne Horde Kinder im Garten Füßball spielt.
10. Juli 2007 um 10:26
@Siri,
ich wollte nicht meckern, wäre sogar glücklicher, wenn es dazu keinen Grund gäbe. Aber gerade dieses Gebiet war mal für mich ein Grund, überhaupt nach Friedrichshain zu ziehen: die „Naherholung“ im Spontangrün der früheren Wildnis war einfach wunderbar – und noch dazu in fußläufiger Nähe.
Nun hat die Gegend ihren Charme komplett verloren – und dafür zahlen Leute dann noch Unsummen, um in eines dieser Reihenhäuser mit Handtuchgarten zu ziehen!
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1. September 2008 um 22:30
„Es sind noch Zellen frei“ – Sehr schön…
Es ist wirklich sehr schwer, eine schöne Wohnung mit einem schönen Garten zu finden. Für Kinder wäre ein wilder Garten sicher lustiger als das langweilige Rasengrün, aber das ist immer noch besser als nichts. Vielleicht wird’s ja noch…
Für dich gibt es doch noch den Treptower Park, ist auch nicht viel weiter. (Den haben die in Prenzlauer Berg schon mal nicht, mal so nebenbei.)
10. November 2011 um 09:27
Ich finde es traurig, wenn man sich über einen glatten, platten, grünen Rasen freuen muss… Es ginge ja noch schöner!